Am 25. April 2012 spielte er noch im Bayerischen Hof in München, am 6. Mai 2012 verstarb er bei der Einreise auf dem Flughafen in Philadelphia an den Folgen eines Herzinfarkts: Michael Burks. Er war ständiger Gast auf den Blues Cruises, die regelmäßig zwei Mal im Jahr stattfinden. So war es nur konsequent, dass die 20. Blues Cruise, die wieder durch den Karibik kreuzte, ihm gewidmet war.
Roger Naber, der Veranstalter der Kreuzfahrt, sucht immer eine Mischung aus ganz alten Musikern, Bluesern, die zwischen 40 und 55 Jahren alt sind und dann auch ganz jungen Protagonisten des Genres.

Auch dieses Mal gab sich die Creme de la Creme der amerikanischen Blues Szene auf der „New Amsterdam“ der Holland America Line die Klinke in die Hand. Zu den Headlinern gehörte auch Elvin Bishop und seine Band. Ihm zur Seite stand Mickey Thomas, ehemals Sänger bei „Starship“.
Mavis Staples stellte den Kontrast her, zeigte aber auch, woher der Blues kommt: Vom Gospel. Wenn man weiß, dass 80 % der Amerikaner religiös orientiert sich, erklärt sich auch der enorme Applaus, den ihre Vorstellung bekam.
Lazy Lester, mittlerweile auch schon 79 Jahre alt, einem Mundharmonika Virtuosen der Extra-Klasse, performte mit der Band von Mark Hummel, . Lazy Lester zeigte, was er auf dem gleichen Instrument noch zu spielen in der Lage ist. Auch Rod Piazza – ebenfalls Mundharmonika, war mit seiner Band dabei.
Stamm-Musikant Taj Mahal war dieses Mal wieder mit seiner Lieblings-Combo der „Phantom Blues Band“ vor Ort. Der alte Haudegen ist sehr launisch, die Konzerte können traumhaft, aber auch grottenschlecht sein. Dieses Mal erwischten wir eine der guten Phasen, was aber auch an der Phantom Blues Band lag, die auf jeder Position mit herausragenden Musikern besetzt ist.
Ganz neu und somit „Virgin“ auf der Blues Cruise Nr. 20 und Vertreter der „Mittelalten“: Big Head Tod and The Monsters. Er präsentierte eine gelungene Mischung aus Blues und Rock.
Ein weiteres Highlight war Otis Taylor mit seiner Blues Band.


c) TheMIchaelNoodle

Er verlieh dem Blues eine neue Ausdrucksform, die er selbst „Trans Blues“ nennt. Etwas ungewohnt am Anfang, aber dann doch überraschend eingängig. Unterstützt wurde er dabei von der unglaublichen Anne Harris, einer top ausgebildeten Geigerin, die mit ihrem Sex Appeal wichtiger Bestandteil der Vorstellung der Band war. Zwangsläufig lief man auf dem Schiff auch den Künstlern in die Arme. Anne Harris gehörte zu den liebenswürdigsten Musikern. Sie stand  jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.
Terrence Semien mit seiner „Zydeco Experience“ sorgte mit seiner, für Louisiana typischen Party Musik für eine super Stimmung. Auch er betonte, wie sehr er sich immer auf die Blues Cruise freue, mit der „besten Audience der Welt“.
Tab Benoit aus New Orleans bekam – wieder einmal - den Preis für die meisten Auftritte.


Ein wichtiger Aspekt jeder Blues Cruise ist, dass für eine Woche alle Musiker auch zusammen sind und sich regelmäßig zu ihren eigenen Konzerten einladen. Nach 0:30 Uhr beginnen darüber hinaus die Late Night Jams, die dann auch schon mal so lange dauern, bis die Sonne wieder im Osten aufgeht. Sechs jeweils unterschiedliche Bandleader laden die Musikanten zu ihren Jams ein, von denen sie meinen, dass sie am besten ins Konzept ihres Musik-Stils passen. 
Tab Benoit war – wie gesagt – am häufigsten eingeladen. Derselbe Tab Benoit hat zwei junge Musikanten unter seine Fittiche genommen und produziert zurzeit ein Album mit ihnen in seinem Studio in New Orleans. Es handelte sich um JP Soars und Demon Fowler. Beide sind für sich hervorragende Individualisten in ihrem Stil Gitarre zu spielen, aber noch hervorragender sind sie, wenn sie zusammen spielen. Ihr Projekt nennen Sie „Southern Hospitality“ und werden ergänzt durch den hervorragenden und schwergewichtigen Organisten Victor Wainwright. Ihre Konzerte bildeten weitere Highlights dieser Reise.
Zu stehenden Ovationen kam es am letzten Tag, als Daniele Schebelen, Bass Spielerin und Sängerin der Band „Trampled under Foot“ zusammen mit Victor Wainwright, den Etta James Klassiker „I’d rather go blind“ coverte. Mit einer ungewöhnlichen Intensität interpretierten die beiden dieses Lied und übertrafen sich selbst.

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(c) RobChristopher

Noch recht „frisch“ in der Szene ist Marquise Knox, erst 1991 geboren, ist er schon jetzt fester Bestandteil der Szene und auch ein Beispiel dafür, dass schon in jungen Jahren der Durchbruch zur Spitze möglich ist.
Auch Fragen zur Rock Geschichte konnte man stellen und sie wurden auch fundiert beantwortet. Wer spielte auf Jimi Hendrix‘ „Electric Ladyland“ die Orgel? Die ausführlich gebildeten Kenner antworteten spontan, das war Steve Winnwood, das stimmt zwar, aber nicht ganz. Auf dem Stück „Still Raining, still Dreaming“ spielte nicht Steve Winnwood, sondern Michael Finnegan, Organist der Phantom Blues Band. Bei einem Gespräch mit ihm, eröffnete er diese Erkenntnis und meinte auch, dass er immer wieder gerne nach München kommt, in der Vergangenheit schon etliche Male, als Begleitmusiker von Joe Cocker.

Eine Kreuzfahrt hat immer auch einen touristischen Aspekt, der auf der Blues Crusie nicht zu kurz kommt, aber bei weitem nicht von allen Gästen wahrgenommen wird. Häufig werden die für Landgänge vorgesehen Stunden zum Ausschlafen genutzt. Dieses Mal war zunächst ein Strand Tag auf „Half Moon Cay“ angesagt. Zusätzlich zum sonnen spielten die „Lee Boys“ und „Southern Hospitality“ am Strand.
Weitere Inseln waren „Tortola“ und „St. Kitts“, die angefahren wurden.
Nächstes Jahr geht’s am 19.1.2014 wieder los – für eine Woche intensive musikalische, aber auch kulinarische Erlebnisse, die man nie vergisst und vielleicht auch dazu führen, dass man immer wieder hin will. Zwei Drittel der Passagiere sind Stammkunden.
Keep bluesin‘
Text & Fotos: Stephan Köhler