Als Franke und Fast-Nürnberger hat man es nicht leicht. Nicht nur wegen der derzeitigen Verfassung des „Glubb“ in der Fussball-Bundesliga, auch rocktechnisch läuft für Fans traditionellerer Mucke im Frankenland derzeit sehr wenig, so dass man doch immer bzw. immer öfter in die verbotene Stadt im Süden fahren muss. 
So war  das auch diesmal der Fall zum Stelldichein von Halestorm im Münchner Backstage-Club. Für die 3 Jungs und das eine Mädel aus den US of A war es die erste Headlinertour durch good ol‘ Europe und das bereits nach zwei CD’s. Ziemlich rasant, sag ich mal aber auch wohlverdient, ist die sympathische Truppe doch meines Erachtens eine der wenigen „neueren“ Bands, die das Zeug zum ganz großen Durchbruch haben mit ihrer Mischung aus modernem und gleichzeitig melodischem Rock. Als Schmankerl hab ich mir zusätzlich das Meet and Greet gegönnt, welches inklusive Ticket auf ganze 46 Euro kam, eine Summe, über die Kiss nur lachen können, rufen diese für derartige Veranstaltungen vierstellige Summen auf. Für den Preis gab es dann neben einem Treffen noch einen hochwertigen Poster und einen Laminat-Pass. 

Aber von Anfang an: bei schlimmstem Wetter angekommen ging es bereits um 18 Uhr zum Backstage, Treffpunkt für die „Mieter und Grieter“ war schon um 18:15 Uhr vor der Halle. Es warteten bereits einige Leute vor dem Eingang, von denen ich erst dachte sie wären alle mit einem Ticket-upgrade ausgestattet, letztlich waren dies aber nur ganze 4 Leutchen sowie zwei, die das Meet’n Greet bei einem Preisausschreiben gewonnen hatten. Dabei war ein fränkischer Mitbürger, der bereits eines der oben beschriebenen Kiss-Meetings zu horrenden Preisen mitgemacht hatte, und man kam gleich ins Gespräch. Rock’n Roll verbindet eben immer.

Nachdem die resolute Backstagemanagerin(die später auch T-Shirts am Merchandisestand verkaufte) die Namen kontrolliert hatte, ging es über ein paar Wendeltreppen in die heiligen Gemächer der Band. Am sehr lecker aussehenden Catering vorbei und schon stand man im eher spartanischen Backstageraum des Backstage. Blickfang der Truppe und sicher auch der Hauptgrund für ihren derzeitigen Erfolg war Bandleaderin Lzzy (richtig geschrieben!) Hale, von der ich an sich dachte, sie wäre auch offstage eine wilde Rock-Sau. Aber da war eher das Gegenteil der Fall, was nun aber ganz und gar nicht negativ gemeint ist. Sie war total sympathisch und machte eher einen etwas schüchternen Eindruck. Just am Tag des Auftritts in Munich hatte sie zudem Geburtstag. Der schlaue Franke wusste das natürlich, und so bekam sie von mir eine Packung Nürnberger Lebkuchen (mit der Bitte demnächst als Headliner in Nürnberg zu spielen) und von meinem fränkischen Kollegen einen Motörhead-Wein. Als Danke gabs eine leckere Umarmung und ein bisschen Smalltalk über die Tour und dies und das.

Natürlich wurden die anderen drei Herren (darunter Lzzy’s Bruder AreJay) auch nicht vergessen, ebenfalls alle drei sehr sympathische Zeitgenossen ohne jegliche Star-Arroganz. Ich hoffe das bleibt dann auch so wenn sie alle Weltstars sind. Nach Übergabe der genannten Goodies und dem Signieren der CD-Booklets ging es dann wieder langsam zurück Richtung Halle, wo wir zum Glück gleich drinnen bleiben durften. 
Draußen regnete es in Strömen und so waren wir dann zu sechst alleine in der Halle und bekamen noch den Soundcheck der ersten Vorband „Zicos Chain“ mit. Die Bar machte dann auch auf und so gab es dazu auch noch ein schönes Bierchen. Als dann offiziell die Tore öffneten war bald klar, dass es sehr voll werden würde. Angeblich war es am Schluss sogar ausverkauft. Bei humanen Preisen von 20 Euro an der Abendkasse inklusive zweier Vorbands war das auch kein Wunder. Pünktlich um Acht ging es los mit besagten „Zicos Chain“ aus England los, die eine eher modernere Rockmucke spielten. Mir persönlich war es etwas zu arg tiefergestimmt und alternativ aber ich hatte andererseits auch schon schlechteres gesehen. Von anderem Kaliber waren aber die Jungs von Heaven’s Basement, die bislang gefühlte 312 Besetzungswechsel und 32 Ep’s herausgebracht haben.

 Im Januar soll nun endlich die erste richtige Longplay-CD erhältlich sein. Der Sound war – wie auch schon bei Vorband 1 – etwas arg übersteuert und die Gitarren sowie der Gesang waren manchmal schon etwas schlecht zu hören. Aber die Herren bemühten sich redlich. Der Sänger kam zwar etwas tuntig rüber, dafür war der Gitarrero ein Poser vor dem Herren und schien das Stageacting sämtlicher 80er-Hairbands im Repertoire zu haben. Letztlich ein kurzweiliger 45minütiger Auftritt. 

Natürlich waren fast alle wegen Halestorm da. Wie im größeren Zenith in München ist es auch im Backstage so dass die Band nicht von hinten sondern von einer Ebene über den Zuschauern rechts in der Halle die Bühne betritt. Das Backstage war nun gerammelt voll und harrte der Dinge die da kommen. Hatte man Frau Hale erst vorhin ungeschminkt und in „normalen“ Strassenklamotten hinter der Bühne gesehen so hatte sie sich nun komplett verwandelt und war komplett in schwarz mit Overknees und Stiletto Heels ausgestattet und grell geschminkt. as sah anders, aber nicht minder lecker aus als noch vorhin.

 Mit „Love Bites“ von der neuen Scheibe ging es krachend los, Lzzy war sehr gut bei Stimme, obwohl sich herausstellte, dass sie seit Tagen ziemlich erkältet war und kurz vor dem Konzert sogar noch von einem Doc fitgespritzt werden musste. Ihr Bruder erzählte bald dem Publikum, dass seine Sister heute ihren Ehrentag feiert und just gab es wirklich zwischem JEDEM Song von den Fans ein „Happy Birthday“-Ständchen. Lzzy war davon sichtlich gerührt und ihre Krankheit war ihr nicht anzusehen. 


(c) MartyParty

Wie performt sie denn wenn sie topfit ist? frage ich mich. Sie war wirklich ein absoluter Wirbelwind und spielte auch sehr gut Gitarre, wie überhaupt die gesamte Band instrumental über jeden Zweifel erhaben war. Dass sie auch gut covern können haben sie bereits mit einer Cover-EP bewiesen, von der gab es den G’n R-Klassiker „Out ta Get Me“ in einer fulminanten Version. Ob den unser Axel mit seiner Covercombo noch so hinbekommt wage ich mal zu bezweifeln. Das Publikum lag Lzzy jedenfalls zu Füssen, die Dame hatte wirklich absolutes Charisma und Starappeal. Von ihrer Schnute erinnerte sie mich an eine weibliche Ausgabe von Cinderella’s Tom Keifer, nur in der „Beauty“-Version. 

Nach einem etwas längerem Schlagzeugsolo, welches aber trotzdem ganz kurzweilig war mit riesigen Drumsticks als Gag zum Schluss, gab es auch Balladen, bei denen Lzzy auch zeigen konnte, dass sie die ruhigeren Momente perfekt beherrschte. Die Stimmung war wirklich top, und als „Meet n Greeter“ in Reihe eins Mitte zu stehen hatte auch was. So kamen auch ein paar brauchbare Fotos zustande. 


Nach ein paar Happy Birthdays mehr, war nach knapp 90 Minuten leider schon Schluss und mit der Hymne „Here’s To Us“ wurde man wieder auf die Strasse gelassen. Cool, dass die Gute beim endgültigen Verabschieden mir noch ein „Thanx for the Gingerbread“ von der Bühne hauchte. Ach wie war das schön . Auf dem Weg zum Auto begegnete einem noch der Gitarrero von Heaven’s Basement, wie er seine Maxi-CDs für 2 Euro in bar an den Mann bzw. die Frau bringen wollte. Das stimmte einen ja fast schon traurig, aber die CD war es wert und so machte man ihm auch noch eine Freude und zwei Euro reicher.
Alles in allem war es für mich das beste „kleinere“ Konzert heuer. Wenn nichts außerplanmäßiges passiert prophezeie ich der Band eine wirklich große Zukunft. Verdient hätte sie es jedenfalls, denn es hat sowohl der Truppe als auch dem Publikum einen Riesenspaß gemacht. Und das Lzzy rult ist eh klar oder?

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Alle Fotos & Text v. Martin W.