Am 03.11. führte der Weg nach Ludwigsburg, wo in der dort, beheimateten Rockfabrik das Heat Festival 2013 stieg.
Der Club erwies sich als gut gefüllt mit vielen Melodic Rock Fans, die teilweise sogar aus der Schweiz, Frankreich und England angereist waren. Pünktlich um 14 Uhr ging es los.

Den Beginn setzten Covered Call, die erste von drei schwedischen Bands dieses Events. 


Der bekannteste Musiker in ihren Reihen war sicherlich Sänger Göran Edman, der schon für Leute wie Yngwie Malmsteen und John Norum gesungen hatte. Er gilt als einer der besten Sänger im Melodic Rock Bereich. Die Band legte einen ordentlichen Auftritt hin. Störend war nur der Notenständer, auf dem sich Göran Edman die Songtexte drapiert hatte, um sie abzulesen. Das war schon etwas abtörnend, da dadurch natürlich auch sein Bewegungsradius sehr eingeschränkt war und einfach keine gute Bühnenperformance möglich war. Edman entschuldigte sich dafür, aber er habe sich die Songtexte aus Zeitgründen nicht rechtzeitig auswendig lernen können. Nun, so konnte es gehen, wenn man in zu vielen Projekten involviert ist wie Mr. Edman...
http://www.coveredcall.se/ 
 

Weiter ging es mit der zweiten schwedischen Truppe des angefnagenen Nachmittags, den Sleaze Rockern Bai Bang, die ebenfalls eine exzellente Bühnenshow präsentierten  und ordentlich Dampf machten.


Auch das war ein gelungener Einstand der Partyrocker, der viel Spaß machte und keine Langweile aufkommen ließ.
http://www.baibang.se  


Als dritte Combo  war nun die italienische Rockformation Lionville um Keyboarder/Sänger Alessandro Del Veccio (u.a. Hardline) an der Reihe.


Sie erhielten sehr viel Applaus. Überhaupt waren Lionville  für mich die Überraschung des Festivals. Besonders gefallen hat mir der Gesang von Alessandro Del Veccio, den ich schon fast als stärksten Sänger des Festivals eingestuft hätte, hätte da nicht noch ganz zum Schluss noch jemand seine Talente übertroffen. Aber dazu kommen wir später.


(c)fredtrunner

http://www.lionville.it 


Als nächstes waren Newman an der Reihe, die kurzfristig für die australische Band White Widdow eingesprungen waren, die leider abgesagt hatten. 


Die englischen Melodic Rocker um Sänger Steve Newman verstanden es ebenfalls vorzüglich, ihre Qualitäten auf den richtigen Nenner zu bringen. Auch hier war es vor allem der Sänger, Steve Newman, der hervorstach. Als besonderer Gag kamen beim letzten Song des Sets Harry Hess und Darren Smith von Harem Scarem als Backing Vocals Sänger ganz spontan auf die Bühne, um mit ihrem Zutun den Song zu veredeln.
http://www.newmansound.com/ 


Nun war mit Hartmann die erste deutsche Gruppe des Festivals am Start. 


(c)fredtrunner


Oliver Hartmann und seine Jungs setzten dann noch einen drauf. Vor  einigen Jahren waren sie mal im Vorprogramm von House of Lords zu sehen, wo sie auch schon sehr gut ankamen, aber heute waren sie nochmal um einige Klassen besser. Die Band spielte extrem tight und mit großer Spielfreude. Hier passte einfach alles. Im Mittelpunkt stand natürlich Sänger/Gitarrist Oli Hartmann, der auch gesanglich zu den besten seines Fachs gehörte. Und über seine erstklassige Gitarrenarbeit muss man auch keine Worte mehr verlieren (für  viele war er der beste Gitarrist des Festivals). Mit der Übernummer "Don't give up your dream" hatten sie für mich außerdem den Song des Festivals schlechthin im Repertoire. Das Publikum forderte erstmals lautstark eine Zugabe, die sie trotz des engen Zeitplans auch bekamen ("Music" von John Miles in einer heavy Version). Das war ein ganz starker Auftritt, der nur schwer zu toppen sein würde.
http://www.oliverhartmann.com/HARTMANN/start.html 


Nach Hartmann folgte At Vance als zweite deutsche Formation mit ihrer Show. 


Die Melodic Metal Band um Gitarrist Olaf Lenk hatte zu Beginn ihres Sets mit kleineren technischen Problemen zu kämpfen (die einzigen des Tages), die aber nach kurzer Zeit beseitigt werden konnten. Aber anschließend lief alles glatt und der Zuspruch von Seiten des Publikums sprach Bände. 


(c)fredtrunner


At Vance waren sicherlich die härteste Band des Festivals, die aber trotzdem gut ins Festival Line up passten.
http://www.at-vance.com/ 


Ladys & Gentlemen: The Poodles und damit der dritte Streich aus Schweden und als vorletzter des Festivaltages ....


The Poodles hatten sich in letzter Zeit ziemlich rar gemacht in Deutschland (erster Auftritt seit zwei Jahren). Viele Fans waren deshalb nur wegen ihnen angereist. Die Schweden ließen sich deshalb auch nicht lumpen und dankten es den Leuten mit einer mehr als  energiegeladenen Performance. 


(c)fredtrunner


Keine Sekunde war langweilig, da alle Musiker ständig in Bewegung waren. Vor allem Frontmann Jakob Samuel war nicht zu bremsen. Fazit war: toller Auftritt und mit einer der besten Bühnenshows des Festivals.
http://www.poodles.se 


Als Schlusspunkt des Tages stiegen nun noch die Kanadier Harem Scarem auf die Bühne. 


Die Melodic Rock Legende um Sänger Harry Hess und Gitarrist Pete Lesperance hatte sich erst dieses Jahr wieder reformiert. Die Spannung im Publikum war daher entsprechend groß, ob die Band auch live so rüber kommt wie auf CD.

Den Schwerpunkt des Sets bildeten natürlich die Songs des Albums "Mood Swings", das vor kurzem als "Mood Swings II" aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums wiederveröffentlicht wurde. Schon nach kurzer Zeit war ersichtlich, dass die Band in erstklassiger Verfassung war . Übertroffen hatte sich Harry Hess himself, der selbst die höchsten Töne locker aus dem Ärmel schüttelte. Mit seinen stimmlichen Fähigkeiten könnte er sicherlich auch bei einer Heavy Metal Band shouten. Harry Hess, war daher der beste Sänger des Festivals. Auch das Gitarrenspiel von Pete Lesperance erwies sich  vom Allerfeinsten. Harem Scarem glänzten zudem mit ihrem Harmonie- Vocals, denn alle vier Bandmitglieder sind ausgezeichnete Sänger. Die Kanadier zogen alle Register und feuerten einen Knaller nach dem anderen ins euphorisch mitgehende Publikum. 


(c)fredtrunner


Hier ging die Post aber so richtig ab. Die Fans waren am Ausrasten und forderte lautstark nach Ende des regulären Sets eine Zugabe, die ihnen mit den Hammersongs "No Justice" und "Change Comes Around" auch gewährt wurde. Damit waren die letzten beiden Songs der Setlist eigentlich abgearbeitet. Wer aber dachte, dass damit der Gig beendet wäre, hatte die Rechnung ohne das total ausflippende Publikum gemacht, die die Headliner hier frenetisch feierten und dem es durch minutenlangen, lautstarken Applaus tatsächlich gelang, Harem Scarem nochmals auf die Bühne zu holen. Bevor die Band einen letzten Song spielen konnte, musste sich allerdings Drummer Darren Smith zwei Drumsticks aus dem Publikum "leihen", denn er hatte nach Ende des geplanten Sets alle Drumsticks in die Menge geworfen. Aber auch dieses "Problem" konnte mithilfe zweier Besucher gelöst werden. Dann war aber endgültig Schluss und die Kanadier verabschiedeten sich von einem restlos begeisterten Publikum. Harem Scarem waren ein würdiger Hauptact und mit ihrem grandiosen Auftritt der absolute Höhepunkt des Abends.
http://www.haremscarem.net/ 

Fazit
Das Heat Festival 2013 bot über 9 Stunden Melodic Rock vom Feinsten und war eine überaus gelungene Veranstaltung, die jeder Rockfan einmal besucht haben sollte, denn auch das Preis-/Leistungsverhältnis war  außergewöhnlich gut (wo bekommt man schon acht Top Bands für 39 Euro geboten). Die Location Rockfabrik war und ist außerdem für ein solches Event bestens prädestiniert. Das Team hat eine spitzenmäßige Veranstaltung aufgezogen, die selbst die weiteste Anreise wert ist. Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass der strenge Zeitplan (15 Minuten Umbaupause zwischen den Acts) sehr gut eingehalten werden konnte und es somit zu keinerlei Verzögerungen im Ablauf kam. Die musikalischen Höhepunkte waren für Fans wie mich -  Harem Scarem und Hartmann, die aus dem schon sehr guten restlichen Line up nochmals hervorstachen (da sie auch die beiden einzigen Bands mit Zugaben waren, dürfte ich damit nicht so total verkehrt liegen). Da auch dieses Jahr der Besuch trotz (oder wegen) des Sonntagstermins optimal war, sind  bereits schon wieder die Planungen für das Heat Festival 2014 angelaufen . Das Festival ist auf gutem Wege sich zur kleinen aber feinen Alternativveranstaltung des britischen Firefestes zu entwickeln. Man kann allen Rockfans nur wärmstens empfehlen, sich im nächsten Jahr das Heat Festival nicht entgehen zu lassen und Anfang November 2014 der Rockfabrik in Ludwigsburg einen Besuch abzustatten.
http://heat-festival.eu/
Text & Fotos: Bodo Fink