Am vergangenen Donnerstag machten Iron Butterfly in der Blues Garage Isernhagen bei Hannover Halt. Es wirkte jedoch auf mich wie ein unfreiwilliger Abschied. Anders kann ich mir nicht erklären dass diese Kultband vielleicht gerade mal 150 Nasen sehen und hören wollten.  Das lag sicher nicht an einer allgemeinen Konzertmüdigkeit oder am Eintrittspreis von lächerlichen 20,- EURO. Denn das Gegenteil bewies zwei Tage später Richie Kotzen vor ausverkauftem Haus oder auch Melissa Etheridge  im ausverkaufte Capitol am Tag vorher.

Aber zurück zu Iron Butterfly (Quelle: Wikipedia.de): die "60s Psychedelic Rockband" wurde 1966 in San Diego gegründet. Es gab einige Umbesetzungen im Line Up sowie Auflösungen und Wiederbegründungen , zwei Bandmitglieder sind inzwischen verstorben. Heute besteht die Band aus Lee "Captain Beyond" Dorman (Bass und Gesang). Lee gründete nach der Auflösung von Iron Butterfly im Jahr 1971 die Band "Captain Beyond", daher der Spitzname), Martin Gerschwitz (Keyboard und Gesang), Charlie Marinkovich (Gitarre und Gesang) sowie Gründungsmitglied Ron Bushy (Schlagzeug).

Die meisten antworten auf die Frage "Kennst Du Iron Butterfly?" pfeilschnell mit "In-A-Gadda-Da-Vida!!". Das ist jener Song vom gleichnamigen, 1968 erschienenem Album das der Band sehr viel Ruhm und damit Geld bescherte. Ganz witzig ist die Anekdote, die sich über die Enstehung dieses Titels seitdem rankt (Quelle: Wikipedia.de) : Schlagzeuger Ron Bushy hatte bei den Aufnahmen einen Kopfhörer auf und fragte Doug Ingles (Gründungsmitglied, damals Keyboard und Gesang) nach dem Titel des nächsten Songs. Dieser antwortete mit " In The Garden Of Eden" -  Ron verstand unter seinen Kopfhörern jedoch "In-A-Gadda-Da-Vida" - und kritzelte den Titel sogleich artig unter die Noten. Andere sprechen auch von Drogen während der Aufnahmen ... wie auch immer: der Titel wurde nicht nur wegen seiner Länge sondern auch wegen des enthaltenen Schlagzeugsolos zum Geniestreich. Diesen konnte die Band allerdings nie wiederholen. Auch das sehr bekannte  "Butterfly Bleu" konnte nicht an diesen Erfolg anknüpfen.

Butterfly Bleu (Video)

 


Ich hatte den Eindruck das die Mehrzahl der wenigen Besucher nur auf den einen Song wartete, und somit den Rest mehr oder weniger schlichtweg ignorierte und nur aus reiner Höflichkeit applaudierte. Sämtliche Versuche vom Keyboarder oder Gitarristen doch noch etwas Schwung in die Bude zu bringen schlugen praktisch fehl. So zündete es auch nicht mehr allzu sehr als der Gitarrist spielend die Stufen hoch sprang um noch im hintersten Winkel des Balkones die Zuschauer zu animieren. Musikalisch gesehen wabberten zwischen meinen Trommelfellen Klänge von Rush,  Yes,  The Doors und Pink Floyd hin und her, nur auf eine ganz eigene rockige und verspielte Art. Für die Videos am besten das Telefon und die Klingel aus schalten, Kopfhörer auf die Ohren, Beine ausstrecken, nicht vorspulen und genießen .Erwähnenswert sind auf jeden Fall noch die Ansagen Captain Beyond" plauderte mit Witz und Charme aus dem Nähkästchen vor den jeweiligen Titeln über dieselbigen. Leider machte er jedoch einen körperlich sehr kranken Eindruck: er musste  gestützt werden um auf die Bühne zu seinem Hocker und wieder zurück zu gelangen. Wie traurig.... 


Alle Fotos/Clips & Text  Matthias Grauer


Als Resümee bleibt mir nur zu sagen: ich bin froh diese Band und diesen Teil der Musikgeschichte noch ein Mal mit erlebt zu haben. Insgesamt betrachtet hatten das Iron Butterfly jedoch nicht verdient : ein Trauerspiel bei dem man nicht wusste, ob man vor Freude über die Musik oder wegen der Randbedingungen weinen sollte. Ich jedenfalls werde diesen Abend noch sehr lange mit viel mehr Freuden- als Trauertränen in Erinnerung behalten.
http://www.ironbutterfly.com/