Es sind immer diese berühmten Momente, solche Erlebnisse die hinterher
einen wie mich dazu bewegen, der ganzen Welt am liebsten zu sagen,
was sie in meinen Augen verpasst hat!! Gestern war wieder eines dieser
Erlebnisse, einer dieser sehr seltenen Momente, die mich mit meinen 46
Lenzen dazu bewogen haben, mich in die erste Reihe zu kämpfen, dort zu
halten, wo ich versucht habe mit ins Mikrofon zu brüllen und ihn, den
außergewöhnlichen Sänger doch mal zu berühren, und um später auch
noch ein Shirt zu kaufen, was in meinen eben 46 Jahren, gestern zum
dritten Mal erst vorkam.
Die Rede ist vom einzigartigen JELLO BIAFRA!!!!!!!!!!!!!!!!! Der
ehemalige Sänger der vielleicht zu früh aufgelösten DEAD KENNEDYS gab
sich gestern in der Backstage Halle mit seiner Band „Jello Biafra And
The Guantanamo School Of Medicine“ die Ehre bzw. ich und die volle
Backstage Halle hatten die Ehre, dieser Vorstellung beizuwohnen.
Laut Info heißt es, dass sich Jello Biafra zu seinem 50.
Geburtstag eine neue Band gegönnt und geschenkt hat.Und da war er
schon, der Knackpunkt, der einen wie so oft in den letzten Jahren überlegen
lies, ob man sich das überhaupt antun soll. Diese Reunions die zum großen
Teil völlig überflüssig und enttäuschend sind. Vor allem wenn man
damals so wie ich 1980/81 ?? mit 1100 anderen Leuten in der Alabamahalle
DEAD KENNEDYS gesehen hat.
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Dieses
überragende Konzert mit einem irren, schlaksigen, quirligen Jello
Biafra. Aber
als alter DK und Jello Biafra Fan, hat es mich dann doch ins Backstage
getrieben.
Erwartet hatte ich, wie wahrscheinlich die meisten, in der Backstage
Halle gar nichts, auch wenn ein Song auf der Myspace Seite schon sehr
verheißungsvoll klang. Es fiel auch die Aussage: „Ich glaube das wird
ein Scheißkonzert“. Nach einer mir unbekannten und schrecklichen
Vorband die die meisten Leute in den Biergarten trieb, war es dann
endlich soweit. Die Liste der Bands die sich mit einem Gastauftritt usw.
mit Jello Biafra rühmen ist endlos lang. „The
Offspring“, „The Melvins“, „D.O.A“, „Soulfly“, „Sepultura“
usw. usw. Usw. Da
kam und stand er nun, einst ein Jugend- und Punk-Idol, grauhaarig,
lichter Hinterkopf, leicht übergewichtig.Aber schon beim betreten der Bühne
von Jello Biafra war es zu spüren - diesesKribbeln, eine Spannung unter
den Leuten, eine Verehrung und Hochachtung an einen Musiker der Punk-Geschichte
geschrieben und geprägt hat. Ein Dankschön in Form von Applaus und
purem Jubel empfing ihn!! Ein paar Begrüßungsworte und die Band
perfekt, treibend, auf den Punkt genau legte los - mit ihr Jello Biafra.
Die ersten 4 Songs hätten genauso gut auf ein Album gepasst mit „Holiday
in Cambodia“. Vorzüglich die neuen Songs, als wäre die Zeit stehen
geblieben und hätte sich nur äußerlich bei Jello Biafra und den
Leuten in der Halle bemerkbar gemacht. Alle Songs hatten diesen
typischen treibend DK Groove, so dass man sich einfach nicht ruhig halten
konnte. Und Jello, trotz 50, trotz Übergewicht und lichtem Haar, war
von Anfang an wie früher!! Quirlig, zappelig, energetisch trieb er die
Songs an und unterstrich sie immer wieder mit seinem typischen
Mimikspiel. Natürlich kamen einige Ansagen politischer Art mit vorzüglichen
Spitzen, auch gegen Gerhard Schröder in Bezug auf seine Tätigkeit bei
einer russischen Gasfirma, oder er unterhielt sich auf witzige Art mit
dem Publikum.
Der
Jubel, die Begeisterung der Leute, die mit einer Alterspanne von 18-55
Jahren vertreten war, stieg von Song zu Song unaufhörlich an und immer
mehr begannen zu tanzen und zu zappeln. Beim 5. Song und dem ersten DK
Klassiker „California Über Alles“ brachen die Dämme, oder spätestens
die Zurückhaltung aller anderen, die versucht haben, sich krampfhaft
ruhig zu halten, und ich konnte nicht mehr anders als mitzumachen. Mich trieb
es in diesem Moment nur noch nach vorne. Ich wollte dabei sein, vorne im
Pulk der Leute, die sich an die Bühne quetschten und Pogo tanzten.
Jello Biafra in Hochform stürzte sich mit einem Hechtsprung in die
Menge und ließ sich treiben und sang mit den Leuten. Der Jubel danach
war grenzenlos, laut, euphorisch, hysterisch, kreischend!!!! Nach
weiteren neuen Songs, Biafras Hechtsprungeinlagen, kamen noch die
Klassiker „Holiday In Cambodia“, „Moon Over Marin“. Man hätte
sich noch „Too Drunk To Fuck“, „Kill The Poor“ usw. gewünscht.
Vielleicht beim nächsten Mal, hoffentlich!! Aber er hatte sie
alle in seinen Bann gezogen und hat es allen gezeigt!!! Allen Leuten in
der Halle, allen Bands von früher und heute, die meinen, sie hätten
was zu sagen, die meinen, sie wären jemand!!! Ich bin auch ein
Musikfan von A-Z, und ich habe so viele geile Konzerte gesehen, doch
dieses Konzert gestern, gehört in die Kategorie außergewöhnlich!!! Nicht
umsonst schmücken sich so viele Bands mit seinem Namen, und dass sie mit
ihm etwas gemacht haben und bringen ihn in verschiedenster Art und Weise
in Verbindung. Und Jello Biafra ist außergewöhnlich, eine Klasse für
sich, ein Entertainer, auf seine Art unerreicht!! Und ich, - ich durfte
mich austoben, schwitzen, Jello mit auffangen (alleine wäre ich
zusammengebrochen) Jello mittragen, Jello umarmen, mit Jello
singen.Nicht nur für mich, sondern für die volle Backstage Halle ein
sicher unvergesslicher Abend und ein unvergessliches Konzert!!
http://www.myspace.com/jellobiafraandthegsm
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