Wie schreibt
man eine Konzertkritik, bei der man weder den Künstler noch die Songs
geschweige denn die Musikrichtung kennt, oder besser gesagt, bis jetzt
nicht kannte?
Ganz einfach, man erhält den Termin Charlie Musselwhite ausdrücklich als Konzerttipp. Danach schaltet man auf der Rückfahrt vom Konzert nicht das Autoradio ein, um sich zu zuschwallern, sondern um seine Gedanken und Eindrücke Revue passieren lassen zu können. Anschließend versucht man, diese Impressionen sowie das Gefühl, das einem das Konzert vermittelte, nieder zu schreiben. Nun denn - Henry, Chef des kleinen, aber feinen Clubs hier, hatte wieder eingeladen. Diesmal zu einem Blueskonzert, -stop - falsch! Nicht zu "einem Blueskonzert". Sondern zu einem unvergesslichen Abend mit DER Blueslegende schlechthin. Charlie wer...? Ich gebe zu, dass ich wikipedien musste, um zu erfahren, wen ich denn da vor mir hatte. Immerhin spielte er ja schon "at the Nation's best Honky Tonk & Blues Bar" in Knucklehead,Kentucky und war bereits 6 Mal für den Grammy nominiert.
Und dann wurde dank einer Top-Band,bestehend aus 3 Musikern
gezaubert: Eine sphärische Mischung aus mitreißenden Klängen,
atemberaubenden Soli und einfach "dem Blues-Feeling" wabberte
durch die Garage und ließ die etwa 250 Besucher mit einem doch etwas höherem
Durchschnittsalter selig mittanzen und -wippen. Es ertönte stimmiger Blues, der gute Laune
machte, so dass sich sogar die Profi-Fotografen
am Bühnenrand nicht durch die, anfangs etwas unsanfte Handbewegung von
Charlie bzgl. des Filmens und Fotografierens irritieren ließen.
Und Nicholas, offenbar der Sohn eines Gastes, der lange sein "Walt Disney' lustiges Taschenbuch" mit
Taschenlampe auf einem Hocker neben den Boxen gelesen hatte, hielt es
irgendwann nicht
mehr länger aus und wollte dann vor dem Start des 2. Sets auch gerne mal
aus der Nähe sehen, wie man denn nun (Blues-) Schlagzeug spielt. Also
ging's ab
auf die Bühne und mal eben den Drummer gefragt. Ok
, why not? Nicholas bekam einen Drumstick in die Hand gedrückt, durfte sich kurz
am Becken versuchen, und lehnte dann beim nächsten Song ´gemütlich an der
Wand hinter dem Schlagzeug und schaute dem Drummer genau
auf die Finger. Wer ein guter (Blues-)Schlagzeuger
werden will, schaut sich am besten bei einem Charlie Musselwhite Gig die
Drumkünste an, ;-)
Bei
dieser Gelegenheit schicke ich viele Grüße an 'Hannover Concerts': Hier
in der Blues Garage braucht es keinen Ordner, der dem zahlenden Publikum das Handy beim
fotografieren oder filmen aus der Hand schlägt. Hier gibt es noch
Stil. Ihr könnt also Euer Foto-Verbot-Pappschild von 1979 nun wirklich
mal wegschmeißen. |
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