Leicht verspätet erfüllen ab ca. 20.15 Uhr zunächst Vivaldis
klassische Klänge der "Vier Jahreszeiten" den schönen
Konzertsaal, dargeboten von einem, nun sagen wir mal - exzentrisch
wirkenden Musiker, der jedoch genau weiß was er tut und vor allem was
er kann. Interpretiert wird die wunderbare Musik im wahrsten Sinne des
Wortes durch seine eigene Note, so z.B. durch so manche schrägen Töne
aus seiner E-Geige. Wobei "schräg" bitte nicht mit
"falsch" verwechselt werden darf! Wer genau hin sieht bemerkt
wie Mr. Kennedy seinen Schabernack mit dem Orchester treibt. Und so crazy
er auch mit seiner punkerhaften Ausstrahlung und seinen mit
britischem Humor gespickten Ansagen an das Publikum wirkt, so hat es der
Mann, meiner,
in Sachen Klassik jungfräulichen Sicht, einfach nur
drauf. So schnell wie manchmal im echten Leben, sind auch an diesem Abend
die vier Jahreszeiten schon wieder vorbei, und das zufriedene Publikum
wird gegen 21.30 Uhr in die 15 minütige Pipi- und Prosecco Pause
geschickt. Erstes Fazit: US-amerikanische Wissenschaftler haben heraus
gefunden, daß Kühe bei Musik von Metal, insbesondere KISS, nicht nur
schlechtere sondern auch weniger Milch geben. Das kann ich jetzt sogar
irgendwie nachvollziehen - ohne meine heilige Band oder meinen, sonst heiß
geliebten Musikstil schlecht machen zu wollen!
Der zweite Teil beinhaltet dann die "Four Elements", ich nehme
an es sollen Feuer, Erde, Wasser und Luft sein. Es wird noch knapp 1,5
Stunden Klassik a la Kennedy gemixt mit Pop, Rock, Soul, Jazz und Anflügen
von Loungemusik was die wertvollen Instrumente halt so her geben. Der staunende
Zuhörer erlebt eine Achterbahnfahrt der Klänge mit einem
faszinierendem "Musiker". Mit auf diesem Programm steht auch
noch je eine Einzelperfomance von zwei seiner Backgroundsänger. Auf
keinen Fall darf die Leistung des 20 köpfigen "Orchestra of
Live" unerwähnt bleiben! Dieses scheint präzise auf einander
eingespielt zu sein wie ein deutscher Automotor. Es orientiert sich
untereinander mit Blicken, auch zu Nigel Kennedy, um ihm damit ein
akustisches Gerüst vom Feinsten zu bauen, in dem er sich von flüsterleise
bis laut nach Herzenslust dankbar austobt.
Fazit: Ich erhalte für mein Geld bei Nigel Kennedy nicht
"nur" klassische Musik sondern einen sehr breiten und vor
allem hörbaren Klangbogen allererster Sahne. Und ich kann wohl auch nur
im Geringsten erahnen wie genial die Musik der frühen Komponisten
wirklich ist. Auch wenn ich Scorpions Drummer James Kottaks Rückentattoo "Rock n
Roll Forever!" voll und ganz zustimme, so besteht die bunte Musikwelt
nicht nur daraus, und ich bin sehr froh diese Erkenntnis heute mit nach
Hause
zu nehmen.
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Einige
Videoclips von diesem Konzert sind
hier,
hier
und hier
zu finden. |
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Aber auch der schönste
Abend geht mal zu Ende. Und bevor wir ca. 850 Zuschauer mit einem
entspannten Lächeln zum Ausgang in die Nacht hinein nach Hause gehen gibt es als Gute-Nacht-Lied noch Thomas Moores "Letzte Rose des Sommers" zu hören."
http://www.nigelkennedy.de/
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