Dem schönen Land Schweden wurde nicht nur eine Königin deutschen Ursprungs beschert. Eine weitere Bekanntheit, ein Möbelhaus, sorgte bei dem einen oder anderen Herren der Schöpfung sicher schon für Schweiß auf der Stirn: und zwar immer dann, wenn die Göttergattin „nur mal kurz“ bei jener vorbei schauen wollte... Aber Schweden hatte bisher noch mehr zu bieten als Royals oder andere Marken Produkte, nämlich Bands wie z.B. Roxette, Europe und, auf keinen Fall zu vergessen: ABBA. Gastgeber an diesem Sonntag Abend waren Opeth aus Stockholm. Diese gaben im Rahmen ihrer derzeitigen Welttournee zum aktuellen Album "Heritage", praktisch auf dem Heimweg, ihr einziges Konzert in Norddeutschland. Beim "Treffen der Titanen", auf der gemeinsam, mit Dream Theater im Jahr 2009 durchgeführten Progressive Nation Tour, gingen sie auch bei mir etwas unter .
Apropos Frontmann, Gitarrist und Sänger Mikael Akerfeldt hatte 2007 für das Dream Theater Album Systematic Chaos“ beim Song Repentance die Ehre, den Sprechgesang in diesem Titel mit seiner unglaublich tiefen Bassstimme zum Besten zu geben.

Als Anheizer sollten Anathema dienen. Da ich jedoch erst gegen 19.30 Uhr los fuhr, gingen sie komplett an mir vorbei. Was ich persönlich nicht tragisch fand, da mir schlichtweg ihre Musik nicht gefällt. Und nach meinem Geschmack passten sie eh nicht als Vorgruppe für Opeth. Sei's drum - so trudelte ich also pünktlich zu den ersten Takten von Opeth in der gut gefüllten Freiheit ein und stand mittendrin in einem fetten Sound. Der Frontmixer machte einen ordentlichen Job und die Location trug ihr übriges dazu bei die Atmosphäre zu komplettieren.


Opeth sind seit jeher bekannt für Ihren Mix der Musikstile Death Metal, Progressive Metal und Progressive Rock. Man musste schon genau hin hören um die Musik auch zu verstehen. Denn dieser Mix war ja schließlich keine und-jetzt-alle-Musik! Doch auch leise und epische Klänge füllten den, mit gut 1000 Besuchern gefüllten Saal. Das genügsam, wirkende Publikum nahm das präsentierte Set insgesamt dankbar an. Vielleicht war es aber auch nicht jedermanns Sache, denn so richtige Headbanger-Stimmung wie bei Bands des gleichen Genres wollte sich  nicht einstellen. Das war aber nicht wirklich weiter schlimm und tat der Gesamtstimmung überhaupt keinen Abbruch.

Beeindruckend an den Songs waren für mich nicht nur der druckvolle Klang bei den schnelleren Stücken, sondern auch die Wechsel zwischen sanftem Gesang und finsterstem Growling. Kann ich sonst nach wie vor mit Growling rein gar nichts anfangen, so bildete Opeth bei mir bisher die rühmliche Ausnahme. Mit beiden Gesangsformen war Mikael problemlos in der Lage alle drei Musikrichtungen abzudecken. Besondere Showeffekte gab es nicht. Simple aber sehr effektvoll eingesetzte Scheinwerfer in ansprechenden Farben (leider zu viel rot für meine Kamera) und regelrechte Duelle zwischen Mikael, Leadgitarrist Fredrik Akesson und Bassist Martin Mendez – das war es dann auch schon. Weniger war hier wieder mal mehr. Die gesamte Band spielte  wie aus einem Guss und machte süchtig nach noch mehr. Beendet wurde nach gut 2 Stunden der Abend mit der Zugabe und dem Klassiker Blackwater Park vom gleichnamigen Album.


Mikael zeigte sein Fabel für alte Tour T-Shirts, denn er trug eines von Ozzy Osbourne aus 1993, sehr sympathisch der Mann ;-) aber sicher nicht nur wegen des T-Shirts, nein, sondern auch wegen seiner sehr entspannten Art und höflich wirkenden Ansagen. Warum denn auch nicht? Er räumte damit gleichzeitig mit dem Klischee auf, dass Sänger von Death Metal Bands immer nur finster drein blickende sowie scheinbar fleischgewordene Abgesandte der Hölle sein müssen und witzelte u.a. über die Scorpions und deren gefeuerten Bassisten Francis B.

Zusammen gefasst ist  zu sagen, das hier aus meiner Sicht High Class zum Low Price geboten wurde. Die Setliste , bei der übrigens nur zwei Titel aus "Heritage" gespielt wurden, bot eine akustische Achterbahnfahrt ganz nach dem Motto der Radiowerbung über das Radio selbst: "Geht ins Ohr, bleibt im Kopf"! 
http://www.opeth.com/home/  
Text/Fotos/Clips Matthias Grauer