Für ganze zwei Konzerte in Europa gab sich Pink die Ehre, um ihr neues Album „The Truth About Love“ nach zwei Jahren Babypause zu präsentieren. Eines fand  in London im Rahmen des „Itunes-Festivals“ statt und eines im altehrwürdigen Circus- Krone in München. Entsprechend begehrt waren die Tickets, die auf Ebay für mehrere 100 Euronen die Runden machten. Und das, obwohl die Karten personalisiert waren und nur unter bestimmten Voraussetzungen umgeschrieben werden konnten. Als einer der Gesalbten mit Tickets ging ich also in den Circus Krone, in dem ich letztmals 1998 bei Brian May war. Lang lang ist's her, irgendwie sind dort offenbar nicht mehr so viele (Rock-)Konzerte. Die Location ist aber einzigartig und hat eine klasse (Zirkus-)Atmosphäre. In München angekommen stand man jedoch erst einmal vor dem Problem, die heilige Halle zu betreten. Lt. Ticket war der Einlaß für 19 Uhr geplant. Entsprechende Riesenschlangen bildeten dich dreifach um das ganze Gebäude und das bereits um 18h 30. Aufgrund logistischer Probleme kam das Bühnenequipment in München verspätet an, so dass man letztlich fast zwei Stunden auf den Einlaß warten musste. Der Pommesbude sowie einigen Gastrobetrieben in der Nähe war dies aber sehr recht, machten sie doch ordentlich Umsatz mit dem sehr brav ausharrendem Fanvolk von Pink. Dieses war bunt gemischt. Von älteren Semestern über Kiddies, Rock-im Park-Gängern als auch „normalen“ Rockfans war  alles dabei. Kein Wunder, dass Pink so grossen Erfolg hat. Alleine bei uns sahen die letzte Tour über 500. 000 Leute. Nach dem stressigen Einlass war ich nicht böse, dass meine Karte nur für einen Rang (also Sitzplatz) galt.In die Arena unten kamen ohnehin nur eine Handvoll an Leuten rein. Was jedoch egal war, aufgrund des runden Aufbaus, eben ein Zirkus, hat man grundsätzlich von fast jedem Platz eine gute Sicht. Finster dreinblickende Ordner (typisch für München, in London beispielsweise sind die netter und sogar freundlich) ließen gar keine Versuch zu, nach unten zu gelangen, also machte ich es mir am rechten Rand der Bühne auf einem frei wählbaren Sitzplatz bequem. Es waren noch die letzten Töne eines Supportacts zu hören, laut den im Foyer verteilten Flyern eine Band namens „Benjrose“. 

Nach einer kurzem Umbaupause und einigen wichtig dreinblickenden Gesellen von der Plattenfirma (Sony BMG‘s Hauptsitz ist in München, wohl auch ein Grund dafür, den Showcase dort durchzuführen) wurde dann um 21:20 endlich der Startschuss für das erste Pink-Konzert nach 2 Jahren auf deutscher Erde gegeben. 

In ein kurzes schwarzes Kleidchen mit Stiletto-Boots gewandet kam Frau Moore nach einem kurzen Band-Intro umjubelt auf die Bühne, um mit dem Opener „Are We All We Are“ von der neuen Scheibe loszulegen. 


(c)Sabtho

Gut drauf wie immer fegte die Gute die folgenden knapp 80 Minuten über die Bühne. Es gab 7 Lieder vom neuen Album, die sich allesamt etwas knackiger in der Liveumgebung anhören als auf Konserve. Dies ist aber auch bei dem älteren Material von ihr so. Live ließ sie dann doch noch mehr die Rocksau los. Neben den neuen Tracks gab es auch eine Handvoll der alten Hits wie „Just Like A Pill“, „Fucking Perfect und als Rausschmeisser „So What“. Im kurzen Akustik-Zwischenspiel gab es nur mit Piano „Family Portrait“ sowie nur mit Gitarre begleitet „Who Knew“ und das unvermeidliche Bush-Anklagelied „Dear Mr. President“. Anders als gewohnt gab es diesmal keinerlei Showeffekte, für die Pink ja seit Jahren bekannt ist. Ihren eigenen Worten nach fand sie es besonders schade, dass sie jetzt zwar in einem Zirkus spielen kann, aber keine Möglichkeit hat, am Trapez herumzufliegen. Die fehlenden Showeffekte hatte ich jedoch als gar nicht wild empfunden. Im Gegenteil-einen Superstar so hautnah in (fast) Club-Atmosphäre vor 1.700 Leuten, erlebt man doch relativ selten, so dass der ganze Abend doch etwas besonderes war und wohl noch lange in Erinnerung bleibt.



(c)Careypink

 Stimmlich war Pink total auf der Höhe, auch die hohen Stellen mancher Songs hatte sie nicht vermieden. Im Gegensatz zu Ihren Plastikpop-Kolleginnen wie Lady Gaga oder Kate Perry hat sie irgendwie noch etwas Glaubwürdiges und wirkt alles andere als gekünstelt, was sie absolut sympathisch macht. Klar, anspruchsvolle Musik ist das sicher nicht, und da macht auch die neue CD keine Ausnahme. Das ist Musik, die gute Laune macht, nette und einprägsame Melodien hat performt von einer Entertainerin, die Spaß an dem hat was sie macht. Als nach 80 Minuten das Licht anging, war sie sich nicht zu schade, noch für eine knappe halbe Stunde im Bühnengraben Autogramme zu schreiben, Umarmungen zu empfangen und Fotos schießen zu lassen. So was nennt man wohl Fannähe.

Auf der „offiziellen“ Tour nächstes Jahr werden die Hallen/Stadien wohl grösser ausfallen, und man darf wieder das Fernglas herausholen, um sie so nah zu sehen wie im Circus Krone. 

Alles in Allem ein toller Event, das das Geld wert war (Die Preise bewegten sich um die 60 Euro). Die neue Scheibe wurde übrigens, wie auch alle ihre alten Platten, im Foyer verkauft. So etwas kennt man an sich nur von Clubgigs kleinerer Bands. Man hätte das Teil ja auch an alle Konzertbesucher verschenken können, aber im Zeitalter rückläufiger Plattenverkäufe ist man schon auf jeden einzelnen Umsatz angewiesen. Man braucht kein Prophet sein, dass sich „The Truth About Love“ wieder wie warme Semmeln verkaufen wird und bei uns sicher auf die Eins in die Hitlisten einsteigen wird.

Zum Abschluss noch die Setlist:
· Are We All We Are 
· How Come You're Not Here 
· U + Ur Hand 
· True Love 
· The Truth About Love 
· Just Like a Pill 
· Leave Me Alone (I'm Lonely) 
· Family Portrait 
· Who Knew 
· Dear Mr. President 
· F**kin' Perfect 
· Try 
· Funhouse 
· Sober 
· Blow Me (One Last Kiss) 
· So What
http://www.pinkspage.com/de

Text  &  Fotos Martin W.

Nachbericht v. merkuronline