"Woo warst Du ? Bei “Transatlantic” ??  Kind!  Seit wann geben Fluggesellschaften denn Konzerte !? "

Nein, liebe Mutter das ist keine Fluggesellschaft :-) sondern eine Band, welche vor fast 10 Jahren ihr erstes und einziges Studioalbum "SMTP" veröffentlichte und mit dem aktuellen Album “The Whirlwind” auf ihrer „2010 Whirld Tour“ für einige Clubkonzerte auch in Deutschland halt machte. “Transatlantic”  schlugen ihre Zelte am Freitag abend im Berliner C-Club (Columbia Club) , einem ehemaligen GI-Kino am Columbiadamm in unmittelbarer Nähe  des “Platz der Luftbrücke” und des inzwischen geschlossenen Tempelhofer Flughafens auf. Also machte ich mich auf nach Berlin um mir die Band einmal live anzusehen bevor sie wieder für etliche Jahre in der Versenkung verschwindet. Und natürlich war es auch eine prima Überbrückung für die Wartezeit auf das nächste  Album von “Dream Theater”. Denn kein geringerer als Mike Portnoy himself wirbelte die Drum Sticks zu den Klängen der drei anderen hochkarätigen Musiker plus Gastmusiker:  Da waren Neal Morse (Gründer und ehemaliger Sänger von “Spock’s Beard”) , Pete Trewavas (Bassist von “Marillion”) sowie Roine Stolt (Gründer und Gitarrist der “Flower Kings”). Gastmusiker war Pete Gildenlöw, Hauptgründer von “Pain of Salvation” und in der Vergangenheit bis zur Trennung aus persönlichen Gründen auch zeitweise Mitglied der “Flower Kings”

Obwohl ich frühzeitig da war, konnte ich nur noch einen  Platz in der Ecke  (allerdings am Biertresen :-)   ) im komplett ausverkauften C-Club ergattern. Auf der Eintrittskarte stand  “An Evening With" . Kenner von “Dream Theater” ahnten was das vermuten ließ: nämlich ein mehrstündiges Set mit Pause. Begonnen wurde der erste Teil des Sets mit dem einzigen und gleichzeitigen Titelsong der neuen CD und endete somit nach 77 Minuten (!). Kam hier Langeweile auf ? Keineswegs. Denn die musikalische Vielseitigkeit präsentierte sich in schnellen und langsamen, lauten und leisen, druckvollen und soften, rockigen und akustischen Klängen. Anschließend folgte nicht einfach nur eine Pause. Sondern es wurde auch umgebaut:   So zog man kurzerhand das gesamte Schlagzeugpodest nach vorne und drehte es um  90 Grad zum seitlichen Bühnenrand . Kabel wurden neu verklebt und alle Instrumente neu gestimmt, vielleicht deshalb, weil sich Mike Portnoy , Pete Trewavas und Neal Morse dann besser mit Blicken austauschen und gegenseitig immer wieder zum noch perfekteren Spielen anheizen konnten. Oder weil etwas mit dem Klang nicht passte. Denn in “meiner” Ecke kam zwar “Laut” aber nicht “Klang” an. Dieser blieb irgendwo in der Mitte des Saales stecken. So nutzte ich natürlich diese Gelegenheit um zwar wieder einen Eckplatz, diesmal aber fast in der ersten Reihe zu ergattern.

Im zweiten Teil des gut dreistündigen Sets wurden die Zuschauer dann mit einem, meiner Meinung nach wesentlich lebhafteren Teil, und deutlich mehr Spielfreude beglückt. Begonnen wurde mit dem Titelsong “All of the above” von “SMTP”. Womit dann auch gleich 30 Minuten dahin flossen. Und der Klang ? Hmmhh..da ich nun etwa 2 Meter unter den hängenden Boxen sowie etwa 2,50 Meter vor Mike Portnoy stand war das schwer zu beurteilen. Ich kann nicht sagen, dass er schlecht war. Besonders hervorzuheben war er nach meinem Empfinden allerdings auch nicht. Gegen Ende des Konzertes “stürmte” Neal Morse das Schlagzeug  um Mike Portnoys Part zu übernehmen und sich von ihm synchron unterstützen zu lassen. Dieser sprang dann auf die Bühne um mit den anderen ein herzhaftes “Chakka Lakka” zum Besten zu geben, während er gleichzeitig die Becken seines Drumkits mal von der anderen Seite “bearbeitete“. Das war eine spaßige Einlage der ganz besonderen Art.

Eine computerbeleuchtete Riesenbühne  oder anderer Schnickschnack waren hier gar nicht  nötig. Konzentration auf das wesentliche, nämlich pures musikalisches Können in diesem kleinen aber durchaus feinen Club war hier die Devise. Und damit war es genau das , was die gut 1000 Zuschauer erwarten durften, und für den sehr niedrigen Eintrittspreis von EUR 34,- mit kleinen klanglichen Abstrichen auch erhielten. 

Aufmerksamen Betrachtern dieser Review wird aufgefallen sein dass es diesmal kein Foto einer Setliste gibt . “Sorry - no Setlist” ließ der Backliner nach dem Konzert verlauten . Schade. Allerdings gibt es hier eine  (ohne Gewähr):
http://www.setlist.fm/setlist/transatlantic/2010/columbiaclub-berlin-germany-7bd4e650

Dieses Konzert hatte alle Attribute zum Inhalt, um damit lange in Erinnerung zu bleiben. Dem Sprichwort “Weniger ist mehr” kam hier eine ganz besondere Bedeutung zu . Und last but not least ein Lob an das tolle Berliner Publikum, welches ebenfalls zu einem tollen Abend beitrug.
http://www.transatlanticweb.com
Text & Livefotos Matthias Grauer