Die Blues
Garage hatte zur musikalischen Unterhaltung auf dem Land mit Y&T aus
San Francisco geladen. Y&T - Yesterday and Today. Yesterday -
woran merkt man den Besuchern dieses Rock-Konzertes an, dass die Band
eher ältere Semester anspricht?? Die ausgewaschenen “Saxon”-T-Shirts spannen ganz
schön über dem Bauch, beim Small Talk erzählt der Nachbar von der
studierenden Tochter, Väter haben ihre Söhne dabei und der Autor muss
seine Lesebrille tragen um diese Zeilen zu schreiben.
Aber zurück zur Musik: Y&T hatte ich bis jetzt noch nicht live
gesehen. Vielleicht weil unsere sogenannten
“Rocksender” eben doch nicht so rockig sind wie sie vorgeben?
Also hatten wir hier wieder mal eine Perle der Rockmusik, die fast an mir vorbei gegangen
wäre. Offenbar kannten und schätzten dafür um so mehr andere Leute diese
Band, denn die Blues Garage war mächtig voll, dominiert vom männlichen
Publikum.
Today - die Musik von Y&T wirkte auf mich von Beginn an sehr
amerikanisch. Man möge mir den Vergleich verzeihen aber eben ganz anders
als eine europäische Band wie z.B. Status Quo am Abend zuvor. Zwar
galt auch hier: “Beine breit, lange Haare die durch die Gegend
flogen und - gib ihm!” - aber halt irgendwie …amerikanisch. Sänger Dave
Menikettis Stimme, die mich an David Coverdale von Whitesnake
erinnerte, passte voll und ganz zur Musik. Er versprach zwei Stunden zu
spielen - “We’ll sweat for you” - und hielt Wort!
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Sehr eingängige Melodien, viel Power und Rhythmus, Rockmusik die einfach
Spass machte prägte das Set welches vom Publikum abgefeiert wurde. Ich musste
an MTV, die 80er Jahre, bunte Klamotten und amerikanische Straßenkreuzer
denken. So auch an einen rosafarbenen Ford Thunderbird , der von üppigen
California Girls in knappen Bikinis eingeschäumt
wird…komisch…vielleicht hatte ich ja einfach nur das ursprünglich
geplante Cover von Bon Jovis 1986er Album “Slippery When Whet”
im Kopf. Dieses sah ja später aufgrund des unmittelbar bevorstehenden
Presstermines der Platte und Ablehnung durch Jon Bongiovi ganz anders aus: nämlich mit Hilfe eines schwarzen Müllsackes, etwas gesprühtem
Wasser und einem Finger hektisch “gemalt” .
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Noch mal zurück zur Musik: Dargeboten wurden Titel ihrer neuen auf einem
italienischen Label erschienenen CD “Facemelter” wie
“Shine on“ und “I’m Coming Home” und natürlich Klassiker aus
ihrer immerhin 36-jährigen Karriere wie “Black Tiger” (1982) oder
“Summertime Girls” (1985, höchster Billboard-Einstieg mit Platz 55
und “Baywatch”-Song, knappe Bikinis….).
Dies alles passierte hier leider ohne
Bassist Phil Kennemore, Gründungs- und Dauermitglied seit 1974. Er
erkrankte an Lungenkrebs und wurde durch Brad Lang ersetzt. Das ist sicher kein
einfacher Job, wie selbst Dave Meniketti sagte, den jener jedoch
bravourös
mit seinem 5seitigen Bass meisterte. Schlagzeuger Mike Vanderhule war die treibende Kraft und spielte ein beeindruckendes Solo. Sogar James Kottak
von den Scorpions der unter den Zuschauern weilte , war nicht minder
beeindruckt wie er mir später sagte.
Wiederum positiv (wie z.B. beim Kiss Konzert) fiel mir noch auf , dass es
viele jüngere Zuschauer gab. Von wegen, Heavy Rock ist tot! Für mich war
das ein
Beweis, dass sich hier zum Glück nicht alle unsere Rentenzahler von
der Fernsehwerbung , den “Supermodels” oder “Popstars” einlullen
ließen, sondern statt dessen lieber mit Freunden den “echten” Rock
’n’ Roll mit Schweiß und Bier live genossen.
Und eine bleibende
Erinnerung als Alternative zu der Flut an Horrorfilmen im Fernsehen
- wegen “Helloween” (rein amerikanisch, was früher niemanden
interessierte) war das Konzert ohne Frage.
http://meniketti.com/
Text, Fotos & Clips Matthias Grauer
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