1. Im Mai kommst Du zu einer großen Tournee nach Deutschland. Aus finanziellen Gründen musst Du das sicher nicht mehr tun…

Das Songschreiben ist schon seit meiner Kindheit ein Hobby, eigentlich nicht so sehr ein Hobby, sondern vielmehr ein Muss für mich. Es stimmt, ich muss es nicht mehr tun. Deshalb ist es heutzutage so, dass ich es mit ganzem Herzen mache, wenn ich ein neues Projekt angehe. Es hat nichts mit Geld oder mit Profit zu tun. Es hat nur damit zu tun, dass ich es tun will.

 

2. Du gehörst als Teil der Bee Gees und als Solo-Künstler zu den populärsten Stars des Musikgeschäfts. Aber wenn Du nicht gerade ein neues Album herausbringst, eine Tour absolvierst oder in einer Show auftrittst, hört und sieht man kaum etwas vonDir.

Das ist eine bewusste Entscheidung, denn wir sind keine Fernseh-Menschen, die nur deshalb im Fernsehen erscheinen, um gesehen zu werden. Wir sind Musiker und wir entscheiden uns, an den Projekten zu arbeiten, die uns Spaß machen. Dazu gehören auch die Shows, die wir machen wollen. So haben wir es immer gehalten. Das gilt für sehr viele Musiker, darunter Paul McCartney, der bestimmte Dinge nicht macht, es sei denn, er will sie tun. Wenn man solange im Geschäft ist, kommt man an den Punkt, wo man nur noch die Dinge tut, die man will – und nicht, weil man sie tun muss oder weil man auftauchen muss. Es geht einfach nur noch um den Spaß an der Sache.



3. Im Februar 2008 wurden die Bee Gees von der Londoner Stadt-Regierung mit der „Blue Plaque“ geehrt – eine Auszeichnung, die nur wenige Musiker, z.B. Georg Friedrich Händel oder Jimi Hendrix, bisher erhalten haben. Welches Gefühl empfindest Du bei dieser Auszeichnung?

Es ist schön. Maurice ist ja nicht mehr bei uns, er starb 2003. Diese „Blue Plaque“ wird sehr selten verliehen, besonders selten von der City of Westminster, wie es bei uns der Fall ist. Deshalb betrachten wir es als eine große Ehre - besonders weil es ein Ort ist, an dem wir soviel Zeit mit dem Komponieren unserer Musik verbracht haben. Es ist ein wirklich besonderer Ort für uns.


 "This Is Were I Came From"  2001


"Man In The Middle" - live am 17.04. 2001 at the Manhattan Center NY

 

4. Die „Blue Plaque“ für die Bee Gees wurde am Haus in der 67 Brook Street angebracht – ein Ort, der legendär in der Geschichte der Bee Gees ist…

Ohne Zweifel. Wir haben dieses Haus zusammen mit Robert (Stigwood) ausgesucht. Das war 1968. Wir waren damals auf der Suche nach einem geeigneten Haus für alle anstehenden Projekte, einschließlich eines Studios. Und letztlich haben wir uns für dieses Haus in der 67 Brook Street entschieden. Dort entstand die Mehrheit der Kompositionen und der Filme, die wir mit Robert zwischen 1968 und 1983 gemacht haben.

 

5. Kannst Du Dich eigentlich noch an Dein erstes Konzert in Deutschland erinnern?

Ja, das war in Hamburg, in der Musikhalle – zusammen mit einem Orchester. Das war 1968.

 

6. Warum kommst Du jetzt im Frühjahr auf Tour?

Es wird fast Sommer sein, und ich mag es, wenn erst abends gegen 22 Uhr die Sonne untergeht. Es macht einfach mehr Spaß, im Frühling und im Sommer auf Tour zu gehen als im Winter. Die Live-Shows werden ein Spektakel werden.

 

7. Du stehst seit über 40 Jahren auf der Bühne. Was empfindest Du, wenn Du heute ein Konzert bestreitest?

Es unterscheidet sich kaum von früher. Aber es ist natürlich besser, wenn man einen Haufen Nummer-Eins-Hits in der Hinterhand hat. Deshalb macht es natürlich mehr Spaß für mich, als wenn ich mit nichts auf die Bühne gehen müsste. Wenn ich heute als neuer Künstler einsteigen sollte, würde ich es vielleicht gar nicht mehr tun.Wir haben all die Jahre hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo wir heute stehen. Wir haben einen der größten Song-Kataloge der Welt, gleich nach Lennon & McCartney.
Darunter befindet sich der am meisten verkaufte Soundtrack aller Zeiten „Saturday Night Fever“. Wir haben tonnenweise Nummer-Eins-Songs geschrieben, nicht nur für uns, sondern auch für andere Künstler, z.B. „Chain Reaction“ (Diana Ross), „Island In The Stream“ (Kenny Rogers & Dolly Parton), „Emotion“ (Samantha Sang), „Woman In Love“ und das „Guilty“-Album (Barbra Streisand & Barry Gibb). Wir haben einen großen Songkatalog, den wir – auch als Vermächtnis von Maurice – pflegen. Das tun wir auch im Hinblick auf zukünftige Generationen, die sich an unseren Songs erfreuen sollen. Hoffentlich werden die Songs auch dann noch von Künstlern gesungen, wenn wir schon lange Vergangenheit sind. Das ist ein wichtiger Aspekt, wie wir unseren Katalog sehen.

 

8. Aus diesem riesigen Fundus kannst Du nun für die bevorstehenden Konzerte auswählen. Was wirst Du den Zuschauern präsentieren?

Bei den Shows werde ich sowohl Songs meiner Solo-Karriere spielen als auch eine große Auswahl von Bee-Gees-Songs. Es werden nicht nur Songs sein, die die Bee Gees selbst gesungen haben, sondern auch Songs, die wir für andere Leute geschrieben haben. Das sind ja auch unsere Songs. Ich bin also in der Lage, aus einem riesigen Songkatalog auszuwählen.  

 

9. Kannst Du ein paar Songs nennen, die auf jeden Fall dabei sein werden?

Ich werde auf jeden Fall „Juliet“ und „Saved By The Bell“ singen, es werden aber auch ein paar neue Songs dabei sein, die ich für mich geschrieben habe. Es wird eine Balance zwischen alten und neuen Songs geben. Auf der Bühne wird es einen „Bee Gee Alone“ und mich als Solo-Künstler geben.


 2008 in Munich   -  "Juliet"


10. Du bist in Deinem Leben viel herum gekommen, geboren auf der Isle Of Man, dann einige Jahre in Australien gelebt, in England, in den USA. Wo fühlst Du Dich am meisten zu Hause?

Meistens bin ich in der Luft. Ich weiß schon gar nicht mehr, was eine Grenze ist. (lacht) Die meiste Zeit verbringe ich in 11500 Metern Höhe. Das ist die Wahrheit. Aber ab und zu komme ich auch wieder runter. (lacht)  

 

11. Und wenn Du mal nicht im Flugzeug sitzst?

Ich arbeite in allen Teilen der Welt, wir haben in Australien gelebt, aber wir sind Briten. Deshalb würde ich sagen, dass wir in kultureller Hinsicht europäisch geprägt sind. Allgemein gesagt, fühle ich mich in Europa zu Hause, obwohl wir auch viel in den USA und im Rest der Welt arbeiten. Aber generell fühle ich mich in Europa mehr zuhause.  



12. Du bist seit 2007 der Präsident der CISAC (The International Confederation of Authors and Composers). Kannst Du erklären, was Du da tust, denn von Deine Aufgaben haben die meisten Menschen sicher kaum eine Ahnung?

Die Mehrheit der Menschen muss das nicht unbedingt verstehen. Es hat sehr viel mit rechtlichen Dingen zu tun und es hat auch eine starke politische Dimension. Ich habe viele Gespräche im Weißen Haus und mit der Europäischen Kommission, in denen es darum geht, wie die technologische Entwicklung sich auf die Arbeit der Songschreiber, Verleger und Autoren auswirkt und auf welche Art und Weise sie ihre Tantiemen erhalten. Das ist ein sich ständig veränderndes Gebiet, weil sich die Bedingungen ständig verändern. Man muss dabei sehr vorsichtig vorgehen.
Wenn man einen großen Songkatalog wie die Bee Gees, Lennon / McCartney oder ABBA besitzt, merkt man diese Veränderungen kaum. Aber wenn man nur ein paar erfolgreiche Songs geschrieben hat, wie es bei den meisten Songschreibern der Fall ist, für die sie Tantiemen bekommen, dann spüren sie diese Veränderungen sehr stark. Denn für sie sind die Tantiemen wie eine Lebensversicherung. Aber diese Tantiemen werden von den Schutzrechtsgesellschaften, in Großbritannien ist das z.B. PRS, zum Teil zurück gehalten. Die tun das nicht, weil sie es für sich behalten wollen, sondern weil sie damit den Plattenfirmen Geld bezahlen. Denn die Plattenfirmen verdienen kaum noch etwas am CD-Verkauf, denn die meisten Menschen laden sich die Musik aus dem Internet herunter. Aber das Downloading ist viel billiger. Deshalb leiden die Plattenfirmen an Umsatzeinbrüchen. Daher versuchen sie, das Geld von anderswo zu bekommen, z.B. von den Songschreibern. Das ist ein anhaltender Kampf, bei dem es viel um Politik geht, denn für die Europäische Kommission und die Regierungen geht es dabei um Milliarden. Deshalb ist das ein so großes Problem, das natürlich auch in Amerika besteht.

 

13. Über diesen Job kann man sicher sagen: Much Stress, Less Fun…

Es ist wirklich viel Stress und wenig Spaß, aber es kommt auf die Ergebnisse an. Dabei geht es nicht darum, schnelle Resultate zu erzielen. Aber wenn man die Leute zum Nachdenken bringt, ist es wie mit dem Sprichwort: Ein guter Start ist schon die halbe Miete. Diesen Prozess überhaupt in Gang zu setzen, ist schon der halbe Erfolg. Wir wissen, dass die Rechtsanwälte gegen Veränderungen im Copyright mit aller Macht vorgehen werden. Deshalb ist es so wichtig, das Bewusstsein der Menschen dafür zu wecken, dass es ein moralisches Recht dieser Leute (der Songschreiber) ist, Geld für ihre Arbeit zu bekommen.  

 

14. Wie Du selbst sagst, hast Du es nicht so sehr nötig, sich um die eigenen Tantiemen zu kümmern. Warum also hast Du diesen Job übernommen?

Weil ich es kann. Ich kann lauter sprechen, ich erreiche Leute und Orte, die andere Songschreiber nicht erreichen können. Ich werde im Juni z.B. im Weißen Haus eine Rede vor dem neuen US-Präsidenten Barack Obama halten. Es ist wichtig, dass die Botschaft der CISAC die wichtigen Adressen erreicht.


15. Welchen Stellenwert hat die Musik heute in Deinem Leben?

Ich weiß es nicht. Wirklich! Normalerweise singe ich nicht Zuhause. Ich singe nur, wenn ich im Studio bin. Zuhause spiele ich auch kaum Musik. Eigentlich singe und spiele ich nur, wenn ich an Songs schreibe, im Studio oder auf der Bühne stehe.  

 

16. Wie schaffst Du es, eine Balance zwischen Deinem Beruf und Deinem Privatleben zu finden?

Ich habe keine Ahnung. Barry, Maurice und ich haben mit dem Songschreiben angefangen, als ich acht war. Wir haben immer unseren Beruf an die erste Stelle gesetzt. Wenn jemand mich fragt: Wie bist du  ins Musikbusiness gekommen? – dann habe ich keine Antwort darauf. Denn ich glaube, dass niemand, der in diesem Geschäft arbeitet, genau weiß, wo diese Linie ist, die man überschreitet. Denn es gibt diese festgelegte Linie in Wirklichkeit gar nicht. Es liegt nur an einem selbst. Alles, was ich weiß, ist, dass man konsequent arbeiten und an das, was man tut, fest glauben muss, denn es wird immer Leute geben, die Nein sagen. Überall gibt es Torpedos. Es ist niemals einfach. Es kommt auf deinen Charakter an, denn jeder kann dir sagen: Vergiss es! Lass es sein! – Man muss einen blinden Glauben an sich selbst haben. Und um auf die Frage zurückzukommen: Man lebt sein Leben so, dass man den Beruf an die erste Stelle setzt, denn das ist dein Leben. Das ist dein Lebensstil, es ist nicht einfach nur eine Entscheidung dafür oder dagegen. Dieser Lebensstil ist in deinem Blut.  

 

17. Nach den ersten großen Erfolgen in den 60ern gab es Anfang der 70er eine Durststrecke. Wie hast Du diese Phase bewältigt?

Wir waren sehr jung, als wir angefangen haben und Songs wie „Massachusetts“ oder „Saved By The Bell“ geschrieben haben. Wir waren noch Teenager. Wenn man eine wirklich lange Karriere haben will, wird es immer Perioden geben, in denen man sich verändert. So war es auch bei uns. Viele große Künstler sind durch solche Perioden gegangen, z.B. bei Elton John geschah das in den 80ern. Auch Paul McCartney hat so etwas erlebt. Das ist eine Periode, in der man sich die Zeit nehmen muss zu reflektieren, wohin man gehen will und in welche Richtung man sich entwickeln will.


"Massachussetts" 2008 in Munich 

 

18. Schon drei, vier Jahre vor der „Disco-Revolution“ mit „Saturday Night Fever“ hattest Du im Rhythm&Blues verwurzelte Songs wie „Jive Talkin’“ oder „Nights On Broadway“ herausgebracht. Wie vollzog sich diese Hinwendung zum R&B?

Der Song „To Love Somebody“, den wir lange zuvor geschrieben haben, war auch schon ein Song, der auf R&B-Einflüssen basierte. Das war sogar noch lange vor „Jive Talkin’“. Wir waren schon immer von schwarzem Rhythm&Blues beeinflusst. Es war eine Übergangsphase. Und weil wir so jung waren, fiel es uns leicht, diese neue Orientierung auf die amerikanische Musikszene zu vollziehen, als wir damals Arif (Mardin) kennen lernten. Das war in Miami. Und wir nahmen damals „Jive Talkin’“ und „Nights On Broadway“ auf. Ein Jahr später haben wir dann allein den Song „You Should Be Dancing“ aufgenommen. Der Song wurde eine Nummer Eins – ein Jahr bevor „Night Fever“ herauskam, obwohl der Song dann auch im Film verwendet wurde. Das war ein klassischer R&B-Song, wie dann auch die Musik für „Fever“. Wir haben die Filmmusik auf einem Bauernhof in Frankreich geschrieben. Ursprünglich war es die Musik für ein weiteres Studio-Album.  

 

19. Wie denkst Du heute über „Saturday Night Fever“?

Das war sehr ungewöhnlich. Es ist seitdem auch nicht wieder geschehen. Es ist immer noch der meistverkaufte Soundtrack aller Zeiten. Und es stimmt, nur die Beatles hatten auch so viele Songs zur selben Zeit in den Top Ten.,wochenlang. Es ist seitdem nicht wieder passiert. Und jedes Jahr, das seitdem vergangen ist, zeigt die Bedeutung und wie selten so etwas geschieht.

 

20. Wie bist Du mit dem riesigen Medienrummel damals klar gekommen?

Das sucht man sich ja nicht aus. Diese Dinge passieren einfach. Es war ja kein einfaches Hit-Album, es hatte eine kulturelle Massenwirkung. „Fever“ hat einen kulturellen Effekt auf viele Menschen. Deshalb wird der Soundtrack immer einen historischen Wert haben. Wir sind sehr stolz darauf, auch wenn wir es uns nicht ausgesucht haben. Es war etwas, das nur alle hundert Jahre geschieht. Das kann man nicht vorher sagen. Und es wird vielleicht weitere hundert Jahre dauern, bis so etwas wie „Saturday Night Fever“ wieder passieren wird. Niemand kann das sagen. Jeder Regisseur wünscht sich, eine Formel aus Film und Musik zu finden, die so funktioniert wie bei „Fever“. Aber es klappt nicht. Es gab viele Versuche, die nicht funktionierten, obwohl die Macher glaubten, sie hätten es geschafft. Wir haben es geschafft, obwohl wir das nicht geglaubt haben. Man kann also nicht sagen, dass wir diese Formel gefunden hatten. Es war einfach so, dass wir zur rechten Zeit am rechten Ort waren.
 

 

21. Das nächste Album „Spirits Having Flown“ wurde ebenso ein Riesenerfolg. Welchen Druck hast Du verspürt, als Du an diesem Album gearbeitet hast?

Der Druck hat uns nicht so sehr zugesetzt. Wir dachten eigentlich, dass ein paar Jahre vergehen könnten, bis wir nach „Fever“ ein neues Studio-Album heraus bringen würden. Als „Spirits Having Flown“ die Nummer Eins war, befand sich „Saturday Night Fever“ immer noch in den Top Ten. Es war also wohl zu früh, obwohl es ein sehr erfolgreiches Album war. Wir hätten ruhig noch ein paar Jahre warten können. Aber die Plattenfirma war ein bisschen gierig, wie Plattenfirmen nun mal sind. Aber nichtsdestotrotz hatten wir mit „Spirits“ drei weitere Nummer-Eins-Hits und es war zurselben Zeit wie „Fever“ in den Top Ten. Wir können uns nicht beschweren.

22. Du hast einen Hit dieses Albums, den Song „Too Much Heaven“, der Unicef gespendet…

Wir haben für UNICEF bisher rund 22 Millionen Exemplare davon gekauft. Die Organisation nimmt weiterhin Geld für die Kinder in Afrika damit ein – für die Bildung, Medizin und Essen. Das wird auch weitergehen und wir sind sehr stolz darauf.  



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23. Warumhast Du das getan?

Weil ich immer der Meinung war: Die Menschen zuerst! Geld allein kann keine großen Veränderungen bewirken. Aber der Unterschied besteht darin, dass es dabei nicht nur um dich geht, sondern dass man andere Menschen dazu bringt, auch darüber nachzudenken. Das braucht seine Zeit. Aber jeder, der positiv denkt und etwas tut, kann ein paar Menschenleben retten. Und das ist eine große Sache. Deshalb: „People First!“.  

 

24. Auf Deinem Christmas-Album, das Ende 2006 erschien, gab es den Song „Mother Of Love“. Wie ist dieser Song entstanden?

Wir hatten die Idee für den Song schon vor rund 15 Jahren, aber irgendwie hat es sich nie ergeben, dass wir den Song aufnahmen. Und nachdem Maurice gestorben war, dachte ich, dass es gut wäre, wenn ich den Song so aufnehme, wie wir es gern getan hätten. Ich denke, dass die Atmosphäre und das Gefühl in der Welt insofern gut ist, weil viele Menschen an die Kinder denken, die unter den Kriegen leiden – auf beiden Seiten der Konflikte. Es ist einfach wichtig, an die Kinder zu denken, denn sie sind es, die am meisten unter den Kriegen leiden müssen.  

 

25. Die Einnahmen aus diesem Song hast Du auch für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt, für Kinder in Krisengebieten. Warum ist es Dir so wichtig, solche Initiativen zu unterstützen?

Anstatt Musik nur zur Unterhaltung zu verwenden, ist es schön, wenn man mit der Musik den Leuten sagen kann: So sieht es aus! Wir müssen aufhören, nur an uns selbst zu denken. Jeder kann ein gutes Leben haben und trotzdem anderen Menschen helfen. Schon dadurch, dass wir uns bewusst sind, dass es Menschen gibt, die leiden müssen. Wir als Musiker können helfen, das bewusst zu machen.  

 

26. Nicht nur der Song „Mother of Love“, sondern auch viele Hits Ihrer langen Laufbahn, haben eine gewisse Melancholie. Was sagt das über Dich selbst aus?

Ich glaube, dass ich mit meinem Gesang ausdrücke, was viele Menschen empfinden. Ich glaube auch, dass es der Natur des Menschen entspricht, dass sie sich nach etwas sehnen. Wir sind nicht immer glücklich. Das heißt nicht, dass wir andauernd depressiv sind. Aber wir empfinden eine gewisse Sehnsucht und das hat etwas mit unserer Seele zu tun. Das reicht tiefer als das Alltagsleben. Es gibt etwas, nach dem wir uns sehnen.  

  

27. Wie haben die Bee Gees Ihren unverwechselbaren Sound entwickelt?

Wir sind sehr glücklich, dass wir als Bee Gees unseren eigenen Sound haben. Vielleicht liegt es daran, dass wir Brüder sind. Das gilt für die Harmonien wie für unseren Schreibstil. Nur wenige Künstler sind in der Lage, einen Stil wirklich bewusst zu entwickeln. Ich muss sagen, dass sich unser Stil unbewusst entwickelt hat. Wir haben uns nicht gesagt: Oh, lass uns einen bestimmten Sound finden! – Bei uns hat es sich entwickelt, ohne dass wir es gewusst haben. Vielleicht ist das auch die beste Art. Ich denke, dass es heute leider viele Künstler gibt, die versuchen andere zu kopieren. Meine Ansicht ist: Man sollte sich bemühen, anders zu sein und nicht genauso wie andere zu sein.  

 

28. Was ist für Sie der größte Mythos im Musikgeschäft?

Der größte Mythos in diesem Geschäft ist, dass manche glauben, dass man ein weltweiter Superstar mit einer oder zwei Singles sein könnte. Oder dass man dadurch zum Millionär wird. Junge Leute, die heute in dieses Geschäft einsteigen, sollten lernen, ihre eigenen Songs zu schreiben, wenn sie eine lange Karriere haben wollen. Es ist nicht alles Glanz und Glitzer, es wird viele Enttäuschungen geben. Deshalb muss man Durchsetzungsfähigkeit besitzen, um bestehen zu können. Ansonsten kann man durchdrehen. Wenn du wirklich glaubst, Talent zu besitzen, lass dich durch niemanden von deinem Weg abbringen! Und wenn du Songs schreibst, mache damit weiter und glaube an Dich!