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1. 3. 2004 München  Lustspielhaus
Quadro Nuevo

Buenos Aires in den Zwanziger Jahren. Ein spartanisch eingerichtetes Lokal. Vier Musiker spielen mit ausdruckslosen Mienen einen Tango. Von den sowieso schon spärlich vorhandenen Gästen, tanzt nur ein Paar, - teils feurig ergeben, teils teilnahmslos. However,- so stellt man sich das Ambiente zur Musik von Quadro Nuevo vor. Leidenschaftlich, mondän und trotzdem ab und zu mit einer gewissen monotonen Melancholie. Aber Quadro Nuevos Sound ist mehr als das. Es ist eine Mischung aus eben jenem Tango vergangener Tage, und orientalischen Klängen mit einem Hauch von Jazzambitionen. Nein, es ist wahrlich keine einfache Kost, und die Exzentrik hat die Überhand gepachtet. Der Großteil des anwesenden Publikums (übrigens ausverkauft!) klatscht zwar höflich Beifall und gewinnt sogar der einen oder anderen Melodie etwas ab. Aber ich persönlich schätze, dass 'die' Zuhörer, die das Ganze wirklich begriffen haben an zehn Fingern abzuzählen sind. Das deutsche Quartet besteht aus vier 100%igen Perfektionisten, die ihre Liebe zum Detail geradezu akribisch verfolgen. Hier sind wahre Künstler am Werk. Und wie der Name des neuen Album "Mocca For" schon sagt (insges. die 5te CD) -mit einem Schuss Mocca versehen, springt der Funke dann letztendlich doch rüber. Hoch lebe der Koffein, - zumindest der musikalische...... 


                                                                                           

27. 2. 2004 München  Rattlesnake Saloon
Albert Lee & Hogans Heroes

Auch dazu gibts eigentlich nicht viel zu sagen. Einer der weltbesten Gitarristen, eine Legende, einer meiner persönlichen Favorites gibt sich wieder einmal die Ehre, so wie jedes Jahr um etwa diese Zeit. Das ist Rock’n’Roll – Boogie Woogie mit einem Country Touch. Hogans Heroes unterstützen ihn, oder sollte man das Ganze eher umgekehrt sehen, - Albert hilft den Heroes. Denn eigentlich ist der gute Mann ja bei Bill Wyman fest im Sattel liiert. Anyway, Albert spielte schon in den Sechzigern mit den Everly Brothers, er fidelte mit Emmylou Harris, nur um zwei von wahrscheinlich weiteren hundert oder mehr Künstlern beim Namen zu nennen. Als Studiomusiker hat er in Insiderkreisen bereits Idol – Status. Nur die breite Masse hat ihn bis heute nicht wirklich entdeckt. Schade, - denn Albert ist schlicht und ergreifend ein Genie. Akrobatik durch flexible Fingermuskulatur nennt man das, reif fürs Guinessbuch of Records. Aber er kann nicht nur sagenhaft gut Gitarre spielen, sondern hat auch das Keyboard für sich gepachtet. Mit 61 Jahren besitzt dieser Ausnahmemusiker mehr Ausstrahlung als Gott in Frankreich und gewinnt mit seiner typischen Bescheidenheit jedes Boogie Herz für sich. Okay zugegeben, Albert lebt ein bisschen in der Vergangenheit was seine musikalischen Vorlieben betrifft. Von Floyd Kramer bis Rodney Crowell reicht die Palette, und natürlich geht eine Dedication an Emmylou Harris. Abgesehen davon serviert uns der Engländer, der seit 40 Jahren in Amiland lebt, auch selbstkreierte Gerichte, aber eben, wie vorhin erwähnt, mit liebenswertem Understatement und noch mehr Charme. Resümee` rundherum: - uns hat’s wieder mal gefallen und denken uns – „Thank God He’s A Country Boy“.  (Anm.: das war sein größter Hit)

                                                                                         

26. 2. 2004 Augsburg  Spektrum
Krokus

Hokus Pokus hier sind Krokus! Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres, zum dritten Mal saugut, und zum dritten Mal unwiderstehlich sexy. Gesagt ist schon alles worden über die Eidgenossen und kein Zusatz wäre eigentlich nötig. (siehe frühere Reviews) Von „Easy Rocker“ bis „Screaming In The Night“,  und selbstverständlich “My Stick Goes Broom”… Meiner auch, by the way. Und wie schon mal zitiert: Oldies are Goldies und Tarzan küsst Jane. Und wir singen deutsche Schlager – hey aber erst hinterher im „Nachtexpress Nach San Tropez`“ äh... Tourbus. Meine Lieben, das hier ist Rock’n’Roll, unheimlich gut und eben unheimlich sexy und ...Stopp – jetzt hör ich besser auf, sonst ist die Story nicht mehr jugendfrei. Nach dem Motto: „Ich will keine Schokolade.... sprach der Alte Häuptling der Indianer und brach die Herzen der stolzesten Frauen samt seiner Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe.... Hey, jetzt langts, sonst werd ich noch albern.....

und  h i e r  gibt's noch viel mehr Bilder.....


                                                                                            

24. 2. 2004 München  Garage
Tierra Santa

FC-Bayern verses Real Madrid, - und wir – Tierra Santa... Bayern gegen Spanien also, in beiden Fällen. Ole` Torreros, wir tanzen Flamenco und reizen den Stier. 
Na ja, die Hardrock-Arena ist nicht gerade zum bersten gefüllt im Gegensatz zu jener, wo Stier Fußball regiert, - nur etwa 5 km Luftlinie entfernt. Diese Tatsache bekommen wir dank Übertragung auf Großleinwand in Jetztzeit und hautnah mit, und da auch wir hier Wert auf Live-Transfer legen, warten wir geduldig, bis die Konfrontation ums weiße Leder zu Ende ist, um umgehend  in unser Nahkampf – Intermezzo einzusteigen. Sie sind glutäugig, temperamentvoll  und sehr spanisch. Zumindest was die Optik und den oralen Ausdruck angeht, dem wir andächtig lauschen, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Aber scheißegal! Der Sound hingegen ist hart, kompromisslos und international. Fazit: keine Verständigungsprobleme hierbei.

Senoras e` Senores – darf man vorstellen: - „Tierra Santa“, was soviel wie Heilige Erde bedeutet (soviel spanisch kann selbst ich noch!) – Sie sind die Erben von „Baron Al Rojo“, den legendären Urvätern des spanischen Hardrocks, die anno dazumal mit „Tierra Di Vandalos“ wohl ihren größten Hit gelandet hatten. Mein Gott, - was für eine Band!!! Aber Tierra Santa sind auf dem besten Weg, diese Lücke aufzufüllen. Brachialer Bombastsound, voluminös interpretiert und mit einem Touch Exotik versehen, dank baskischer (oder sind es katalanische) Paroli. Elegante Gitarrenriffs sind gekonnt wie ein rotes Tuch gegen den Bullen gezückt, und die Matadores  fangen auch das spitzeste Horn ab und zwingen es in die Knie. La Riva, - ich bin beeindruckt, und meine Kastagnetten verstummen. Die Rock’n’Roll Paella brutzelt am Siedepunkt, und der Sangria schmeckt süß. Tierra Santa kredenzen uns ein spanisches Festmahl mit viel Chilly im Arsch, serviert mit Heavy Metal Rhythmus.

Abgesehen davon kann ich  noch immer kein spanisch, - verstehe nur Bahnhof, aber dafür umso besser die Musik. Und die ist....exellente...
Hasta la vista Baby und gib mir ein bißchen von deinen Haaren ab…. Neid lass nach!