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29. 3. 2004 München  Club in Schabing
Leni Stern

Leni Stern - irgendwo hat man den Namen doch schon mal gehört! Nun, unter Jazz-Liebhabern ist das natürlich kein Thema. Aber Otto Normalverbraucher, der den Jazz nur für den oberflächlichen Hausgebrauch konsumiert, kennt diese Künstlerin noch immer nicht wirklich... - Mike Stern, - ja den schon eher. Ist das nicht in bekannter Jazz-Gitarrist? - Klingelts endlich? - Jawohl, Leni ist Mike Sterns Ehefrau, gebürtige Münchnerin, aber dank Mike seit Jahren in New York ansässig. und das letzte was sie will, ist ein Lorbeerbett auf Mikes Namen. Und,...ehrlich. Das braucht sie auch nicht. Selbst schon lange in der Szene durch wundervolle Musik und Eigenkompositionen etabliert, hat sich Leni schon lange einen eigenen Stempel im Genre aufgedrückt. Sie ist nicht nur eine erstklassige Musikerin, sondern auch eine sehr gute Interpretin mit viel Charme und Charisma. Eine Gitarre und ein Kontrabass genügen, um den Vibe rüber zu bringen. Die Musik ist filigran, unaufdringlich und doch eingehend. Sie versteht es, sentimentale Melodien in ein jazziges Ambiente zu kleiden. Absolutes Highlight - der Titel "Icecold Water".... ein Song, den man so schnell nicht mehr vergisst. Ihr Repertoir reicht über bereits sieben oder acht CD-Veröffentlichungen, und alles was sie noch braucht, ist die nötige und wohlverdiente Anerkennung der breiten Masse. - Hey Leni, beim nächsten Stint in der Heimatstadt will ich Dich mindestens im 500 seater sehen, okay?!!! Das ist noch das mindeste, was du für deine musikalischen Leckerbissen verdient hast.....
Viel Glück


                                                                                         


      26. 3. 2004 München  Gr. Elserhalle
     
Monster Magnet



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alias Dave Wyndorf    h i e r

Endlich! – Zweimal hab ich das Rendevouz mit dieser Band schon versäumt. Aber diesmal hat’s geklappt. Auch wenn ich mich, dank vornächtlichem Hangovers nur mühsam zur Stätte des Geschehens geschleppt habe. – It’s Showtime Boys! Aber um eines vorweg zu nehmen, - Monster Magnet sind eigentlich nur Dave Wyndorf, und Dave Wyndorf ist Monster Magnet. Alle anderen mitwirkenden Marionetten sind mehr oder minder hübsche Staffage. Sorry Boys, aber das ist Tatsache.  Mit 45 ist der höchstens 1.60 m kleine Gnom an sich schon ein Oldie im Business, aber er verfolgt ein Patentrezept. Nämlich traditionellen Hardrock mit Punk und modernem Touch zu verbinden. Und die Rechnung geht auf. Mit „Power Trippin“ hat sich der Zwerg bereits priviligiert, - einhämmernd, betörend und powervoll. Mit maximalem Einsatz zelebriert Wyndorf seine Strategie, - hart, kompromisslos, durchgedreht. Er brüllt, er schreit, er windet sich, ob halbkriechend oder am Boden wälzend. Der Glöckner von Notre Dame lässt grüßen, und Quasimodo fehlt nur der Buckel zur Stunt-Double Performance. Aber, und das ist der springende Punkt... Der Mann hat Ausstrahlung und eine unheimliche sexuelle Aura. – Er könnte auch mutterseelenallein auf der Bühne da oben stehen, und wir Fans würden trotzdem den Eindruck gewinnen nichts aber auch gar nichts anderes zu vermissen. Er sprengt den Rahmen, oh pardon, - ich meine natürlich die Bühne. Er füllt sie aus und putzt vor allem die Stage-Bretter. Er schlägt den Rekord anhand der unübersehbaren Tatsache, der Frontmann mit dem meisten Bodenkontakt zu sein. Die Frage ist, ob er damit den Umstand vertuschen will, der Wichtel im Quintett zu sein, oder er sich schlicht und einfach da unten wohler fühlt. Verdammt, der Kerl versteht es trotz all seiner optischen Defizite, speziell uns Frauen voll und ganz in seinen Bann zu ziehen. Erotische Ausstrahlung dank metamorphoser Aura nennt man so was. Himmel, Herrgott, - Brat Pitt geh schlafen, - dagegen kommst du nicht an. Und ich wette mit Euch um mein letztes Hemd, dieser Marquee de Sade weiß das auch.
 
Die Musik ist elektrisch, eindringlich und auf eine gewisse Art und Weise auch erotisch. „Space Hog“ erfreut sich fünfdimensionalem Wiedererkennungswert der sich vermultipliziert und ins Uferlose ausartet. Der Sound verliert an Bedeutung, und die Aggression gewinnt die Überhand. Oder handelt es sich dabei um die genussvolle Folter an einer jungfräulichen Unschuld vom Lande. Er prügelt sie, er vergewaltigt sie, er stampft sie in den Boden und zerreißt sie in 1000 Stücke. Die Gedärme quillen hervor, der Hals bricht und der Body ist zerquetscht. Und er genießt den absoluten Highpoint dabei. Der Pöbel tobt und verlangt nach mehr. Es sieht ganz danach aus, aber letztendlich ist der Zenit überschritten. Dave kann nicht mehr. Er ist am Ende, erschöpft, ausgelaugt, und wahrscheinlich happy, wieder einmal 1.500 Fans vergewaltigt zu haben, - inklusiver seiner Gitarre, welche in Einzelteile zerlegt an die Leidensgenossen im Publikum verteil twird. Nur eine winzige Kleinigkeit hat, zumindest meiner Meinung nach, gefehlt....
Die Hymne schlechthin, die als krönender Abschluss dieses Massakers absolut passend gewesen wäre...... 
„See You In Hell“          
                                

                                                                                        
       25. 3. 2004 Innsbruck  Treibhaus
       Habib Koite
                       

.... in the jungle the mighty jungle the lion sleeps...... nein, nicht ganz so schlimm, aber dafür im Treibhaus in Innsbruck, - nicht schlafend aber mit afrikanischem Flair -  präsentiert sich nicht zum ersten Mal der Superstar aus Mali – Habib Koite. – Obwohl.... – wahrscheinlich kennt ihn da unten in Timbuktu kaum ein Buschmann. Denn lt. eigener Aussage verbringt die falsch-karibische Rastakopie nur einen Monat im Jahr in seiner Heimat. Nun, zumindest versucht der malische Kulturträger dem Rest der Welt immer wieder seine tiefschwarze Heimat näher zu bringen. Sei es anhand exotisch-fremdartigen Klängen, hervorgerufen durch noch exotischere Instrumente, frag mich der Geier, wie man diese bezeichnet – Zulu - Buschtrommel meets Elfenbein-kastriertes Langbein- Kongohorn. Nein, eigentlich heißen sie N’Goni, Balofon und Kora. Oder sind es die braun-beige gemusterten Trachten-Strampelanzüge aus Jutte, die so gar nicht zur goldenen Rolex Uhr des Bass klopfenden Urwaldriesen passen wollen. Aber wir wollen hier keine Werbung für Schweizer Qualitätsware machen, sondern ein senegalesisches Kulturerbe beschreiben. Okay, malisches.Ich meine,  - wenn schon, denn schon - denn bereits seit einigen Jahren hat sich der Senegal verdünnisiert an die Küste, und hat Mali schmählich im Landesinneren sitzen gelassen.

....  Trotz der, über Jahrzehnte hinweg geschichtlicher Knüppel- und Prügeldiktatur ist die Musik der Sudanneger alles andere als aggressiv. Sie rieselt wie der Sand von einer Düne in der Sahara, - kontinuierlich, Formen verändernd, um schließlich und endlich doch wieder in den Urzustand versetzt zu werden. Nur manchmal, da schießt der Sandsturm übers Ziel hinaus dank einer sogenannten Finger. oder Mundtrommel, die der bedienende Wüstenfloh massakriert , als ob es gelte  den Kannibalen - Gott  beim Tanz um den Kochtopf gnädig zu stimmen.                             




Habib Koite

 

 

 

 

 


Mahlzeit und wohl bekomms! Wir leiden jedenfalls nicht unter Geschmacksverirrungen und lassen uns das afrikanische Gourmet – Menü genüsslich schmecken.  Das Rezept geht auf. Harmonie gepaart mit perfekt abgestimmten Tonstrukturen, leicht, locker und easy! Rhythmus bestimmender Melodienreigen hervorgerufen u. a. durch ein Monsterxylophon, das vom Stammes-Urgroßopa der Mali-Delegation dirigiert wird. Nach dem Motto, - probiers mal mit Gemütlichkeit – (hat schon Balu der Bär im Dschungelbuch propagandiert) – legt er hin und wieder ein wohl verdientes Päuschen ein, währenddessen der Rest der Mogli-Jünger  den urafrikanischen Regentanz beschwört. Nein, wir werden nicht nass, - höchstens beschwipst und berieselt vom Mali-Tango samt- „Cigarette A Bana“ (dem größten Hit Habibs an der westafrikan.Küste)  -und ein paar Litern Gerstennektar.
Der Spagat  wird unterstrichen durch geduldig, unterstützende Basslinien, die irgendwie verkehrt, a-typisch- spiralenapokalyptisch von unten nach oben bedient werden. Imposant fürwahr! Aber Linksdatschi hin oder her, Hauptsache unser Zulu-Goliath namens „Abdoul Wahab Berthe“ verwechselt nicht den C- mit dem D - Darmstring.  Tut er nicht, keine Sorge. Das ganze Monstrum ist spiegelverkehrt konstruiert. Kein Witz und reif zur Patentanmeldung. Wie auch immer, - der Ton bestimmt die Musik, und der Rhythmus die Patentur. Wir sind eingeweiht ins schwarzafrikanische Kulturerbe, samt Timbuktu im Baru-Dialekt begleitet von  senegalesischem Regentanz. – Der Löwe schläft noch lange nicht im Dschungel (nicht zuletzt dank der neuesten Version von unser aller Liebling Daniel Küblböck) - und jemand fragt sich last but not least, warum der letzte Modeschrei aus Mali-Land so einen weiten Schritt bei den Beinkleidern  vorsieht.... 
   
Abdoul Wahab Berthe 


               

                 Wüstenfloh