|
13. 6. 2004 München
Olympiastadion
Metallica / Slipknot
|
|
|
|
Wasssss!!!
30.000 sollen das hier sein? – Mir kommt es eher vor wie 500 verlorene
Seelen in der Wüste Gobi. Aber kein Wunder. Unser – in Kürze
ausgedientes Olympiastadion (zumindest was den Fußballgott angeht)
hier in München, fasst in etwa 70.000 Einheiten, wenn’s
ausverkauft ist. Dieses Limit bleibt allerdings Acts wie den Rolling
Stones oder Bruce Springsteen vorbehalten, aber keinesfalls einer Band wie
Metallica. So größenwahnsinnig sind wir dann doch wieder nicht. Was den
kommerzialisierten Heavy Metal angeht, sind Hatfield und Co. schon
zweifellos mit die Größten. Und da diese Stilrichtung immer noch, oder
sollte ich sage nach wie vor zu den Randbezirken
unserer Musiklandschaft zählt, ist das Echo, das diese Band
erzeugt durchaus beachtlich. – Und wenn das Ganze dann auch noch von
einem Individuum wie Slipknot angeheizt wird, dann kann eigentlich
anschließend alles nur noch besser werden. Bei allen Kreaturen der Arche
Noah, aber bei Slipknot muss der liebe Gott die Tonleiter neu erfunden
haben. Ich sitze da, und mir raucht das Dreigestirn vor Anstrengung die
Geräuschkulisse in eine Art definierbare Harmonieabfolge abzuleiten.
Fehlanzeige. Es gelingt mir nicht. Da unten on Stage hüpfen elf
wildgewordene Kürbiskopf-Vogelscheuchen-Maskenklabautermänner in
subtropischer Regentanzmanier herum und machen Lärm. Sorry, ich versuche
tatsächlich objektiv zu sein, und den – wohlgemerkt – Grammy
Gewinnern des vergangenen Jahres, etwas abzugewinnen. Aber ich vermag es
nicht. Bei aller Objektivität und Demokratie. Also überlasse ich es
lieber Eurer Beurteilung, diese Truppe einzuordnen, bevor ich mich
unbeliebt mache. Fototechnisch ist es lediglich Kollege Metal Hammer
vorbehalten, den Zauber der Apokalypse auf Bild festzuhalten. Deshalb auch
das Fehlen von Slipknot Bildmaterial an dieser Stelle. Schade eigentlich, denn
fotogen sind die Chippendales des Heavy Metals allemal. |
|
Metallica selbst sind im wahrten Sinn des Wortes Otto Normalverbraucher verglichen mit den skurrilen Gummimasken von davor. Fast schon bieder nehmen sich Meister Hatfield, Hammet, Ulrich und Trujillo aus. Etwas aufgemotzt wird die Darbietung vor allem durch die überdimensionalen Monitore, links und recht und in der Mitte der Bühne, deren Overtüre einen Ausschnitt aus „The Good, The Bad And The Ugly“ kredenzt. Aber damit meinen die Brüder wohl hoffentlich nicht sich selbst? James Hatfield sieht heute eher aus wie ein biederer Bankangestellter mit braver Bubikopf-Frisur. Macht wohl physische Cleaning aus, das er nach eigener Aussage gerade absolviert hat. Kirk Hammet hat wohlweislich seine Engelslocken wieder wachsen lassen, weil’s bei den Mädels besser ankommt. Und Lars Ulrich drischt auf sein Schlagzeug ein, wie Frau Holle mit dem Teppichklopfer auf’s Kissen, und grinst wie ein Lausebengel nach frisch ertappter Tat. Bassisten sind austauschbar, das wissen wir bei Metallica schon seit geraumer Zeit. Und deshalb bekommt Robert Trujillo (noch) nicht die Akzeptanz, wie die anderen sie seit Beginn weg besitzen. Nach dem Motto, wer weiß, wie lange dieser Typ jetzt wieder in der Band ist. Eingefügt hat er sich allemal in das fest-eingefahrene Schema der Gruppe und tanzt nach ihrer Pfeife. Anyway, kommerziell ist das Ambiente dank der Bildschirme, dank schlichtem Stage-Designs, dafür aber um einige pyro-technische Special-Effect bereichert. Sowas kommt immer gut, so was schindet Eindruck. Metallica verstehen sich wahrlich zu vermarkten, inklusive Supermarkt-dimensionalem Merchandisestand . Und „Enter Sandman“ ist nach wie vor der Dauerbrenner. „Nothing Else Matters“ rührt die sentimentale Seite in uns harten Schwermetallern, und diverse Coverversions wecken die Sentimentalität an die guten alten Zeiten. Das Stadium ist erreicht, wo man sich als Superstar eigentlich so gut wie alles erlauben kann und trotzdem noch abgefeiert wird. Auch wenn die voluminösen örtlichen Klangverhältnisse gelinde ausgedrückt miserabel sind. Nur dafür können natürlich Metallica nichts. Aber dank aller guten Geister im bayrischen Gerstensaft, nimmt man diesen Umstand nicht mehr wirklich zur Kenntnis. Interessant zu erwähnen ist vielleicht noch der Umstand, dass das Lager im Publikum zweigeteilt ist. Slipknot-Patrioten verses Metallica-Poeten. Wobei beim Auftritt der eigentlichen Helden, die meisten Gummimasken-Fetischisten bereits vorzeitig, still und unauffällig das Weite gesucht haben. Sicher ist an diesem Abend, - Frankreich hat England besiegt in der Vorrunde der Fußball EM, dank verschossenem Elfmeter von Beckham. Bei Metallica und Slipknot steht’s nach wie vor 1:1 mit Vorteil für Metallica. Fragt sich nur, wie lange noch....... | ||
|