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20. 6. 2004 München  Tollwood Festival
Status Quo

Rockin’ all over the world.... und das seit 10, 20, 30 und 40 Jahren, immer in den gleichen drei Akkorden. Jawohl, - und das Rezept ist nicht erst seit gestern aufgegangen. Gewürzt mit dem selben erotischen Hüftschwung beweisen Francis Rossi, Rick Parfitt und Co. dass sie auch mit Mitte Fünfzig noch durchaus mithalten können. Simpler Mitgröl- und Tanz Rock’n Roll bis zum abwinken, kredenzt mit jener liebevollen Otto-Normalverbraucher Mimik, dass jeder Rockfan, Popfan oder angehender Großvater sie einfach gern haben muss. Die Bude ist, wie könnte es auch anders sein, rappelvoll. Omi trifft sich mit Schwiegervater, und Teeniegirl mit Heavy-Mama. Hier ziehen alle an einem Strang. Hier wird gerockt, dass die Balken des Venues Rumba tanzen und die Decke den jüngsten Tag herbei sehnt. Ob der erste, zweite oder dritte Song.... is ja scheißegal, klingt doch sowieso alles irgendwie ähnlich, und ein Verdrehen der Setliste von Auftritt zu Auftritt würde nicht viel Veränderung bringen. Status Quo sind keine anspruchsvolle Schachpartie und keine komplizierten Notenschlüssel-Verdreher. Das ist nur straight ahead mit dem Kopf durch die Wand Rock'n'Roll, Hauptsache wir fühlen uns gut und lassen die Sau raus. Und wenn wir in weiteren zwanzig Jahren , trotz Rheuma, Ischias und Schwerhörigkeit noch immer die Quo’sche Philosophie zelebrieren, dann kann man nur sagen, - richtig haben sie’s gemacht, die Strategie war, ist und wird es immer bleiben, - nämlich goldrichtig.......

                                                                                            

18. 6. 2004 Wörgl / Austria  Komma
Bill Wyman & The Rhythm Kings

Mike

Bill

Albert

Achtung, achtung.... hiermit haben wir mal wieder den eindeutigen Beweis, die Alten können’s doch besser als das junge Gemüse... zumindest was Bill Wymans Rentner...äh..Rhythm Kings angeht. Jawohl, das ist Old Fashion Rock’n’Boogie Woogie wie wir ihn lieben,... jedenfalls von Zeit zu Zeit. Um dann in Nostalgie zu schwenken und uns längst vergangener Tage zu erinnern. Vom Rolling Stones Image anno dazumal ist nicht mehr viel übrig geblieben, auch wenn den inzwischen 69jährigen Bill nach wie vor diese gewisse Aura des unantastbaren Superstars umgibt. Und er tut alles, um diese Illusion noch zu schüren. Allerdings weniger, weil er sich selbst für einen Halbgott des Rockhistory hält, sondern vielmehr, weil Wyman schon immer die introvertierte Zurückhaltung praktiziert hat. Vor mehr als 10 Jahren hat sich der Stones-Bassist der ersten Stunde dazu entschlossen, der größten Rock’n’Roll Band aller Zeiten den Rücken zu zukehren, um von da an nur noch das zu machen, was ihm wirklich Spaß macht. Erstens noch mal zu heiraten (fragt mich nicht, das wievielte Mal) und Vater von drei Töchter zu werden. Zweitens nur noch die Musik zu praktizieren, die ihm persönlich am meisten liegt, und drittens einfach nur zu leben, sein Restaurant Sticky Fingers zu betreiben und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Und das alles mit eben nurmehr fast 70 Lenzen.

Auf der Bühne steht er nach wie vor unbeweglich wie vor 20, 30 und 40 Jahren im Hintergrund und  lässt vor allem den anderen den Vortritt. Nein, Frontman war er noch nie, und wird es auch nie werden. Die Unterstützung, eine Wyman Show unvergesslich zu kreieren, hat er allemal. Da wäre z.B. Andy Fairweather-Low, langjähriger Mitstreiter Wymans und ebenfalls schon fast im rüstigen Pensionsalter. Aber der Mann hat einen guten Namen, hat ebenfalls Erfahrung und weiß sich sehr gut in Szene zu setzen. Das selbige gilt für Terry Taylor, der auch eine Korifäe ist, zumindest in der britischen Musikszene. Und natürlich unser guter alter Albert Lee. Diesen Mann weiter zu beschreiben, erübrigt sich. Er gilt nach wie vor als einer der weltbesten Gitarristen im Country-/Bluesbereich. Albert ist klasse. Er spielt sich mit den schwierigsten Riffs und unterstreicht diese Fingerakrobatik auch noch mit einer Lockerheit, dass man den Eindruck gewinnt, Albert zupfe nur drei in sich wiederholende Akkorde. Beverly Skeetes, was für eine Stimme! Schwarz und ungeheuer soulig. Sie könnte locker Wymans Enkeltochter sein und zusammen mit Junior – Michael Sanchez sorgen die Beiden für den spritzigen Espirit in der Performance. Sentimentalität wird groß geschrieben, und Sanchez, dessen Outfit wahrscheinlich von seinem Daddy oder wer auch immer der last Generation stammt, lässt die Puppen tanzen, dass sich die Bühnenbretter biegen. Mein lieber Jolly... Elvis würde halleluja zwitschern, könnt er das hier noch livehaftig miterleben. – Das Songmaterial ist fast ausschließlich den Golden Oldies der 50er und 60er Jahre entliehen. Und natürlich wird mit „Hit The Road Jack“ – dem gerade verblichenen Ray Charles Tribut gezollt. Wenn Albert dann noch „I’m The Wild One“ anstimmt, bleibt wirklich kein Auge mehr trocken. Denn ich nehm ihm vieles ab, aber das ganz sicher nicht. Sogar der Meistro selbst lässt sich im Zuge der allgemeinen Enthusiastik für eine vocale Einlage herab, auch wenn diese zugegebenermaßen nicht gerade Carusos Schmetterarien entspricht.Aber wie heißt es so schön, - ein Rolling Stone kann einen fahren lassen, und die Menge jubelt immer noch. Und das tun sie auch, die ca. 250 Seelen und Stones Anhänger.




Terry


Beverly

The Rhythm Kings haben überzeugt, keine Frage,- ihr größtenteils doch schon biblisches Alter in Frage gestellt, und bewiesen, dass es auch ohne Ginseng, Melissengeist und  Knoblauchpillen geht samt Viag.... okay, letzteres lassen wir mal außen vor. Das entzieht sich sogar meiner Kenntnis.... However, wieder mal wissen wir – Rock’n’Roll-(er) kommt(en) nie aus der Mode, egal wie alt er ist (sind), und einmal ein Rolling Stone – immer ein Rolling Stone.... und wir alle tun es – just for a Thrill....


Andy