40

    25. 01. 2005 München  Gr. Elserhalle
   
ASIA / Barclay James Harvest

ASIA

Auweia! Der Auftakt der großangekündigten Germany-Tournee von Asia und Barclay James Harvest, bzw. was von letzterem übrig geblieben ist, - ist, wie soll ich sagen, schlicht und ergreifend und gelinde ausgedrückt etwas in die Hosen gegangen. -  Irgendwie hat nichts so sein sollen wie es war und später werden sollte. Und sämtliche Clichee-Vorstellungen  von tournee-technischen alltäglichen Irritationen haben sich an diesem Abend hier und heute verwirklicht. Kurz und gut, der berühmte Wurm in der Sache hat sich bestens durchgefuttert, wenn auch nicht im Holz sondern in logistischen Details. Das fängt bei, durch den Fleischwolf gedrehten,  Zeitplan-Details an, die als Resultat mindestens eine Stunde Verzögerung der ganzen Action mit sich bringen, zieht sich über soundtechnische Probleme hin, die wiederum Asia on stage so beeinträchtigen, bzw. irritieren, dass diese ihr musikalisches Können, ich denke mal, unbewusst, auf Sparflamme schrauben und bereits nach einer Stunde die Segel streichen.
 
Einen Supportact soll’s auch gegeben haben, einen den keiner kennt, und der des Guten zuviel ist, und des Sets sich als  überflüssig erweist. Glücklich die, die erst zu Asia ihren Weg ins Heiligtum gefunden haben. Ein Übel weniger, um dann sofort ins Nächste zu schlittern. – 
Nein, Geoffrey Downes, John Payne, Chris Slade und Guthrie Coven sind exzellente Musiker, da besteht kein Zweifel. Aber wenn einer kurz vor dem grippalen Exodus steht, der andere gerade unter all zu menschlichen Stimmungsschwankungen leidet, und der dritte noch nicht richtig aufgewacht ist für good Old Germany, auf Grund von absolut fatalem Jetlacks, dann lässt es sich fast nicht vermeiden, dass sich diese etwas unpässlichen Nebensächlichkeiten auch aufs Publikum auswirken. Und der springende Punkt ist , dass unsere treue Zuhörerschaft, diese bandinternen Umstände nun mal nicht kennt und dementsprechend irritiert ist. – Zudem bestreiten Asia ihr Programm ausschließlich aus dem Debütalbum – 25 years ago, und dem (nicht mehr brandneuem) Album „Silent Nation“. Aber auch dass weiß Otto No
rmalverbraucher nicht und vermisst somit schmerzlichst das eine oder andere Gustostückerl aus den Annalen der englischen Artrockband. – 

Das Tüpfelchen auf dem i ist dann auch noch das vorhin schon erwähnte, nur allzu kurze Set, das als unumgängliches Übel aus den elendigen Verzögerungen resultiert hat.- Nein, heißt es, Mr. Holroyd will pünktlichst mit seiner Version von Barclay James Harvest die Bretter unserer geliebten Elserhalle betreten, und schließlich genießt er den Anspruch auf das Headliner-Monopol. Also gibt’s demzufolge auch keine Zugabe von Asia, dafür aber als very last Song zumindest das unvergängliche „Heat Of The Moment“, - das, so sagen wir’s mal ehrlich, Asia wohl noch bis ans Ende ihrer Tage als, über alles stehender Schatten begleiten wird. – Ich kann nur sagen : Gute Besserung, Geoff, wach auf  John, einen Schnaps weniger – Guthrie und verlier den Humor nicht – Chris. – und nächstes Mal bitte  im Alleingang mit alter Energie und besserer Laune, dann ist auch der Heat of the Moment wieder hergestellt..... Und nehmen wir’s mal wörtlich, - genau auf diese eine Hymne warten die meisten von uns, und auf nix anderes..... – und Steely Dan geben ihren Segen – you know what I mean, John....  

                                                                                                    siehe auch   Diary




BARCLAY JAMES HARVEST

Jede Wette; dass mindestens die Hälfte der anwesenden Musikinteressenten erst einmal gerätselt haben, - ja wer ist denn heute eigentlich noch Barclay James Harvest? Hatte sich doch diese Kulttruppe, - (Kult - zumindest was deutsche Lande angeht) doch bekanntlich vor einigen Jahren ziemlich abrupt auseinander dividiert, um sofort anschließend in zwei Band-Versionen   wieder am Rock’n’Roll Horizont zu erscheinen.

 Aber last but not least ist nun diese Variante rund um Les Holroyd übrig geblieben, und das im wahrsten Sinn des Wortes. BJH war Holroyd, sonst keiner von denen die hier in Erscheinung treten, und jetzt sind sie es, dank Holroyd eben  doch - da oben. 

Musikalisch etwas glücklicher strukturiert als es zuvor Asia gewesen waren, kämpfen sich aber auch BJH eher mehr als gediegen durch das Set, dass die Stationen dieser einstigen Softies in milder Extravaganz zelebriert. Und viele  unter uns geduldigen Zuhörern erinnern sich wehmütig an das Konzert von BJH - noch im Original Line-up anno dazumal im Colosseum vor sechs oder waren es sieben Jahren, dass uns so mitreißend in Euphorie versetzt hatte. Ich für meinen Teil kann nur sagen, - kein Vergleich zu jenem Ereignis, ist das, was uns heute und hier geboten wird. Holroyd im rüstigen Rentneralter, und auf Grund dessen, wahrscheinlich auch die vornehme Zurückhaltung, - die zwar, zugegeben, von jeher vorhanden war, aber gegenwärtig   langsam aber sicher auch altersbedingte Züge angenommen hat.  

Ehrlich gestanden, ich weiß selbst nicht genau, was ich von dieser Performance exakt halten soll. Musikalisch sicherlich okay, aber 1) wird meine verzweifelte Suche nach einer Sitzgelegenheit nicht belohnt, und der Blick auf die Uhr vervielfältigt sich zusehends.....Tja, und meine Einstellung was ein gutes Konzert angeht, hat sich in den letzten 20 Jahren immer noch nicht geändert: - nämlich, dass eine Session nur dann wirklich gut ist, wenn die Füße nicht weh tun, und die Uhr nicht vorhanden ist, egal was da oben passiert. Stimmts oder hab ich recht?
Life is for living…. Wie wahr, - aber leider nicht hier und heute und dass in jeder Beziehung...stimmts oder hab ich recht?!


                                                                                             

    24. 01. 2005 München  Garage
   
Cornerstone



Wisst Ihr was ich unter Multi-Kulti verstehe?!!!!

Okay, - eine Stimme wie Ronnie James Dio multipliziert mit Joe Lynn Turner und dividiert durch Ian Gillan, - na ja, zumindest in entferntem Sinn. – Ein Akzent, der einem schottischen Schlossgespenst alle Ehre erweist und eine Figürlichkeit , die mich fast schon banal an meinen alten Schwarm Johnny Van Zant (Lynyrd Skynyrd) erinnert. Und lediglich die vorwitzige Himmelfahrtsnase  gibt diesem keinesfalls unbeschriebenen Blatt namens Dougie White die individuelle Note. – Nein, eigentlich ist er eine Persönlichkeit für sich, sowohl on- als auch off stage. Und was die oralen Parallelen angeht, so verwundert es auch nicht, dass Ritchie Blackmores Rainbow nur eine seiner musikalischen Stationen darstellte.
Du lieber Herr Sopran - Verfälscher, da glänzt die Netzhaut eines jeden Blackmore Jüngers, der sich im Angesicht von Mr. White und seinen Cornerstone wonnig an selige Rainbow-Zeiten erinnert, um in höheren Sphären schwebend, doch immer wieder den augenblicklichen Tatsachen ins Auge zu schauen. Und die sehen klein, impulsiv und springlebendig aus. Mit geschwellter Brust (um kleinen Rundungen unterhalb zu verstecken) nein, Spaß beiseite, um dem Lungenvolumen neuen Platz zu schaffen, beweist Dougie, dass er mit der Leichtigkeit des bloßen Seins seinen berühmten Kollegen durchaus das Wasser reichen kann.

Wie gesagt, der kleine Schotte ist kein Unbekannter mehr in der Szene, eben dank seines Gastspiels bei Rainbow anno dazumal, auch wenn’s nur für eine Scheibe war. Und Meister Malmsteen hat ihn schließlich auch schon einmal gnädigst zu weiteren Sangesehren verholfen. – Namen sind Renomee’. Und wenn man noch keinen eigenen besitzt, dann holt man sich eben einen durch erarbeitete Lorbeeren bei – eben großen Namen.

Langer Rede kurzer Sinn, - Cornerstone sind Dougie White und alles andere ist nette Staffage.
Eines muss man ihm lassen, der Wicht besitzt diese gewisse Autorität, um auf der Bühne 100% der Aura für sich einzunehmen. Logisch ist da auch noch eine Band, und die ist gar nicht mal so schlecht. Aber sie verschwindet trotzdem, wahrscheinlich sogar ungewollt hinter einem Sänger, der zwar mitnichten George Clooney oder Sebastian Bach Attraktivitäts-Ideale besitzt, aber dennoch eine Ausstrahlung, so dass diese die ganze Aufmerksamkeit des Publikums, ob männlich oder weiblich, auf sich zieht. Um es mit einfachen Worten zu beschreiben, - er ist schlicht und einfach gut. Was ihn sicherlich auszeichnet, ist die Tatsache, dass er sich mitnichten irgendwelchen Fremdmaterials bedient, sondern sein Programm lediglich auf die drei, bislang erschienen Cornerstone Alben beschränkt. – Er setzt sich durch damit, er profiliert sich und er beweist hier und heute, dass er keine fremden Federn braucht, um sich zusätzlich zu schmücken. Ihr versteht was ich meine. Okay! Dann bleibt mir eigentlich nicht mehr viel zu sagen. – Die Fans sind befriedigt, Cornerstone verkaufen mit Sicherheit in den nächsten Wochen ein paar Alben mehr in deutschen Landen, und jeder Hardcore Rainbow und Malmsteen Fan denkt sich im Stillen bei sich: - ach lasst doch Blackmore im Mittelalter verschimmeln und von Meistro Malmsteen bleibt demnächst sowieso nur noch ein Fettfleck übrig. Also widmen wir uns einem weiteren Mitvierziger, der allemal noch fit im hier und heute lebt, und uns den Rock’n’Roll im gewohnten Stil und Rhythmus serviert. Der berühmte Funke hat wieder einmal einen Rekord im Hochsprung vollbracht – on stage...... und auch ..... na ja, wie soll ich sagen samt Zugabe..... eine halbe Stunde später auch off stage. Thanks Dougie

                                                                            siehe auch Diary