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03. 02. 2005 München  Backstage
The UK Subs / Vibrators

The Vibrators

Punklegenden leben länger, sind fitter und schauen jünger aus als sie sind.

Ja, Tatsache und ohne Scherz, - hier und heute beweisen die Vibrators, dass man auch mit fast 60 noch ohne Bierbauch und Doppelkinn auskommen kann. Und die UK Subs legen ein Konditionsprogramm hin, dass so manchen Marathonläufer vor Neid erblassen lassen würden.

Angefeuert durch mindesten 300 durchgedrehte Ramones - Jünger und Sex Pistols  Paranoiden spulen die beiden Archiopterixe der Punkphilosophie ein Programm runter, das die meisten Heavy Metal Bands grün vor Neid und schlapp wie Oskar erscheinen lassen. Achilles schont seine Ferse nicht und Hermes kriegt Flügel. Yippiehhh, da tanzen die Puppen...äh ich meine natürlich die Freaks und verwandeln die vorderste Front vor dem Altar in einen Hexenkessel, der Feuer spukt. – Ian, Eddie und Pete schenken sich nicht weniger, dröhnen drauf los und brettern das unterste zu oberst, so dass auch der allerletzte Ziegelstein an diesem Gebäude das Fürchten lernt. „We Vibrate“ ist demzufolge das Motto und das eben im wahrsten Sinn des Wortes. – Sie vibrierten im Punksumpf der Mitsiebziger, sie donnerten im Schatten der Sex Pistols und sie zuckten noch leise in den späten Achtzigern  und den Neunziger Jahren. – 

Und heute steht Ian Knox mit 59 Jahren da oben und gibt den Anschein, als ob er sich mal eben von einer Sekunde auf die andere von den Siebzigern ins neue Jahrtausend gebeamt hätte, ohne Alters-, ohne Qualitäts,- und ohne die Spur von Energieverlust. Back to the Future nennt man so was, oder?! Anyway, der Mann ist gut, sehr gut sogar. Und die Musik der Vibrators beinhaltet neben Punkanleihen auch durchaus groovige Ohrwürmer, die uns zum mitshaken veranlassen. Und die Fans haben sie nicht vergessen. Fans, die zu den Hoch-Zeiten der Band, bzw. zu ihren Anfängen noch in Abrahams Schoß, oder zumindest in den Windeln geruht haben. -  Die Puppen tanzen und verlangen nach mehr. Und der Nachtisch wird prompt serviert, - mit Punk – tonight und natürlich ganz viel Vibe.


Ian Knox
Ein Künstler auf der ganzen Linie
Überzeugt Euch h i e r

 



siehe auch  Diary



UK Subs

Charlie Harper ist The UK Subs und dann kommt lange nix. – Oder doch? – Kein Wunder. Denn vor jedem Auftritt der legendären Punker fragt sich der ultimative Kenner, - kommt er mit den Subs oder kommt er als Subs mit weiß der Himmel wer? – Aber er kommt.... als Subs, mit Subs und inklusive Subs in jeglicher Hinsicht. Bei allen Lichtern auf Joey Ramone’s Grab, aber Charlie Harper macht seinem Namen und dem der UK Subs wahrlich alle Ehre – hier und heute abend. 

Da bleibt kein Tränensack gefüllt und keine Igelfrisur an ihrem Platz. Sechzig Jahre und kein bisschen weise, aber dafür mit der Harmonie eines Vulkanausbruchs des Popokatapetls und dem gesamten rotzigen Charme, den das Punkuniversum zu bieten hat prügelt uns Charlie seine Punkphilosophie um die Ohren, dass die Schwarten krachen. Geboten ist das komplette Programm von allem etwas und ein bisschen von jedem.
Another Kind Of Blues" (1979)  „Brand New Age"(1980) „Crash Course" (1980) „Diminished Responsibility"  (1981)  „Endangered Species" (1982) „Riot"    (1997)  „Sub Mission"  (1999). Das sind einige der wichtigsten Stationen in der Karriere der Subs. Und Charlie versucht an alle zu erinnern, - irgendwie und sowieso. Nicky Garrett und Alvin Gibbs stehen ihm aber keineswegs nach. Die Gitarre macht Luftsprünge wie Flip der Heuschreck, und der Bass liefert sich die Schlacht von Waterloo mit dem Schlagzeug. – Da steckt die ganze Power des Punk drin. Drei Akkorde, - simpel – brachial – mit Witz  und schlicht und ergreifend genial. – Beim fotografieren schwebt man in Lebensgefahr, aber auch hier heißt es, - Augen zu, durch die Wand und Gott segne die Dreifaltigkeit, - sorry, Charlie natürlich. – Der Punk lebt, the old Generation ist auch the new Generation. Wir bleiben jung, crazy und ein dreimal Hoch dem Gerstensaft, - was Charly?!!!  


                                                                                               

29. 01. 2005 München  Backstage Club
Reverend Rusty & The Case




 siehe auch Diary



Wenn ich diesen Namen höre, dann muss ich automatisch an Leute wie Reverend Gary Davis, Blind Willy Fulton,  Robert Johnson oder Big Bill Broonzy denken. Nur lebt Reverend Rusty nicht in den Dreißiger Jahren in Louisiana am Mississippi-Delta, sondern im hier und heute und in München an der Isar. Jawohl, der Blues lebt, ist putzmunter und wird durch Musiker wie eben unserem guten alten Rusty immer wieder neu belebt, erhalten und auch heute abend wieder stilvoll auf uns Liebhaber  musikalischer Urklänge abgesegnet. In der Gegenwart hat sich diese Tonart natürlich wesentlich verfeinert, bzw. mit anderen Einflüssen vermischt. Und last but not least hat jeder  - gute – Musiker, so einer wie es eben Rusty ist, seinen individuellen Stil gefunden. Ihm zur Seite stehen nicht weniger hervorragende Talente mit den klangvollen Namen Mr. Al Wood am Schlagzeug, und Mr. C.P.  am Bass, Contrabass und der Tuba.

Heidarassa, - J.B.Lenoir, Mississippi John Hurt und Sam ‘Lightning’Hopkins würden im Himmel den Aufstand proben zum Sturmprotest für eine Rekarnation  um noch mal kräftig mitpokern zu können. -  Können sie leider nicht, dank dauerhaftem Stubenarrest im Paradies. Aber Petrus hat ihnen versichert, dass Musiker wie Rusty das Erbe des Blues  würdevoll weiterverpokern werden  mit einem Schuss Boogie vermischt, einer gehörigen Portion Rock’n’Roll gewürzt und einem Fullhouse  - und natürlich dem Segen von oben. Da wackelt die Bühne, da swingt die Tuba, und der Contrabass verselbstständigt sich. Und alle zusammen sorgen dafür, dass uns keine Sekunde ein Gähnen entschlüpft. Im Gegenteil, klare Linien wechseln sich mit tragendem Soupree’ ab. Straighter Rock’n’Roll verklickert sich im  exzellent vorgetragenen Holzkisten- Rhythmus  und Slide - verfeinertem Odövre’. – Und ich schmeiß wieder mal so dick mit geschwollenen Fremdausdrücken herum, dass sich zum glücklichen Ende, keiner mehr auskennt bei meinem gesegneten Blues-Epilog. – Okay, sorry, ich versuche die Story zum Punkt zu bringen.

Reverend Rusty und seine Case erfreuen sich nunmehr einer vierteljahrhundertlangen Existenz, (so wurde es mir jedenfalls gesagt). Die Combo erfreut uns mit ihrem erdigen Bluesrock Sound und stellen gleichzeitig eben jene Versicherung dar, dass diese Takte weder vergessen noch verstaubt mumifiziert im Sarkophag verschimmeln. Lediglich die richtige Vermarktung an die „Next Generation“ stellt den  leidigen, immerwährenden Stolperstein in der schnelllebigen Gegenwart dar. Verdammt noch mal, warum ist diese Engstirnigkeit  und Nichtakzeptanz für alte, neue Klänge nur so impertinent -radikal und kompromisslos geworden? Setzt Euch hin und hört rein in diese Musik, schon allein um sie zu verstehen. http://www.stone-music.com/stuff.htm und seid endlich flexibel. Ray Charles, Gott hab ihn selig, hat schließlich auch mit Gospel angefangen, und ist von dort über den Blues zum Soul gelangt. Und er hat es geschafft durch Geduld, Härte und Ausdauer zur Legende zu werden. Jesus loves you und legt Ostereier – gebt Rusty die Chance und erhebt ihn zu neuen Ehren als  Blues-Apostel des neuen Jahrtausends. In Insiderkreisen hat er diesen Status ohnehin schon lange erreicht. Aber die Pokerpartie hat gerade erst angefangen. Leadbelly spielt einen Joker mit Albert Collins auf Wolke Sieben und für Rusty gibt’s hoffentlich in absehbarer Zukunft doch noch international einen Royal Flush.
Nächstes Mal aber bitte – oben ohne!!!

PS: Sag mal Rusty, bist Du sicher, Du bist nicht der jüngere Bruder von Tito Larriva ? (Tito&Tarantula)
http://www.stone-music.com/index2.htm 

         


Muddy Waters forever