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15. 02. 2005 München  Tonhalle
Within Temptation

Oh Gott! Und wieder bin ich in der Bredouille,  eine Rockband zu kritisieren, bei der sich die Geister nicht unterschiedlicher scheiden könnten. Grundsätzlich würde ich sagen, Within Temptation gehören einer Zeiterscheinung an, die sich im Schatten von Nightwish und Konsorten bewegt. Das Prinzip ist dasselbe. Eine mystische Frontfrau mit einer klassischen Sopranstimme, die sich zu den Gitarrenriffs heavy orientierter Goth-Metal-Musik in dramatischer Verzückung windet und mit beschwörender Gestik die Fans in ihren Bann zieht. Sie ist der Hauptaugenmerk , bei dem alles andere weit in den Hintergrund tritt. Auch die Band, wohlgemerkt. 

Nach dem Motto Gegensätze ziehen sich an, widerspricht sich die sanfte Anziehung der Frontfrau mit der Gewalt des Heavy Rocks und ergänzt sich doch andererseits mit den Begleitklängen wieder zu einer harmonischen Einheit. Irgendwie zumindest und überhaupt wirft man Within Temptation so oder so mit ihren finnischen Kollegen von Nightwish in ein und denselben Topf. Auch wenn sie das gar nicht gerne hören werden. Nein, klar, die Holländer haben ihre eigene Linie gefunden und verfolgen einen etwas gemäßigteren und straighteren Weg. Für meinen Geschmack zu straight. Ohne Ecken und Kanten. Nur, wie sagt man so schön..? Alle Wege führen nach Rom. Und wir enden dann letztendlich doch  wieder bei so vielen Parallelen, dass sich einem die banale Ähnlichkeit zu den Finnen nur so aufzwingt. Schwer zu beschreiben ohne dass man aneckt. Und ich denke, die wahren Unterschiede, abgesehen von verschiedenem Songmaterial, entdeckt man erst, wenn man beide Bands live gesehen hat. Es ist immer nur dieser verdammte erste Eindruck, der sich einem aufzwingt. Auch kann ich mich leider der Impression  nicht erwehren, dass so einiges gesampled ist und vom Band kommt. Aber was soll’s. Wichtig ist lediglich die Ausstrahlungskraft des Zugpferds auf die zahlreich erschienenen Fans. Und die erfüllt tatsächlich ihren Zweck auf das durchwegs junge Klientel. – 

Right Said Fred lässt grüßen, - na ja, nur rein optisch meine ich natürlich. Und Kate Bush liegt noch  weiter entfernt, sowohl optisch als auch akustisch. Und ich gehe jede Wette ein, dass die meisten Kiddies hier im Publikum nicht mal wissen, wer Kate Bush ist oder war. Deshalb fällt auch die Hommage an jene Künstlerin nicht weiter ins Gewicht, den Vergleiche stellen sich dank Unwissenheit der Meisten  sowieso nicht. Within Temptation gehen ihren Weg und werden auch Erfolg haben, - jedenfalls solange, bis sich der – Flavour of the month – wie man so schön sagt, wieder geändert hat.... Ich kann nur sagen, nutzt es aus Jungs, - denn die Vergangenheit war Led Zeppelin, The Who, AC/DC, Status Quo und die Rolling Stones.... Die Gegenwart seid definitiv Ihr.... und die Zukunft.... tja die Zukunft ist wieder mal Led Zeppelin, AC/DC, Status Quo und.....na ganz einfach....hoch lebe der unsterbliche Kultstatus......

                                                                                               



10. 02. 2005 München  Muffathalle
Cake




Manchmal gibt es Bands, bei denen ich mich frage, ob an irgendeinem Punkt mein Musikverständnis aufhört. Eine davon ist – Cake. Die Halle erzittert in den Grundmauern, so gut gefüllt ist sie, und das auch noch mit mindesten drei Alterklassen inklusive. Die ganz Jungen, die Jungen und die etwas älteren Jungen. Und alle miteinander treten sich auf die Füße, stoßen, zerren und bekriegen sich bis auf’s Messer, um möglichst weit vorne mitmischen zu können. Deutsch-amerikanische Freundschaft nennt man das, was da in den ersten fünf Reihen vor sich geht. Jeder lieb und nett aber zähnefletschend, wenn’s um die klare Sicht nach vorne geht. Und Cake?!!! – Die stehen da oben als ob sie das Ganze gar nichts anginge, stur, monoton, keine Miene verziehend und stupide. Und genauso klingt die Musik in meinen Ohren. Ich betone – in ‚meinen’ Lauschern. Denn ich scheine mit diesem Eindruck wirklich die Einzige hier und heute zu sein. Und deshalb muss ich auch mit einer objektiven Kritik passen. Mein persönliches Schlafmittel scheint nämlich für den Großteil des Publikums eher ein Tranquilizer und Aufputsch-Doping zu sein. Cake haben sich mit nur einem einzigen Song einen Namen gemacht, und das ist eine Coverversion des Gloria Gaynor Klassikers „I Will Survive“. Aber das war’s dann auch schon bald. Das fünfte Album „Pressure Chief“ hört  sich irgendwie wie die vierte, dritte, zweite oder erste Cd an. Und doch muss diese Gruppe einen gewissen Vibe ausstrahlen, der sich magisch auf die wirklich fanatischen Fans auswirkt.

Für mich sind einzig und allein die leicht jazzigen Einflüsse interessant, die zeigen, dass die Musiker auf der Bühne ihre Instrumente auch beherrschen. Der Bassist, obwohl  er optisch wie ein russisches Sandmännchen wirkt mitsamt der Pelzmütze, ist neben der Trompete noch der interessanteste Aspekt. Sänger und Gitarrist John McCrea  hingegen verzieht keine Miene und lässt sich absolut nicht aus der Ruhe bringen. Ein Stück folgt dem nächsten, - wie schon erwähnt, - monoton, stupide und für all die Cake-Anhänger  einfach himmlisch...

Okay, ich geb ja zu. Ich verlasse das Schlachtfeld vorzeitig. Aber nicht bevor ich einem etwas übereifrigen Fan noch meine wertvolle Kamera mit aller Wucht in die Rückseite gerammt hatte, weil mir dieser Jungspund alle 10 Sekunden die Sicht und den Fokus für ein halbwegs gelungenes Bild versperrtemit seinen 1 Meter 90 Gardemaß. Ach ja, hoch lebe der Fotograben, wenn vorhanden. (in diesem unverständlichen Fall leider nicht) und die Zugabe erlebe ich nicht mehr. Und wie sagt man so schön: „I Will Survive“ ... 

                                                                                             


06. 02. 2005 München  Herkulessaal
Jon Lord



Eines steht fest. Jon Lord vermag es nicht zur Gänze seine musikalische Vergangenheit zu verleugnen. Dass der Meister aller Klassen von jeher ein Faible für klassische Töne besitzt, ist ja allseits bekannt. Aber auch nachdem er das Kapitel Deep Purple, - schweren Herzens übrigens, wie er selbst immer wieder betont, - abgeschlossen hatte, um sich seinen anderweitigen Vorlieben zu widmen, - schwingt die rockige Ader sogar samt einem ganzen Orchester unüberhörbar durch.

Im vornehmen Ambiente des Münchner Herkulessaal in unserer Residenz, mit einer Akustik so glasklar wie Himmelsglöckchen - (mein Gott, wie lange habe ich das nicht mehr behaupten können bei einem Konzert – fällt mir gerade auf!) – kommen Jon Lords Suiten, Sonaten und Orchester-Variationen umso gehobener  herüber. Leichte Klassik mit sehr modernem Touch könnte man Lords Musik bezeichnen. Leicht wirkt sie aber lediglich, - ist es aber beileibe nicht. Nur dank der Virtuosität seiner Lordschaft und den fabelhaften Musikern in seinem kleinen Orchester empfindet man die Darbietung mit jener gewissen Leichtigkeit des Seins. Trotzdem verzichtet der Chef nicht auf eine E-Gitarre, einen Bass, ein modernes Schlagzeug und selbstredend sein alt eingesessenes Keyboard. Dieser Umstand verleiht der Performance eben diesen, vorhin erwähnten, rockigen Touch. Aber es sind  natürlich die leisen Töne, die überwiegen. Abwechselnd  werden sie durch  einen Bariton und eine weibliche Sopranstimme unterstützt. Und Jon Lord brilliert hauptsächlich an einem wunderschönen Steinway Flügel im seitlichen Vordergrund. Zwischendurch unterhält er charmant das zahlreich erschienene Publikum mit britisch-humorvollen Anekdoten, Erklärungen zum folgenden Musikstück und weitere Ankündigungen. Ja sie sind gekommen, die Deep Purple Fans aus München und Umgebung. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, ob jenen Freaks, das dargebotene Bukett gefällt, oder ob sie doch im Stillen auf Purple Anleihen gehofft hatten. Aber davon ist ja weit und breit keine Spur. Stattdessen hat man „America“ aus Bernsteins Westside Story inkludiert, oder auch Dave Brubecks „Unsquared Dance“. Eine hervorragende Version übrigens, gratuliere Jon. Ansonsten ist das Motto fast ausschließlich „Pictured Within“ und  „Beyond The Notes“ der Titel seines neuen Albums mit so klingenden Namen wie „De Profundis“ und „Miles Away“.

Und er bekommt sie tatsächlich, - die Standing Ovations, dank einer überzeugenden Darbietung. Trotzdem, eines steht fest. Jon Lord wird nie zum absoluten Klassiker werden, und er war nie der 100%ige Rocker. Er ist ein Einzelgänger, ein hervorragender Musiker, ein Individuum und erstklassiger Entertainer, - und eben Jon Lord..... No more Comment….