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15. 02. 2005 München
Tonhalle
Within Temptation
Oh
Gott! Und wieder bin ich in der Bredouille,
eine Rockband zu kritisieren, bei der sich die Geister nicht
unterschiedlicher scheiden könnten. Grundsätzlich würde ich sagen,
Within Temptation gehören einer Zeiterscheinung an, die sich im
Schatten von Nightwish und Konsorten bewegt. Das Prinzip ist dasselbe.
Eine mystische Frontfrau mit einer klassischen Sopranstimme, die sich zu
den Gitarrenriffs heavy orientierter Goth-Metal-Musik in dramatischer
Verzückung windet und mit beschwörender Gestik die Fans in ihren Bann
zieht. Sie ist der Hauptaugenmerk , bei dem alles andere weit in den
Hintergrund tritt. Auch die Band, wohlgemerkt. |
10. 02. 2005 München
Muffathalle
Cake
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Manchmal gibt es Bands, bei denen ich mich frage, ob an irgendeinem Punkt mein Musikverständnis aufhört. Eine davon ist – Cake. Die Halle erzittert in den Grundmauern, so gut gefüllt ist sie, und das auch noch mit mindesten drei Alterklassen inklusive. Die ganz Jungen, die Jungen und die etwas älteren Jungen. Und alle miteinander treten sich auf die Füße, stoßen, zerren und bekriegen sich bis auf’s Messer, um möglichst weit vorne mitmischen zu können. Deutsch-amerikanische Freundschaft nennt man das, was da in den ersten fünf Reihen vor sich geht. Jeder lieb und nett aber zähnefletschend, wenn’s um die klare Sicht nach vorne geht. Und Cake?!!! – Die stehen da oben als ob sie das Ganze gar nichts anginge, stur, monoton, keine Miene verziehend und stupide. Und genauso klingt die Musik in meinen Ohren. Ich betone – in ‚meinen’ Lauschern. Denn ich scheine mit diesem Eindruck wirklich die Einzige hier und heute zu sein. Und deshalb muss ich auch mit einer objektiven Kritik passen. Mein persönliches Schlafmittel scheint nämlich für den Großteil des Publikums eher ein Tranquilizer und Aufputsch-Doping zu sein. Cake haben sich mit nur einem einzigen Song einen Namen gemacht, und das ist eine Coverversion des Gloria Gaynor Klassikers „I Will Survive“. Aber das war’s dann auch schon bald. Das fünfte Album „Pressure Chief“ hört sich irgendwie wie die vierte, dritte, zweite oder erste Cd an. Und doch muss diese Gruppe einen gewissen Vibe ausstrahlen, der sich magisch auf die wirklich fanatischen Fans auswirkt. Für
mich sind einzig und allein die leicht jazzigen Einflüsse interessant,
die zeigen, dass die Musiker auf der Bühne ihre Instrumente auch
beherrschen. Der Bassist, obwohl er optisch
wie ein russisches Sandmännchen wirkt mitsamt der Pelzmütze, ist neben
der Trompete noch der interessanteste Aspekt. Sänger und Gitarrist John
McCrea hingegen verzieht
keine Miene und lässt sich absolut nicht aus der Ruhe bringen. Ein Stück
folgt dem nächsten, - wie schon erwähnt, - monoton, stupide und für
all die Cake-Anhänger einfach
himmlisch... |
06. 02. 2005 München
Herkulessaal
Jon Lord
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Eines steht fest. Jon Lord vermag es nicht zur Gänze seine musikalische Vergangenheit zu verleugnen. Dass der Meister aller Klassen von jeher ein Faible für klassische Töne besitzt, ist ja allseits bekannt. Aber auch nachdem er das Kapitel Deep Purple, - schweren Herzens übrigens, wie er selbst immer wieder betont, - abgeschlossen hatte, um sich seinen anderweitigen Vorlieben zu widmen, - schwingt die rockige Ader sogar samt einem ganzen Orchester unüberhörbar durch. Im vornehmen Ambiente des Münchner Herkulessaal in unserer Residenz, mit einer Akustik so glasklar wie Himmelsglöckchen - (mein Gott, wie lange habe ich das nicht mehr behaupten können bei einem Konzert – fällt mir gerade auf!) – kommen Jon Lords Suiten, Sonaten und Orchester-Variationen umso gehobener herüber. Leichte Klassik mit sehr modernem Touch könnte man Lords Musik bezeichnen. Leicht wirkt sie aber lediglich, - ist es aber beileibe nicht. Nur dank der Virtuosität seiner Lordschaft und den fabelhaften Musikern in seinem kleinen Orchester empfindet man die Darbietung mit jener gewissen Leichtigkeit des Seins. Trotzdem verzichtet der Chef nicht auf eine E-Gitarre, einen Bass, ein modernes Schlagzeug und selbstredend sein alt eingesessenes Keyboard. Dieser Umstand verleiht der Performance eben diesen, vorhin erwähnten, rockigen Touch. Aber es sind natürlich die leisen Töne, die überwiegen. Abwechselnd werden sie durch einen Bariton und eine weibliche Sopranstimme unterstützt. Und Jon Lord brilliert hauptsächlich an einem wunderschönen Steinway Flügel im seitlichen Vordergrund. Zwischendurch unterhält er charmant das zahlreich erschienene Publikum mit britisch-humorvollen Anekdoten, Erklärungen zum folgenden Musikstück und weitere Ankündigungen. Ja sie sind gekommen, die Deep Purple Fans aus München und Umgebung. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, ob jenen Freaks, das dargebotene Bukett gefällt, oder ob sie doch im Stillen auf Purple Anleihen gehofft hatten. Aber davon ist ja weit und breit keine Spur. Stattdessen hat man „America“ aus Bernsteins Westside Story inkludiert, oder auch Dave Brubecks „Unsquared Dance“. Eine hervorragende Version übrigens, gratuliere Jon. Ansonsten ist das Motto fast ausschließlich „Pictured Within“ und „Beyond The Notes“ der Titel seines neuen Albums mit so klingenden Namen wie „De Profundis“ und „Miles Away“. Und er bekommt sie tatsächlich, - die Standing Ovations, dank einer überzeugenden Darbietung. Trotzdem, eines steht fest. Jon Lord wird nie zum absoluten Klassiker werden, und er war nie der 100%ige Rocker. Er ist ein Einzelgänger, ein hervorragender Musiker, ein Individuum und erstklassiger Entertainer, - und eben Jon Lord..... No more Comment…. |