50

04. 05. 2005  München Backstage
The Exploited

Heidarassa, ich kann Euch nur eines empfehlen. Wenn Ihr mal Migräne habt und ein Kopfweh-Mittel braucht, - dann sollte auf der Verpackung „Exploited“ stehen. Und ich garantier’ Euch den Schnee vom Amazonasdschungel aufzutauen, dass Ihr anschließend geheilt seid von so kleinen unbedeutenden Wehwehchen wie Zahnweh oder Weltschmerz, - nein im Gegenteil, diesen sogar noch als wohltuende Wellness-Massage empfindet, verglichen mit der Urgewalt der universellen  Aggression sämtlicher Epochen der Punkära. Das hier ist kein Party-Punk ala’ Toydolls oder happy-go-lucky-hau-einfach-drauf – Gebrettere ala’ Uk Subs. Das hier ist Hardcore-Thrash Punk hoch Drei,  fünf Mal unterstrichen durch die allmächtige Präsenz von Wattie Buchan, dessen physische Konstinenz  keinen Deut gealtert zu sein scheint seit den frühen Achtzigern anhand der brachialen Urgewalt, mit der er seine Message vom Stapel lässt.

The Exploited gehören genauso zur History of Punk wie die Sex Pistols, The Ramones, The Clash oder die beiden zuerst genannten Ikonen UK Subs und Toy Dolls. Aber während die Sex Pistols ziemlich schnell zum Aushängeschild avancierten, blieben die Exploited immer eine Underground Band, die im selben Maß geliebt oder gehasst wurde. Entweder man stand zu ihnen oder man machte einen hohen Bogen um sie. Aber eines steht fest. Jeder der sich für den Punk auch nur annähernd interessiert, kommt an den Exploited einfach nicht vorbei.
“Fuck The System” und „Beat The Bastards“ (so auch die Titel der letzten beiden Alben 1996 und 2003) war und ist die Devise von Wattie Buchan, der sich wahrhaftig den Teufel um irgendwelche Konventionen schert. Bei allen Irokesen-Haarschnitt-Fetischisten, aber das was hier abgeht, ist kaum noch in Worten zu beschreiben. Meine Konzentration beschränkt sich lediglich auf zwei Dinge. Einerseits auf den Umstand bei einem falschen Move schlicht und ergreifend nieder getrampelt zu werden vom aufgewühlten Mob. Andererseits trotz diesem Balanceakt doch noch ein paar halbwegs gelungene Fotos vom Meister aller Punkvisionen zu ergattern. Und fotogen ist er allemal unser explodierter Wischmob, dessen Federn nicht mehr ganz so stolz abstehen wie früher, aber trotzdem noch nach wie vor in leuchtendem Rot sein ansonsten kahles Haupt zieren. 


Die Band besteht übrigens aus ihm..... – und dann kommt lange nix. Willy, (nicht der aus der Biene Maya, dafür aber Watties leibeigenes Bruderherz)  am Schlagzeug, heute ausnahmsweise mit hübschem Veilchen unterm linken Auge verziert, ist auch ein Begriff im Lager der – schottischen  fuck the – System Verweigerer. Im normalen Leben, ein eher friedlicher Zeitgenosse, holt er auf der Bühne auch noch den allerletzten Puff aus seinem Folterinstrument heraus und trischt darauf ein, als ob es gelte das Guinessbuch der Rekorde in die Antike zu beamen und das mit Lichtgeschwindigkeit. PS.: Eben ganz nach dem Motto: „Beat the bastards“.  Die  Gitarre..... wird inzwischen von Jamie Buchan verdroschen, ein weiterer Vertreter aus dem Familienclan.  Und Jim Gray rupft den Bass. Augenscheinlich sind die beiden Dreadlock-Fetischisten aber fast  noch in den Windeln gelegen, als The Exploited anno 1979 ihren Startschuss zur Vernichtung der konservativen Teetrinker-Gesellschaft abgefeuert haben. 


"yeeaaahhh - let's get mad"




"fuck the system"


"Himmel Hergottszeiten nochamal"


".... und zum 1.275sten Mal...."

Is’ ja auch egal. Hauptsache Wattie steht da oben, springlebendig, dem runden Fünfziger langsam aber sicher entgegen blickend, nach wie vor perforiert mit mindestens 175 Piercings an allen möglichen Körperstellen, aber nichts desto trotz mit prügelnder Gewalt seine Message der letzten 25 Jahre auf uns nieder prasselnd inklusive einer paradox-extremen Version von „Dogs of War“. Ja, logisch, - die Nostalgie soll schließlich nicht zu kurz kommen anhand der doch beachtlichen Hitliste der Early Eightees. Und dank des Umstandes, dass The Exploited sich nur allzu schnell diesen Underground-Kultstatus geholt hatten, sind sie über all die Jahre nie in Vergessenheit geraten. Dies beweist u. a. auch das zahlreich erschienene Publikum, das wohlgemischt aus zwei Generationen besteht. Für den Nachwuchs und die Fortsetzung des Kults ist also gesorgt.  Alben erscheinen nach wie vor nur in höchst unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre mal. Aber dies sei eher der miserablen Wirtschaftspolitik der Industrie zuzuschreiben, beteuert Wattie hinterher. (...und nicht etwa dem berühmten schottischen Geiz zufolge)  – Wie gesagt, - fuck the System, denn das kann ihm und seiner nach wie vor vorhandenen Popularität nichts anhaben, - sprichts, zwinkert mit einem Schelm im rechten Augapfel und meint: „Wir sind noch lange keine Punkkadaver der Past Perfect Times.  
Faktum ist, - The Exploited sind – wie immer..... explosiv, gnaden- kompromiss- und atemlos  und einfach nur
Anachronismus pur. –
Und.............. saugeil,  meiner Meinung nach. 


"hmmm..oder waren's nur 1.274 Mal?"


Der Wahnsinn hat einen Namen !!!

siehe auch Diary


"...na ja, auch egal, Hauptsache  - let's get crazy"


                                                                                                    


                                                                                          


02. 05. 2005 München  Garage
Domain

Überraschungen kommen immer dann daher , wenn man sie am allerwenigsten erwartet. Himmel Arsch...und.... – Carsti, ich hab Dich ja schon des öfteren live singen gesehen und gehört. Aber entweder hab ich das nicht mehr so in Erinnerung gehabt, oder Du hast Dich noch um 150% gesteigert in Deiner potentiellen Stage-Präsenz. Alle Achtung, da passt wirklich alles. Und ich bestätige das ohne auch nur einen Millimeter zu übertreiben. Der Gesang astrein, auch wenn bei der kleinen Soloeinlage die deutlich herauszuhörende Anstrengung nicht zu verleugnen ist, und Axel Ritts Gitarren Arrangements sind unumstritten die Performance von jemanden, der sein Handwerk bis zur Perfektion versteht.-
Hatten mich die Anheizer von Mob Rules noch relativ wenig beeindruckt, dank eines zu verkrampften klischee-triefenden Auftritts, so hat mich wahrscheinlich gerade Eure Lockerheit so weg geblasen samt der immensen Ausstrahlung, die trotz Deiner höchstens 1.65 m Körpergröße nicht unter diese Decke passt. – Hey, ich verarsch hier niemanden, nur um das klar zu stellen. Ich sage straight meine Meinung. Und wenn Ihr scheiße gewesen wärt, dann hätt ich das hier auch vermeldet. Und Honig um den Bart streichen liegt mir schon 2x nicht. Aber  kein Joke jetzt. Ihr wart richtig gut, und der große Unterschied zwischen Domain und Mob Rules liegt nur in einem einzigen Wort, nämlich Groove. Und den habt eben nur Ihr. Kein Frontmann der stocksteif da steht und höchstens mal 2 Schritte nach vorne bibbert, sondern volle Action, samt Hut und ..... oh la la ..... welch Augenweide – entblößtem Oberkörper. Auch wenn letzteres mit Sicherheit eher den Unpässlichkeiten der örtlichen Verhältnissen zuzuschreiben ist als irgendwelchen optischen Hervorkehrungen falscher Tatsachen. Und nach dem Motto – Bewegung ist alles – beherrscht unser Kleiner auch dieses noch bis ins FF. – Alles wäre sooo schön, wäre da nicht die traurige Tatsache, dass sich zu diesem Event nur ca. 30 Leute eingefunden haben. Aber schimpft bitte nicht auf München und von wegen schlechtes Pflaster für Rock’n’Roll. Das ist mitnichten der Fall. Aber Wetter, Tag und der Umstand einer viel zu späten Stage Time, bei der einige der ohnhin so spärlich vorhandenen  Musiclovers  auch noch früher gehen mussten um die letzte S-Bahn  noch zu erwischen, haben zu den bedauernswerten Missständen mitbeigetragen. Schade kann ich nur sagen. Denn Euer Auftritt war beileibe beachtlich, absolut gelungen und allemal wert zu einem besseren Zeitpunkt wiederholt zu werden. Carsti wir sehen uns.....



siehe auch Diary