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22.3. 2003 München  Muffathalle
Maceo Parker

Ich hab immer gesagt, ein Konzert ist dann gut, wenn man nicht auf die Uhr schaut, und einem die Füße nicht weh tun. - Das Konzert hier war sogar sehr  gut, aber die Füße haben mir trotzdem weh getan, und meine Blicke gingen auch irgendwann immer wieder zur Uhr. Okay, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber hier ging's vielmehr darum, dass mehr als 4 Stunden Konzert schlicht und ergreifend zu viel ist. Bei allen Marathon- und Ausdauerakrobaten dieses Planeten, Maceo Parker und seine All-Black-Guys-Band könnten sich langsam wirklich für's Guinessbuch der Rekorde anmelden. Und das alles auch noch in Anzug und Krawatte. Einen Nerz am Äquator tragen, muss auch nicht schlimmer sein. Aber sie sind fit, - und wie fit. "Wir machen nur ein wenig funky stuff", - meint Maceo zu Beginn des Sets und musiziert sich quasi durch das komplette Repertoire  der letzten 30 Jahre. Es groovt, es funkt, es jazzt, dass sich die Balken biegen. Himmel Herrgott zum Donnerwetter noch einmal,  da beißt zum Schluss auch der - Die Hard Maceo-Fan die Zähne zusammen. Aufgelockert wird das Bandwurm-Spektakel durch das Solo eines Backgroundsängers, der stark an TV-Held "Jason King" erinnert und sich mit "Knock On Wood" von Amy Stewart in die Herzen der weiblichen Fans singt. Aber nicht nur die Länge des Events ist rekordverdächtig, sondern auch die Länge des Keyboarders, der gut und gerne 2m 20 misst und durch gelegentliches Erhebens seiner Selbst die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. - Nein, Leute, es war wirklich erstklassig, was Maceo Parker uns seine illustre Gesellschaft da geboten haben. Wann die Brüder Feierabend gemacht haben?.... Ehrlich gestanden, ich weiß es nicht. Mit vier Stunden war meine Schmerzgrenze erreicht - halleluja und Gute Nacht.

                                                                                       

19.3. 2003 München  Atomic Cafe
Zodiac Mindwarp & The Lovereaction

  Cobalt Stargazer - 
     noch immer ein brillanter Gitarrist, und noch immer Sinn für die angenehmen Seiten im Rock'n'Roll Live

Mit Jesus Christus hat der  "Tattoed Beat Messiah" - Zodiac Mindwarp alias Mark Manning zwar nicht viel gemeinsam, aber auch der ist wieder auferstanden, nachdem er uns jahrelang mit Abwesenheit beglückt hatte. Letzteres lag übrigens daran, dass Mr. Mark Manning  sich 1995 in Klausur begeben hatte,  um vielmehr fortan als Schriftsteller für Furore zu sorgen. Vergleicht man seine Biographie "Fucked By Rock" mit "The Dirt" von Mötley Crüe, so liest sich letztere wie Schneewittchen mit Heiligenschein für Arme. Mein lieber Herr Gesangsverein. Ich möchte einmal in meinem Leben mit dieser Band auf Tour gehen, um zu erfahren, ob das alles stimmt, was da drin steht. Entweder bin ich hinterher reif für die Klappsmühle oder ich benenne die Philosophie des Rock'n'Roll um. Wie auch immer  die Musik hat ihn  nie losgelassen. - Gott sei Dank! Nein, er hat sich im Gegensatz zu seiner Band nicht wesentlich verändert, weder optisch noch mental. Okay, die Haare sind ab; - weil er nach eigener Aussage nicht wie Ozzy Osbourne aussehen will. Cobalt Stargazer (git.) der im Alltag auf den Namen Geoff Bird hört, ist der einzige, der Zodiac von Beginn weg die Treue gehalten hat. Zeichnet letzterer doch für sämtliche Melodien aus dem Archiv der Band verantwortlich. Ohne Cobalt wären Zodiac nicht Mindwarp und  umgekehrt. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass dieser Mann einmal für Wham die Saiten gezupft hat? Tatsache! Aber Musik ist geduldig und Kohle stinkt nicht, -capito! Stargazer ist ein genialer Gitarrist, das muss man ihm neidlos zugestehen, auch wenn sein Äußeres nicht mehr viel Ähnlichkeit mit der Tattooed Beat Messiah-Image- Ära hat. Aber das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Immer noch besser wie Run DMC im Querformat aussehen, als wie ein aus dem Leim gegangener George Michael Verschnitt. Sorry, Cobalt, ich habs nicht so gemeint. Für mich schaust Du vollkommen okay aus. Ehrlich!

Zurück zum Aushängeschild Manning himself. Obwohl der gute Mann auch langsam auf die Fünfzig zusteuert, wirkt er auf der Bühne nach wie vor  wie ein aggressiver  Rebell, der sich einen Sch...Dreck um anderer Leute Meinung kümmert. Zodiac zieht sein Ding durch ohne wenn und ohne aber. Vom "Prime Mover" über "Backseat Education" bis zu "I Am Rock" bringt er sein macho-mäßiges, aber doch tatsächlich vorhandenes, Sexappeal zur Geltung. Logisch! . Ist ja auch sein Markenzeichen. Ich habe mich in der Vergangenheit schon gewundert, wie der gute Mann und seine Band dies so glaubwürdig rüber zu streuen  vermögen, ist gerade er doch off-stage eher der introvertierte Exzentriker. Aber die Aura macht's, die Zodiac umhüllt. Sie bewirkt, dass man ihm die Darstellung sämtlicher sexistischer Klischee`s abnimmt und es auch noch supergeil findet.  Der Mann ist Sex auf 2 Beinen, nicht mehr und nicht weniger. Nur diese antiquaten ziemlch ausgebeulten Anti-Designer-Jeans, die Mr. Mindwarp's erotische Hüften umspannen, lassen uns kurz vor dem multiplen Orgasmus  wieder auf den Boden der Tatsachen zurück  fallen. Fest steht jedenfalls, sie mögen es noch immer schmutzig, laut, intensiv,  und straight to hell..... und wir gehen irgendwie  'befriedigt' nach Hause... gell Cobalt!!!
PS.:...  bitte kommt recht bald wieder, hört Ihr!


if looks could kill

 

 

12. 03. 2003 Fürstenfeldbruck Gemeindesaal
Canned Heat & Peter Green

Man kann behaupten was man will, aber der alte Wein ist halt doch der Beste. Lange gekeltert, intensiv gewürzt und durch jahrelange Lagerung, Verzeihung Erfahrung,  gereift, gibt er der Performance jene spezielle Note, welche nur durch diese Umstände hervorgerufen wird. Canned Heat sind eine Instutition, eine Legende, die aus den Annalen der Music-History nicht mehr weg zu denken ist. Manchmal tut.s mir  leid, dass ich bei Woodstock grad erst einmal acht Jahre alt war,- quasi - too young to die for Rock'n'Roll .......  Okay, wie wir alles wissen,  beeinflusst der Rock'n'Roll   die äußeren Umstände und lässt 30 Jahre später im Falle Canned Heats, nur noch ein einziges Individuum aus der glorreichen Woodstock-Ära die Bühne glänzen. Aber ist das nicht eigentlich sch.... egal, solange der Spirit noch vorhanden ist?! Und ich sag Euch, der Geist von Canned Heat schwingt nach wie vor in "Let's Work Together" und "On The Road Again" mit.  Da ist ein bißchen Nostalgie, ein wenig Wehmut, aber auch frische Energie, die den Boogie-Sound am Leben erhalten und ihn auftanken, - und das super-bleifrei versteht sich. 
2.Kapitel
Peter Green(baum) ist ebenfalls Kult und Geschichte in einer Person. Ohne ihn hätte es Fleedwood Mac wahrscheinlich nie gegeben. Ohne ihn gäbe es kein "Albatross". Und ohne ihn auch kein "Black Magic Woman". Aber leider wissen das die wenigstens Musikliebhaber wirklich zu schätzen. - Der Mann hat den Blues gepachtet, und es ist die Essenz dessen, die ihn am Leben erhalten hat. Anderenfalls würde er heute höchstwahrscheinlich schon zusammen mit Jimi Hendrix auf einem Wölkchen schwebend, die Gitarre mit ner Geige vertauscht haben und halleluja jubilieren. Äußere, etwas ungesunde Lebensgewohnheiten  haben den guten alten Peter nämlich schon gefährlich nahe an diese weniger frohlockende Perspektive gebracht. Aber noch muss sich Jimi-Boy  ein wenig gedulden auf das himmlische Duett in C Dur. Denn wie es momentan so den Anschein hat, beabsichtigt Greenie, wie ihn seine Freunde liebevoll nennen, noch lange nicht den Hochgeschwindigkeitszug nach Nirvana zu nehmen. Im Gegenteil, er hat schon lange nicht mehr so fit und in der Gegenwart present gewirkt für seine Verhältnisse wie heute. - Alle Achtung und Gott sei Dank. Denn ohne ihn wäre der Blues wie eine Sonne ohne Strahlen, eine Gitarre ohne Saiten und eine Note ohne Hals. Bravo Peter, du hast uns mit Deinem Können einmal mehr gezeigt, dass noch lange keine Cummuluswolke in Sicht ist, auf welcher Jimi Hendrix wohl noch geraume Zeit allein sein Solo zelebrieren muss. Du bleibst erstmal hier, gibst uns den Blues und setzt uns schachmatt mit Deiner Performance. - Und das in Ewigkeit a.... - na ja, jedenfalls noch so lange wie möglich bitte....

                                                                                          

 

8.03. 2003 München  Muffathalle
Tower Of Power


Emilio in Aktion

Okay, da tanzen die Trompeten mit den Saxophonen Rumba, oder ist es Tscha tscha tscha?! - Nein, es ist Soul und Funk vom Feinsten, wie er perfekter und spielfreudiger nicht mehr interpretiert werden kann. Kein Wunder, dass diese Formation rund um Emilio Castillo Kultstatus genießt. Sie sind unbestritten die Nr. 1 in ihrem Genre und beweisen das einmal mehr mit einer geballten Ladung Energie und heißen Rhythmen. Das Besondere an Tower Of Power ist vor allem die Hornsection, allen voran Emilio selbst. Da wird geblasen was die Rohre halten unterstützt von Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug, die aber eher eine halt notwendige Nebenrolle spielen. Der Gesang ist tiefschwarz, und das nicht nur optisch. Mit "Diggin' On James Brown" erklimmt das Set seinen Höhepunkt und stellt zugleich eine der wenigen Ausnahmen dar, bei der Mr. Castillo selbst in den Vordergrund tritt. Ansonsten herrscht das Gesetz der Gleichberechtigung, und Tower Of Power präsentieren sich lieber als verknüpfte Einheit, die nach dem Motto: zusammen sind wir stark - fungieren. Ein Konzert der Superlative hat hier stattgefunden, das bei den meisten Gästen wohl einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt. Mein Komentar dazu: diggin' on Emilio....