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15.09. 2005 München, Backstage
SODOM

Lang lang ist’s her, seit ich Sodom das letzte Mal on stage live gesehen habe. Genauer definiert war es 1990 in London im Marquee Club. Geblieben ist mir davon nur ein einziges Foto (siehe Diary). Aber ich kann mich noch sehr gut erinnern.- 15 Jahre sind vergangen seit damals, die Zeit ist nicht stehen geblieben, aber Sodoms Mastermind Tom Angelripper scheint sie irgendwie vergessen zu haben. Der hat sich nämlich, zumindest äußerlich kaum verändert.-  Damals hätte ich nie und nimmer gedacht, dass es so lange dauern würde, bis ich diese Band wieder live spielen sehe. Aber nun sind sie hier und heute  und da im Backstage hier in München, und ich bin, ehrlich gestanden, mit etwas gemischten Gefühlen angeeiert. Nachdem mich beide Supportacts nicht sonderlich aus den Pantoffeln katapultiert haben, setze ich meine Erwartungen erst gar nicht so hoch, um prompt wiederum eines besseren belehrt zu werden. -  Jesus, Maria und Joseph – Sodom, bzw. Angelripper ist wirklich nicht gealtert. Der Name unterstreicht das Intermezzo – Sodom & Gomorra – zumindest was das Publikum an der vordersten Front angeht. Da bleibt kein Auge trocken, und „Ausgebombt“ bleibt der immer wieder kehrende Slogan des Abends. Yep, die Jungs haben nix verlernt und knallen rein, wie nuklearer Sprengstoff im Tiefflug abgefeuert von einem Düsenjet.
Wiederum erinnere ich mich an meine Tage als Radio DJ einer wöchentlichen Heavy Metal Sendung. Und was war der meist gewünschte Song? Nein,  weder Motörhead noch AC/DC,sondern es war Sodom mit „Bombenhagel“. Und wehe ich spielte stattdessen „Stalinorgel“ oder „Ausgebombt“. Dann hagelte es Morddrohungen. Wenn ich die Anzahl dieses Musikwunsches auf Plätze in den Billboard Charts umgerechnet hätte, dann hätten die Rolling Stones wie Chorknaben dagestanden, verglichen mit jenem damaligen Ansturm.

Interessant ist auch noch zu beobachten, , dass Bands dieser Gattung, gerade hier in Deutschland, immer wieder gut ankommen beim Publikum, wo hingegen Vertreter des sogenannten Melodic Rock oder True Metal (ich kann den Ausdruck immer noch nicht leiden) meist unter fernerliefen herum torkeln, bis auf wenige Ausnahmen. Das hier ist weder theatralischer, pompöser Bombast mit mittelalterlichen Genre Gelübten, noch handelt es sich um dödeligen schmalztriefender Melodic Rock.  Das hier is straight through the Eye - Heavy Metal, der ohne Kompromisse in unsere Gehirne brettert. Aber, und das ist das A und O des Ganzen. Hinter Sodoms Musik verbirgt sich System und es  ist mitnichten sinnlose Thrash – Prügelei. Die Bandbreite, die das Spektrum umfasst, ist breit gefächert. Kein Wunder bei über 20 Jahre Karriere, da kommt schon einiges zusammen an Songmaterial. Und sogar ein ganz neuer Track hat seinen Weg auf die Setlist gefunden Der wird dann aber erst auf dem zukünftigen Studioalbum vertreten sein, dass irgendwann im kommenden Jahr erscheinen wird. – Vorab gibt’s allerdings in Kürze eine Live-DVD. Und der Bombenhagel hat gerade erst begonnen.

Sodom kann man gut und gern als deutsche Institution bezeichnen. Alt eingesessen, und doch klingen sie nach wie vor taufrisch. Vielleicht auch deswegen, weil Sodom eigentlich in erster Linie Tom Angelripper sind. Und das Allerbeste ist, trotz vielfach deutschen Texten klingen sie alles andere als treudeutsch. – Es sei denn man bittet um Sahne! 
                                                                                                                           


Und die leck’ ich gern von Sodoms Performance. Bravo Jungs, das war wirklich ein gelungenes Gastspiel. Und ... um’s noch mal gesagt zu haben, - nehmt Euch nächstes Mal wieder einen Tournee -Veranstalter, der auch fix wieder ein Date in München einplant..... Wir hatten schon langsam Entzugserscheinungen hier, da wir jedes Mal sozusagen ausgebombt wurden. -


siehe auch Diary     und noch einige Fotos hier



                                                                                               

08.09. 2005 München, Backstage
Bonfire 


Für bildliche Impressionen bitte auf's Foto klicken



                                                                                                     
08.09. 2005 München, Ampere
Juliette & The Licks

Ich muss gestehen, ich bin kein Mensch mit Killer – Instinkten. Aber an diesem Abend bin ich fast zur Mörderin geworden – beim fotografieren. – Herrschaftszeiten, das ist schlicht und ergreifend abartig was da, besonders in vorderster Front vor der Bühne abgeht. Das Ganze auch noch ohne Fotograben, aber mit striktem Blitzverbot für uns Berichterstatter. – Sodom und Gomorra ist, verglichen mit damit, ein friedvoller Garten Eden. Und Juliette ist das Auge des Wirbelsturms. Christus, - die Frau hat’s in sich, wie sie da als 100.000 Volt Energiebündel über die Bretter wirbelt. Sie ist eher klein, zaundürr, nicht unbedingt ein Claudia Schiffer Look-a-like aber, und das ist schließlich das A und O eines Musikers, - sie hat eine saugeile Stimme, bewegt sich hervorragend, ist selbstbewusst und weiß sich gekonnt in Szene zu setzen. – Wenn man bedenkt, dass es sich bei Juliette Lewis um einer der gefragtesten Hollywood-Schauspielerinnen handelt, die normalerweise in einer Versace Haute Couture Robe für 30.000 Dollar über den roten Teppich zur Oscar Verleihung stolziert, dann kann man das hier gar nicht glauben. Denn hier ist sie ‚nur’ eine rotzfreche Rockerbraut in verschwitztem T-Shirt, Jeans und Stiefeln und gibt einfach alles inkusive zwei fetten Stage Dives ins Publikum und das Kopf über. Sie wird auf Händen getragen im wahrsten Sinn des Wortes wie eine Leinwandgöttin, die den multiplen Orgasmus als Hard-Punkrock Lady erlebt.
Juliette lässt sogar unsere gute alteingesessene deutsche Rocklady 'Doro' blass ausschauen was die Impulsivität angeht.
Im Interview vor der Show meinte die 33jährige, sie habe immer versucht, dieses Ice Queen Image von Hollywood Diven zu vermeiden, denn das wäre nicht sie. Und diese zweite Karriere als Rockstar würde ihr gut tun, um. die Natürlichkeit zu behalten. Klar, wolle sie weiter schauspielern, aber das hier hat erst mal Vorrang.

Juliette hat bisher ein Minialbum, sowie eine komplette Scheibe veröffentlicht. „You’re Speaking My Language“ heißt das Ding. Und das tut sie auch im wahrsten Sinn des Wortes. Jawohl, das ist richtiger dreckiger Rock, laut, wild und schweißgebadet, was allerdings weniger nett für meine lädierten Füße ist, auf denen fleißig herum getrampelt wird. Das hab’ ich seit den ‚Exploited’ nicht mehr erlebt. Die Mordgedanken verschärfen sich und beginnen Gestalt anzunehmen, indem ein wahnsinnig gewordenes Individuum vor mir, meine Kamera in den Rücken gedroschen bekommt. Es musste doch verdammt noch mal möglich sein, wenigstens zwei oder drei halbwegs passable Fotos in die Linse zu kriegen und zwar mit Blitz. Anders wäre es bei dem Hexenkessel und dem absolut schlechten Licht  nicht möglich gewesen. Dann flüchte ich nach hinten. -
Songs wie “Comin’ Around“, „American Boy“  oder das druckvolle  „Money In My Pocket“, sowie der Einleitungssong „You’re Speaking My Language“ bringen die Meute hier außer Rand und Band. Es werden sogar noch zwei neue Stücke vorgestellt, die dann auf dem bereits angekündigten neuen Album verbraten sein werden. Fakt ist, dass man kaum in der Lage ist die Musik ansich richtig aufzunehmen, weil sie wie in Lichtgeschwindigkeit über einen hinweg fegt. Zeit zum durchatmen bleibt kaum. – Aber andererseits, alles andere wäre langweilig gewesen.
Die Show ist leider etwas kurz mit nur eineinviertel Stunden. Aber wahrscheinlich kann man bei so einer intensiven Energieverschwendung von Seiten der Licks nicht mehr. Ich kann es verstehen, und ich denke mal, die meisten anwesenden Fans auch im fast ausverkauften Auditorium. – Trotzdem werden die Amis noch einmal raus gepfiffen.
Danke für eine supergeile Performance Juliette. Und hoffentlich kommst Du bald wieder, - und dann in einen größeren Club mit hoffentlich einem  
Fotograben für uns Berichterstatter. Sonst setze ich meine diesmaligen Mordgelüste an all den Irren, nächstes Mal in die Tat um.

 
                                                                                     siehe auch Diary


auch das ist Juliette - quasi von unten nach oben