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27.09. 2005 München, Elserhalle
Steve Vai / Eric Sardinas

Eigentlich reicht ein Satz um dieses 4-stündige Spektakel in Worte zu fassen.
“Let The Music Do The Brilliant Talking“. -  Und – that’s it. – Nicht mehr und nicht weniger.
Aber damit wärt Ihr jetzt nicht zufrieden, hab ich recht?! -

Okay, dann lasst mich kurz beschreiben, was das Non plus Ultra musikalischer Glanzleistungen ist. – Dieses besteht aus 1) Musikern, die da heißen: – Steve Vai, Billy Sheehan, Tony McAlpine, Dave Weiner und Jeremy Colson –  mehr braucht man dazu, glaube ich, nicht zu sagen. 2) Stimmt die Magie, das Zwischenspiel, die Harmonie, und einfach überhaupt absolut alles. – Und 3) sind immer jene Konzerte die allerbesten, bei denen man nicht auf die Uhr schaut, und wartet wann’s endlich aus ist. Sondern man hofft, dass immer noch mal was nach kommt, und vor allem man spürt die Füße vom Stehen nicht . – Und wenn das alles dann auch noch bei einem, wie eingangs erwähnt, über 4 Stunden Spektakel zutrifft, dann gibt es eigentlich keine Steigerung mehr. -
Eine Eigenschaft braucht man allerdings, um für diese Art von Unterhaltung die gebührende Begeisterungsfähigkeit aufzubringen. Man muss grenzenlose Liebe zur Musik an sich besitzen, sehr viel Verständnis haben, und vor allem wissen was wirkliche Qualität ist. Demzufolge besteht das Publikum auch schätzungsweise zu mindestens 75% aus Musikern, Insidern und Kennern. Der Rest ist einfach nur neugierig und Fan guter Rockmusik. Alles zusammen ergibt das Resultat: – ausverkauft mit 1.500 Einheiten. Yiipppieehhh, die Münchner wissen doch noch was erste Sahne ist. –

Holy Shit – ist das gut !
Steve Vai hat noch etwas, nämlich Ausstrahlung, und zwar eine ganz gewaltige. Das, und seine Gitarrenakrobatik reichen aus, um uns in seinen Bann zu ziehen. Das Singen erübrigt sich. Nebenbei bemerkt, eine Nachtigal war er sowieso noch nie. Muss er auch nicht sein. Niemandem hier innerhalb dieser vier Wände vermisst den  Gesang. Wenn man dann noch so starke Charaktere wie Sheehan und McAlpine zur Seite hat, die dem großen Meister in nichts nachstehen, dann kann eigentlich nichts mehr barock gehen, außer ein Stromausfall würde das Licht auspusten. – McAlpine klimpert mindestens so gut auf dem Keyboard als wie auf der Gitarre. Und Billy Sheehan wird von Steve als ‚the very best bassist in the world’ angekündigt. Der Meinung bin ich auch, - obwohl.... ganz unter uns – meine heimliche Liebe zu Tony Levin überwiegt noch ein bisschen.
(Tony - wir sehen uns am 16.10.)

Alles ist 100%ig perfekt und trotzdem keine Spur langweilig. Das hier ist nicht Dream Theater, die stocksteif mit versteinerten Mienen ihre 40 Minuten Soli runter fideln ohne einen Mucks zu machen. – Das hier sind – ja klar, - ebenfalls mitunter 40 Minuten Soli, aber die Herrn  hier machen trotzdem noch einen Mucks dazu, amüsieren sich selbst am meisten – locker vom Hocker und liefern eine Show, die sich wirklich erleben  lassen kann. - Bist du lahm und zugekleckert, - Drei Stunden voller  Wechselstrom und keine einzige Sekunde Gähnsyndrom ist das Fazit. Im Gegenteil, - bitte hört noch nicht auf, spielt meinetwegen die ganze Nacht- Wir wollen nicht nur einen Orgasmus. Ich scheiß' auf meine Füße, ich spür' sie nicht, - noch nicht jedenfalls. Es ist uns pommerlunda  – we want more ! „The Audiance Is Listening“ – im wahrsten Sinn des Flüstertons. Was für ein Piece of Music! Das war schon immer eines meiner persönlichen Faves. Selbst der Videoclip dazu ist klasse.  Aber auch Cuts wie „Initiation“, „The Silent Within“ oder „For The Love Of God“ sind Highlights musikalischer Kunstfertigkeit. Aber wie ich schon so oft gepredigt habe, das Gefühl ein gutes Konzert erlebt zu haben, hängt nicht nur vom Talent der Interpreten ab, sondern auch vom Feeling und vom berühmten Funken der überspringen muss. Und in dem Fall hat er das durch die Wurzel gezogen, mindestens 5.347 Mal getan.
Und jawohl, ich bin noch immer kein Musikus, der nur die Tonleitern verfolgt. Aber ich spüre trotzdem, - das ist es, - das ist die Spitze des Mount Everest und der ultimative Höhepunkt.

Aber auch Eric Sardinas, wie immer und üblich im Vorprogramm von Vai, ist eine Klasse für sich. Keiner spielt den Blues mit so einer intensiven Power wie er. Aber im Gegensatz zu seinen absolvierten Clubgigs hier in München, die phänomenal waren, bekommt er diesmal die Menge nur schwer in Schwung. Vielleicht auch deshalb, weil alle nur auf den lieben Gott  namens Vai warten. Schade, denn der Mann sieht nicht nur grandios aus, er ist es auch – auf seiner Gitarre, mein’ ich. Alles andere entzieht sich meiner Kenntnis. Mich wundert nur, dass sich der schöne Mann noch kein Domizil hier geschaffen hat, so oft wie er uns beehrt. – Er verfolgt einen ganz anderen Stil wie Steve Vai, aber ist nicht minder gut. Im Gegenteil, Steve erzählte mir einmal, dass er sogar einige Dinge noch von Sardinas gelernt hätte.
So kommt es letztendlich noch zur selbstverständlichen Jamsession, und die Musikstile vereinigen sich im klanglichen Geschlechtsverkehr. Und es zeigt sich wieder, Musik ist universell, variabel und wenn die Bloody Mary genug Pfeffer bekommt, dann ist das, wie soll ich sagen, - einfach der perfekte Cocktail.
Nein, hier gibt’s nichts zu meckern und nichts zu kritisieren, außer vielleicht ein paar Sound Irritationen vom Mischpult produziert. Aber sogar die gehen unter in der allgemeinen Begeisterungswoge. – Wir kommen wieder, verspricht der Meistro nach einer Zugabe mit Gesang – zum ersten Mal innerhalb drei Stunden, um sogleich für eine weitere Draufgabe noch einmal zurück zu kehren. – Erst dann ist tatsächlich Schluss mit lustig, und das Nachspiel ist endgültig zuende.

Danke jedenfalls Steve für einen Blick into your Sunglasses um 2.30 Uhr nachts, danke Eric für 100  Blicke auf Deinen Hut und nur einen einzigen into your Eyes, und danke Billy für einen Blick into you und das seit 5 Jahren . Aber alles in allem danke für ein großartiges Musikerlebnis inklusive ... na ja, das mit dem Dickerchen war nicht so gemeint.

PS.: 4 Uhr morgens..... – „Oh tun mir die Füße weh“!!!


                                                  
siehe auch Diary  für Aftershow Pics.         noch mehr Live - Bilder hier

ERIC SARDINAS