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16.10. 2005 München, Nightclub Hotel Bayr.Hof
Will Calhoun



Nun, gleich als erstes zum besseren Verstehen für alle, die diesen Namen noch nicht kennen, bzw. lediglich den Eindruck haben, ihn irgendwann schon mal gehört zu haben. Will Calhoun ist Schlagzeuger. Und normalerweise trommelt er für die amerikanische Hardrockband „Living Colour“. Ah, jetzt schnackelt’s, hab ich recht. Living Colour gab es schon in den Achtziger Jahren, wo sie mit Songs wie „Cult Of Personality“, „Love Rears It’s Ugly Head“ und „Type“ für Furore sorgten. Eine schwarze Gruppe, die statt des üblichen Souls satten Hardrock produzierte. Das gab es wahrlich bis dato nicht oft, gerade im prüden, und nach wie vor rassistischen Amerika. Und sie hatten Erfolg auch hier in Europa. Trotzdem wurden Living Colour irgendwann auf Eis gelegt, um vor just ca. 2 Jahren wieder auf zu erstehen wie Phönix aus der Asche. Ein Album und eine Tour waren die Folge und  in Kürze kommt schon wieder ein Longplayer. Trotzdem scheint für die einzelnen Musiker der Band noch genügend Zeit übrig zu bleiben, um ihre Soloprojekte zu verwirklichen. Soviel zu Living Colour.

Heute Abend ist nun aber Will Calhoun hier mit seiner eigenen Truppe, um uns seine persönliche musikalische Vorliebe zu präsentieren. Und das was der gute Will da macht, hat mit der Musik von Living Colour ungefähr so viel zu tun, wie Hansi Hinterseer mit Sepultura.
Im gediegenen Ambiente des Nightclubs vom Hotel Bayrischer Hof wird uns eine Mischung aus Fusion und Freejazz geboten, gekonnt verstrickt mit Worldmusic und sogar einigen entfernt anmutenden rockigen Beats. Will ist ein verdammt guter Drummer. Das muss man ihm lassen. Und seine Eleganz und Genialität kommt bei dieser Art von Musik hundert Mal besser rüber, als beim heftigen Hardrock Rhythmus. Hierbei mutet ein Schlagzeugsolo eher filigran an. Man hört jeden einzelnen Move, jeden Takt im Detail. Mal liebkost er sein Instrument mit zarten Streicheleinheiten, dann wieder wechselt er zu einer intensiveren Gangart und das alles mit sehr viel Gefühl zum Detail. Die vorhin erwähnten Worldmusic Anleihen produziert er durch exotische Instrumente, deren Namen ich ehrlich gestanden, nicht weiß. – Schande über mich. Aber man kann nicht alles kennen. Und auch wenn Worldmusic durchaus seine Qualität und Schönheit hat, so habe ich mich im Laufe der Jahre doch zuwenig damit befasst, als dass ich ausschweifend darüber fachsimpeln könnte. Ich kann lediglich sagen, ob es meinen Ohren gefällt. Und das tut es. Für den Fusionjazz wiederum muss man sowieso eine gewisse Liebe pflegen, um diesen Stil zu mögen. Aber im Gegensatz zu Worldmusic kenne ich mich beim Fusion schon etwas besser aus. Und auch Will’s Mitstreiter am Saxophon, Piano, Bass und Gitarre sind wahre Meister ihres Faches. Er stellt sie auch mindestens fünf Mal namentlich vor. Ich hab’s mir trotzdem nicht merken können, sorry. 

Alles in allem präsentiert uns Will eine Crossover Mixtur, die abwechslungsreich durch das ein einhalbstündige Programm führt. Und das vor allem jazzorientierte Publikum dankt es ihm anhand von, ja, gediegenem Applaus und der Bitte nach einer Zugabe. Genauso wie es sich für diese Atmosphäre hier geziemt. Und das kriegt es auch. Yep Will, du kannst wieder kommen. Feuertaufe ist bestanden. Bis zum nächsten Mal – mit oder ohne Living Colour.  




                                                                                                    

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08.10. 2005 München,  Garage
L.A. Guns

Zum ersten Mal seit langem habe ich wieder mal Heimweh bekommen – nach Tirol und nach der Natur. Die Berge, die Wiesen und Felder und die dazu gehörigen Vogelscheuchen. Die kennt Ihr doch oder? Besen, die auf dem Kopf gestellt und in die Erde gebohrt, ihre Wedel in die Höhe recken, furchterregend angemalt, und mit bunten Klamotten behängt, sich im Sturm verrenken und dazu dienen, Vögel und anderes Getier in die Flucht zu schlagen.- .

Nun, - Ihr wisst was ich jetzt sagen will (*grins*). Aber zugegeben, ganz so weit hergeholt ist der Vergleich nicht. Glamrock Legende hin oder her, diesbezüglich wissen ohnehin nur die Insider unter uns Bescheid. Ich komme mir jedenfalls vor, wie in einem Film von vorgestern. Und ....ich weiß, wovon ich rede, habe ich doch jene Phase der Mit- bis End-Achtziger livehaftig miterlebt in der schillernden Rock’n’Roll Hauptstadt Europas, in London. Übrigens, das alles trifft jetzt weniger auf die Musik selbst zu als vielmehr auf die überkanditelte Imagepflege. Himmel, das hier ist das reinste Nostalgie-Happening im Glitzerlook und Party Make up für den gepflegten Herrn (& nat. auch auch für die Dame). Sag einer noch mal, nur wir Frauen wären eitel. Die Gestalten, ob Künstler oder Publikum, die hier und heute der Past Tense huldigen, sind großteils in Spandexhosen und Neonshirts mit Gold und Silberverzierung samt schmucker Tattoos ausgestattet. Versace würde sich im Grab umdrehen....

Und vor der eigentlichen Party gibt’s  eben noch L.A. Guns pur, allen voran Phil Lewis, das einzig verbliebene Relikt aus dem Original Line up. Musikalisch gäbe es auch nicht viel zu meckern. Denn Glamrock hin oder her, wenn man nicht weiß, was für eine Band hinter dieser Musik steckt, - dann handelt es sich schlicht und simpel um amerikanischen, einfach gestrickten Hardrock, und nix anderes. Zum 'Glamrock' werden die Klänge erst durch ihre Interpreten. In Amerika hat sich diese Art von Trend Style schon lange tot gelaufen. Vielleicht ein Grund, warum gerade in den letzten Jahren so viele dieser verbliebenen Stilrichtungsvertreter immer wieder Europa beehren. Hier gibt man ihnen noch die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, die sie wieder, und das fast schon verzweifelt, anstreben . Zu beobachten ist auch, dass sich viele der damaligen Sleazerock-Gruppen, die schon lange weg  vom Fenster sind, wieder reformiert haben.  Allerdings  lässt sich mit Gewalt  eine längst vergangene Ära auch nicht zurück holen, es sei denn man gehört zu den wenigen wirklichen Kultbands, die daraus hervor gegangen waren. Aber zu jenen gehören die L.A. Guns mit Sicherheit nicht. Also quartiert man sich bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres  in Europa ein, und sie ziehen auch diesmal nicht mehr als ca. 150 Seelen. Solche, die sich noch mit diesem Lebensgefühl verbunden fühlen.

Nein Freunde, das is’ nix heut’ Abend. Angefangen bei diversen Differenzen bezüglich Hotels und anderen Unzumutbarkeiten (tja, die Guns wollen schon wie der Kaiser in China behandelt werden, capito!!!). Dies führt wiederum zu einem relativ lustlosen Programmablauf und resultiert in einem vorzeitigen Ende nach nur 55 Minuten. Und – over all – das alles zum  stolzen Eintrittspreis von € 25,--  Kein Wunder, dass die next Generation von T-Rex unmutigst protestiert. Aber was dem Gipfel die Krone aufsetzt ist die Tatsache, dass Mr. Lewis auch noch den Veranstaltern die Schuld in die Schuhe schiebt, von wegen, sie dürften ja keine Minute länger spielen. Dabei hätten die Knaben noch eine gute halbe Stunde Spielraum gehabt – lt.local Promoter. Nein, Kinder, das ist nicht fair. Und wenn man dann noch die impertinente Arroganz unserer amerikanischen Freunde unter die Lupe nimmt, die vor allem beim Aftershow Meet & Greet zu Tage tritt , dann kann ich wirklich nur sagen, - bitte bleibt in Zukunft daheim in Hollywood und erzählt eure Tales from the Strip jemand anderem.

Nur um’s nicht falsch zu interpretieren. Ich habe wirklich absolut nichts gegen die Musik von L.A.Guns einzuwenden, aber dafür umso mehr gegen diese, fast schon lächerliche Impertinenz. Ich hoffe, wenigstens die anschließende Posernight ist/war  noch ein Erfolg – ohne mich. Und übrigens auch ohne die Band, die anscheinend vom Glamrock – Zauber ihres Auftritts am schnellsten die Nase voll zu haben scheint und das Weite sucht. Hoch lebe die Imagepflege und die Vortäuschung falscher Tatsachen.

                                                                                        view also Diary für Offstage Pics