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21.10. 2005 München, Garage
Rebellion

                                                          

Ich muss jetzt ein bisserl ausholen, weil’s grad so amüsant ist. Die meisten von Euch können sich doch noch an die Popband „Wham“ erinnern, die damals in der 80ern  ihren größten Erfolg mit „Wake Me Up (Before You Go Go)“ hatten. Die Band, der damals auch George Michael angehörte. – Okay, das zu diesem hier. Im Fahrwasser von Wham schwamm damals aber auch noch eine andere Formation, die mit gleicher Strategie und Aufmachung versuchten, an den Erfolg von Wham anzuknüpfen. Ebenfalls zwei hübsche Knaben mit blondem kurzen Haar, muskulös  in Jeans und weißem T-Shirt gekleidet. – Sie wurden eine Zeitlang sogar genauso gefeiert wie Wham. Aber sie hinterließen nach dem Exodus keine Spuren oder Erinnerung wie ihre berühmteren Kollegen.
                                                                                                        
                                                                                                                                      
Bros 1988 

Nun, was hat das alles mit einer deutschen Heavy Metal Kapelle gemeinsam, werdet Ihr Euch fragen.  Ganz einfach! Sobald „Rebellion“ die Bühne unseres Garage Clubs stürmen, schießt mir beim Anblick des Frontvogels augenblicklich nur ein Gedanke. Herrgott, jetzt sind „Bros“ wieder auferstanden, oder zumindest einer von ihnen. :-))
Zweiter Gedanke, das kann ja gar nicht sein, denn die Jungs von Bros sind heute bestimmt auch schon jenseits der Vierzig. Und der Jüngling da oben zählt höchstens grade mal in etwa 30 Lenze. Aber er könnte zumindest ein Nachkömmling sein, wäre er nicht so durch und durch deutsch. Bros hingegen rühmten sich britischer Herkunft. – Und es gibt noch einen alles entscheidenden Unterschied. Während Bros schmalztriefende banale Schnulzen für träumende Teeniegirls zum Besten gaben, brüllt sich unser Jung-Elvis hier die Seele aus dem Leib, in schwarzes Leder gewandet, nicht ohne seine  nackte unbehaarte Brust zu präsentieren. (Anm.: damit die wenigen weiblichen Heavy Metal Bräute auch was zu gucken haben, nehm ich an). Aber jetzt genug der Vergleiche und Spaß beiseite, sonst fühlen sich  unsere Hardrock Rebellen hier noch leicht veräppelt. Und das wollen wir schließlich nicht.

Sie geben sich wirklich alle Mühe, die, grade mal höchstens 50 anwesenden Seelchen aufzumöbeln. Und ja tatsächlich, es gelingt ihnen sogar. Und unser Bros - Erbe meint locker: „hey, das sind ja doch mehr Leute als ich dachte. Zumindest schaut es von hier oben so aus.“ – Wer’s glaubt wird seelig. Und das is’ er wohl und schmettert mit voller Inbrust die metallischen Hymnen in die rauchgeschwängerte Atmosphäre der Garage.
Aber es gibt noch einen Focus auf dem Altar, der sofort ins Auge sticht. Eine Frau am Gesangsmikro sind wir ja schon von diversen anderen Acts gewöhnt. Allerdings eine Blume, die die zweite Gitarre zupft in einer, sonst reinen Männerdomäne, ist nicht alltäglich. Aber das is’ es dann auch mit den Besonderheiten. 

Rebellion sind alles in allem eine deutsche Heavy Metal Combo, die treu deutsch, - das fängt schon beim Akzent  des Frontmanns an, - ihre Setlist  zum Besten geben, also eigentlich nichts neues, oder aufregendes oder gar anspruchsvolles und wie gesagt, 100% deutsch. Aber was offensichtlich und auch wichtig ist, den Jungs und Mädel(s) da oben springt die Freude an ihrem Tun förmlich aus dem Gesicht, und man merkt, dass sie das was sie da vollführen, mit großer Liebe und sehr gern tun.  Und sie übertragen es auch auf ihre karge Zuhörerschaft. 
Kinder, glaubt mir, das macht irre viel aus.  Der berühmte Funke .... Ihr wisst ja...... 


Bros'ische Rekarnation 


Mädels an die Macht





                                                                                               
17.10. 2005 München, Tonhalle
Dream Theater




Kinder, schlagt mich jetzt nicht  tot ! Ich versuch’s auch richtig rüber zu bringen.
Ja Dream Theater ist eine Klasseband. Ja, die Musiker sind Klasse-Musiker, und ja Dream Theater gehören zur oberen Liga, was die Genialität betrifft. Das bestreite ich auch gar nicht.
Aber seid mir nicht bös', -  ich laufe trotzdem regelmäßig davon bei einem Dream Theater Konzert. Und ich sag Euch jetzt auch warum. Bzw. das hab ich indirekt schon in meiner Steve Vai Kritik gesagt, wo ich diesen Mann mit der Band hier verglichen habe. Beide sind Künstler, sind Perfektionisten bis ins Detail. Beide frickeln bis ins 5te Jahrtausend ihe Endlos Soli. Der Unterschied ist nur, - um mich zum x-ten Mal zu wiederholen.... Vai ist abwechslungsreich, farbenfroh und variabel. – Dream Theater hingegen stehen da oben wie hingestellt und nicht abgeholt, stocksteif und ohne eine Grabesmiene zu verziehen –  meistens,  und nehmen die Dinge zu ernst, um es genau zu nehmen – nur allzu toternst.  Herrgott, wir sind doch nicht bei einer Trauerveranstaltung.   Aber gut, vielleicht seh nur ich das so. Das Wohnzimmer ist jedenfalls gerammelt voll, mit allem was da so rum schwirrt in der heimischen Szene. Und sie stehen alle da, die Arme verschränkt, mit wissender Miene, total konzentriert und eben todernst. – Dream Theater sind ja schließlich das non plus ultra. – Das, wo Mann sich zeigen muss um gesehen zu werden, damit er hinterher fachsimpeln, und seinen Senf dazu geben kann. Dream Theater sind schließlich unfehlbar. –

Okay, ich sag Euch was. – James La Brie ist ein absolut – Down To Earth – Kerl, der nix anderes will, als etwas Mucke zu machen um sich gesanglich auszutoben. Das alles im Gedenken von Freddy Mercury, den er liebt wie nur sonst was... – Hat er mir selbst gesagt beim letzten Treff. –  (PS.: danke übrigens  f. die Kusshand in den Fotograben) – und, nein, er ist nicht schwul.... nur weil er Freddy den Großen vergöttert. Das bezieht sich eher auf  das orale Talent. – Aber  das ist halt nicht alles.  Mist,- der Funke hat sich verdünnisiert.
Okay, genug ausgeschweift und zurück zum Vergleich. 3 Stunden sind für Steve Vai grade mal lang genug und könnten noch länger sein. Für Dream Theater ist das für meinen Geschmack viiieeellll  zu lang. Vor allem wenn dazwischen noch eine Pause von 20 Minuten stattfindet. 
Ist nicht gut.- Warum? Weil die ‚langsam’ aufgewärmten Gemüter ganz schnell wieder auf den Gefrierpunkt sinken, um dann im zweiten Anlauf noch langsamer wieder  auftauen zu müssen. Da nützt auch die  neue Frisur von  John Petrucci nix, oder das super-sexy Smile von Jordan Rudess (siehe Pic.). Nein, Spaß beiseite....
                                               


Bitte, - vergewaltigt mich jetzt nicht.... – ja ja ja is’ schon okay, Dream Theater sind spitze und genial. Sie haben sich zudem ein Konzept zugelegt und spielen Musik aus jedem Jahr ihrer Existenz. Die Jahreszahl erscheint zur allgemeinen Erinnerung immer auf der Leinwand im Hintergrund. Aber leider provozieren Dream Theater bei mir den Effekt, dass nach geraumer Zeit alles irgendwie einheitlich klingt, - auch wenn’s nicht das selbe ist. Scheiße, - ich bin kein Musiker. Und ich glaub, ich beton’ das in letzter Zeit zu häufig, und ich sehe das vielleicht eben aus anderer Sicht. – Aber ich geh halt nach dem Feeling.-

Wenigstens  vom fotografischen Blickpunkt her kann ich sagen  – geil! Ich wollte, diese Verhältnisse, sprich Licht, breiter Fotograben, Zeitlimit usw. wäre öfters die Regel. Und da drei Songs zum knipsen bei Dream Theater ca. 40 Min. einnehmen würden, hat man uns generell 15 Minuten gewährt. Auch gut. – Eine Viertelstunde ist für uns dankbare Fotografen sowieso eine halbe Ewigkeit. - Für mich ist aber auch das ganze Konzert ein Requiem ohne Ende und ohne, dass eben der berühmte Funke überspringt trotz der Genialität. 
Freunde, ich kann’s nur zum 150sten Mal  betonen. Dream Theater sind eine Band der Superlative, mit brillanten Musikern, grandiosen Lichtverhältnissen und sattem Sound. Trotzdem – irgendwann klingt nach spätestens einer Stunde alles wie das schon gehörte, es tut sich nichts da oben und ich fang an zu gähnen , auf die Uhr zu schauen, und die Füße tun mir weh. Und Ihr wisst ja......

......ein Konzert ist immer dann gut für einen selbst, wenn man nicht auf die Uhr schaut, die Füße nicht weh tun und man hofft, dass immer noch was nach kommt, egal was da oben passiert.
James, nimm’s nicht persönlich. Nächstes Mal geht die Runde Bier an mich......

                                                                                                                    
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