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21.10. 2005 Wörgl, Tirol, Komma
Quireboys / Doomfox

„A Bit Of What You Fancy“ – So hieß anno 1990 das Erfolgsalbum der „Quireboys“. Und ehrlich gestanden, es ist auch bei diesem einen Erfolg geblieben. Trotzdem ganz vergessen hat man sie über all die Jahre nie. Immer wieder tauchten die fünf Engländer aus der Versenkung auf, um erneut den Gipfel des Olymp zu erklimmen. Aber meist reichte es nur für einen seichten Anstieg bis zur ersten Kurve, die sich sofort wieder als unüberwindbares Hindernis in den Weg stellte. -

Es ist so schade um diese Band, denn sie sind nach wie vor ein hervorragender Liveact der es versteht sein Publikum in null Komma nix aus dem Häuschen zu katapultieren. Das haben sie auch hier in Wörgl wieder bewiesen vor einem  kleinen Publikum, das sich bestimmt nicht zu 100%  bewusst ist, wer die Quireboys eigentlich waren bzw. sind. Ich wette, ich bin die Einzige hier und heute Abend, die diese Gruppe von ihren Anfängen her kennt und sie schon damals unzählige Male live on stage erlebt hat. Viele Jahre sind seitdem vergangen. Und vom Original Line up sind auch nur noch drei Musiker übrig geblieben. Zum einen wäre da „Spike“ (voc) der sich in 15 Jahren kaum verändert hat, weder äußerlich noch stimmlich. Er klingt immer noch wie eine Kreissäge, die man vergessen hat zu ölen. Aber genau das ist ja sein Markenzeichen. Guy Griffin (git) sieht ebenfalls noch aus wie Twenty something, nur die Haare haben etwas an Länge gelassen. Und Nigel Moog (Bass) (Anm. Neffe von Phil Moog von U.F.O.) ist auch noch nach wie vor mit von der Partie. Allerdings nicht beim gerade laufenden german Leg der Tour, da er wegen anderweitigen Verpflichtungen verhindert ist. -  Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Ich schließe die Augen und fühle mich augenblicklich nach 1990 zurück versetzt. Songs wie „Hey You“, „There She Goes Again“, „7 o’clock“ und „I Don’t Love You Anymore“ beginnen nostalgische Gefühle an eine Phase in mir zu wecken , die ich gut und gerne als die verrückteste und abgefahrenste meines Lebens bezeichnen möchte. Ach ist das schöööönnnn ! Es groovt und es rockt, - aber hallo!
Und die schönste Überraschung kommt noch mit der Erkenntnis, dass an der zweiten Gitarre, und das bereits seit zwei Jahren (ich hab’s nur nie gecheckt) kein geringerer als Paul Guerin zupft. Wer das ist? – Nun, sagen wir so, - ein ‚sehr’ guter alter Bekannter  von damals, den ich für lange Zeit aus den Augen verloren hatte.  Hey, Paul, we stay in touch again... hörst du.

Aber nein, nicht dass Ihr jetzt denkt, all diese zusätzlichen Umstände beeinflussen jetzt meine Konzertkritik. Das ist beileibe nicht der Fall.
Die Quireboys sind nach wie vor eine geniale Liveband, die aber hauptsächlich von den Songs der early Nineties lebt. Und das ist die Katastrophe. Denn die Zeit bleibt leider nicht stehen, obgleich  ihre Songs bisher nicht aus der Mode gekommen ist. Ich spreche hier auch nicht in erster Linie von der Musik selbst, sondern von den Trends und allgemeinen Tendenzen der Musiklandschaft. Und innerhalb dieser Umstände findet die Musik der Quireboys leider Gottes keinen Platz im Moment.  Deshalb wird auch zukünftig die Anhängerschar eher klein und ausgesucht,- und die Füße  am Boden festgenagelt bleiben. Es sei denn, ihr lasst Eurem individuellen Stil eine frische Strategie einfallen. Nur dann gibt’s vielleicht einen kleinen Lichtblick am Horizont, und das Blatt wendet sich noch ein Mal zur Auferstehung. Ich wünsch’ es Euch von ganzem Herzen, denn ja klar, - den dreifachen Orgasmus haben wir allemal erlebt heute Abend.

DOOMFOX

Noch ein Wort zum Support, von dem die meisten Provinz – Rock’n’Roll Fans auch noch nie eine Silbe, geschweige denn, Ton gehört haben. „Doomfox“ sind Australier und waren zuletzt im Vorprogramm von Rose Tattoo hier in Deutschland zu bewundern. – Und um den Zusammenhang vollständig zu kreieren. Sie sind die Soloband von Rose Tattoo Gitarrist Mick Cocks. – Im Gegensatz zu den Tats klingen Doomfox aber nicht so abgehackt und auch nicht ganz so hart. Dennoch ist das, was die fünf Aussies da zum Besten geben, erdiger, fließender Rock, der sofort ins Ohr geht und dort auch stecken bleibt. In dieser Formation verbindet sich im wahrsten Sinn alt und jung. Und zwei Generationen dreschen sich die Seele aus dem Leib.
Im Land der Kängurus ist der Name Doomfox bereits ein Begriff. Bei uns müssen sie sich erst noch ein Standbein festigen, das sie wahrlich verdienen würden. Einziger Minuspunkt heute ist wieder mal der sehr bescheidene Soundmix.
Deshalb kommt bitte recht bald wieder, am besten once again mit Rose Tattoo. Doppelt hält besser. Auch wenn’s etwas mehr Arbeit ist, gelle Mick?!  Und nach München kommst Du schon auch nochmal wieder, don’t worry.


für einige Aftershow Schnappschüsse
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