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25.11. 2005 München, Tonhalle
Robert Plant

... and there he is – the mighty Mr. Robert Plant, Frontmann und Aushängeschild der Kultlegende Led Zeppelin.-  Und das alles so geschehen mitten im Amazonas-Dschungel. Äh, sorry, nein, natürlich in unserer guten, alten Tonhalle. Aber abgesehen von der visuellen Umgebung erinnert die örtliche Temperatur tatsächlich eher an den südamerikanischen Regenwald mit 95% Luftfeuchtigkeit. Und die ist auch noch vollgepfercht mit der ganzen Palette von schillernden, bayrischen Ureinwohnern und anderem Getier.  Die erste die gegen diese Verhältnisse protestiert, ist mein Baby, meine Kamera. Die Anzeigen spielen verrückt und die Canon D10 geht mitunter in Generalstreik beim auslösen. Sowas hat sie noch nie erlebt in ihrem doch hohen Einsatzbereich Woche um Woche. Und wenn Digitalkameras etwas absolut nicht leiden können, dann ist es eben eine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Auch meine Kollegen beschweren sich über das gleiche Problem. Zudem ist das ablichten nur von rechts und links außen am Fotograben erlaubt, was die Sache nicht gerade vereinfacht. Bleibt ja schön brav hinterm weißen Strich heißt es. Und die, mindestens 100 gut platzierten Räucherstäbchen, die penertrant nach Weihrauch duften, tun das ihrige, um uns freiwillig fernzuhalten. Eieiei, das ist schon happig alles. Aber was tut man nicht alles, um eine Rocklegende gekonnt auf der 4 Gigybyte Speicherkarte festzuhalten. Mit einem gut funktionierendem Zoom hat Robert wohl nicht gerechnet. Denn das entdeckt auch die kleinsten  Fältchen eines extensiven Lebens  aus weiter Ferne, sprich von jenseits der weißen Linie.

Aber genug geschildert von den äußeren Umständen. Fakt ist, Percy kann’s noch immer und hat absolut nichts vergessen oder gar verlernt. Zwar zeigt er heute nicht mehr die stolzgeschwellte nackte Brust so wie anno dazumal, aber in dezentem Schwarz im Kontrast zu den, noch immer, blonden Locken, macht er nach wie vor eine gute Figur. Mitgebracht hat er seine Band ‚Strange Sensation’, die aus wirklich erstklassigen Musikern besteht, und natürlich sein neues Album ‚The Mighty Rearranger’. An der Gitarre ist Porl Thompson, der schon bei der Page/Plant Tournee damals mit dabei war. Justin Adams ebenfalls Gitarre, John Baggott bedient das Keyboard, Charlie Jones zupft den Bass und Clive Deamer sitzt am Schlagzeug.
Trotz der hochwertigen Qualitäten der Instrumentalisten, ist es doch Robert Plant himself, der die komplette Aufmerksamkeit auf sich zieht. 
                                                                                                   

Er gibt sich souverän und publikumsnah und scheint trotzdem mitunter in einer höheren Sphäre zu schweben, wenn er mit Inbrust seine Songkaskaden aus dem Kehlkopf presst. Zum Repertoire gehört selbstredend die Single des aktuellen Album „Shine It All Around“, aber auch Stücke wie 'What Is And What Should Never Be' oder 'Four Sticks' gehören dazu. Eine etwas gewöhnungsbedürftige Version von ‚Hey Joe’ lässt aufhören, und natürlich hat Percy seine Wurzeln nicht vergessen. Und so kommen die Zeppelin Klassiker ‚Black Dog’ und ‚Gallows Point’ zu Ehren, und das allerletzte Schlusslicht heißt ‚Whole Lotta Love’. Klar, das wollen die Freaks schließlich hören, und das weiß Robert auch.

Tja, und wäre da nicht die nahezu unerträgliche Hitze innerhalb des Tempels, der Gestank von 250 Rächerstäbchen, oder waren’s 325? Who cares..... und die ca. 3.500 Schäfchen, Led Zeppelin Verfechter und Next Generation Hippies, die einem das Blickfeld einschränken, dann wäre diese Darbietung eine 15 auf einer Skala von 1 bis 10.
Und über allem schwebt der Spirit von Led Zeppelin, der Robert Plant mit fast 60 Jahren noch immer die Energie verleiht, die Magie, die Güte und die Qualität eines absolut hervorragenden Musikers zu verinnerlichen. Lang lebe ‚Stairways To Heaven’ mit – ‘a whole Lotta Love’ vom ‚Mighty Rearranger’. Und das wahrscheinlich noch die nächsten 20, 30 oder 50 Jahre....
                                                                           ....zumindest was die Musik und den Spirit angeht.






                                                                                                
23.11. 2005  München, Garage
Anvil

Mein Gott, lang lang ist’s her, dass ich Anvil live gesehen habe. Da reichen keine 15 Jahre.- Und existieren tut das kanadische Flaggschiff des Heavy Metal ohnehin schon seit 1980. Leider Gottes war es in den letzten Jahren relativ ruhig geworden um die Gruppe rund um Lips, alias Steve Kudlow. Und deshalb kann gerade die junge Generation mit dem Namen Anvil nicht viel anfangen. Schade, denn dass was die Kanadier bieten, erfreut jedes Hard Rock Herz und das vierhundertfünfzigfach unterstrichen.

Tja, und da ist es wieder, - dieses „auweia waaassss!!! Vier Bands an einem Abend, und das bei grad mal 50 Zuschauer. Brauchts das wirklich?“ – Ja, anscheinend braucht es das. Das fängt ja gut an, und das auch erst um 21 Uhr. Eine Formation namens „Listeria“ macht den Anfang. Es folgen „Iron Mask“ aus Belgien (die Reinkarnation von Yngwie Malmsteen)  und dann „Phantom X“ aus Kanada. Alle drei Acts frönen dem todernsten, grimmig dreinschauenden Bombast-True-Heavy Metal, - oder simpler ausgedrückt – genau dem Klischee entsprechend. Okay, musikalisch lässt sich über diese Bands streiten, aber der eine oder andere Akkord lässt durchaus aufhören und ein verstecktes Talent vermuten. Aber dank der ‚explosiven’ Nullbock Stimmung bei eben nur ca. 50 Metaller-Seelen, sitzt Mann oder Frau lieber an der Bar, schlürft ein Gläschen nach dem anderen, sieht mehrmals auf die Uhr und hofft und wartet auf den Auftritt des Headliners. Auf gut deutsch – vier Bands bei so einem geringen Potential an Fans, das ist schlicht und ergreifend zuviel. Aber das Programm wird beinhart durchgezogen ohne wenn und aber. Und teilweise hat man wirklich das Gefühl, diese jungen Hoffnungen des Schwermetalls spielen mehr oder weniger zum eigenen Privatvergnügen. – Na ja, sehen wir es als Probe mit Live-Ambiente.                                                                     
Woran das mangelnde Interesse an diesem Event gelegen hat? Who knows?! Ich würde es vielleicht mit mangelnder Promotion assoziieren, oder aber dem Umstand zubilligen, dass einfach zuviel los ist im Moment. Und welcher Otto Normalkonsment schöner Künste kann sich pro Woche zwei, drei oder mehr Konzerte finanziell leisten. Aber das alles sei dahin gestellt, und die Frage wird wohl unbeantwortet bleiben. Okidok, und nach der Beschallung durch den Metal-Nachwuchs, werden wir letztendlich doch noch entschädigt für die unsägliche Wartezeit bis zum Höhepunkt.


Anvil sind gut.- Sehr gut sogar! Himmel, nicht nur das explodieren des nuklearen Sprengkopfes tut das seine um die wenigen Fans total kollabieren zu lassen. Nein, es ist der Witz und die Selbstveräppelung, die Lips zu etwas ganz besonderem macht. Anvil sind eben keine todernste Heavy Metal Kappelle die dem Image folgt. Das hier sind ein paar nicht mehr ganz taufrische Mit- bis End Vierziger, die das was sie seit einem Vierteljahrhundert tun, immer noch gern machen und das mit einer Energie und Ausdauer, dass innerhalb von 2-3 Minuten die Bar komplett verwaist ist, und auch der allerletzte Zweifler ganz weit vorne steht.
“Metal On Metal“ ist die Devise straight through the eye, beinhart aber mit viiiieeeeelllll Humor und einem Dauergrinsen auf Lips Gesicht. Jawohl, er gehört zur Gattung: Stehaufmännchen, zäh und voller Power. Er möbelt uns auf, sucht den konstanten Kontakt zu den Fans und serviert uns das komplette Spektrum aus 25 Jahren Anvil.

Ich könnt’ wirklich heulen. Was für eine Band! Und das mit so geringer Resonanz hier in Europa. Kinder wir müssen was tun. Es gibt soviel Scheiße an der Front, die von Machern und Wichtigtuern hochgepuscht wird, und die wahren Werte verkümmern im Abseits. Ich kann’s Euch nur empfehlen. Hört Euch diese Band mal genauer an. Das ist klarer harter Rhythmus ohne schwermütigen Bombast und angry Attitude. Am besten lässt sich Anvils Strategie als Mainstream – american –Heavy Metal beschreiben, der einfach mitreißt und  zum mittanzen  einlädt.
Nur einen Kritikpunkt hätt ich an Lips & co. anzumerken: „Lips, du hast meinen Lieblingssong nicht gespielt: „At The Appartment“ vom allerersten Album „Hard & Heavy 1981. Ja ja, lang lang ist’s her!!!

                                                                                                                        siehe auch
Diary für Aftershow Pics.

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