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21.12. 2005 München,  Backstage Club
Peter & The Test Tube Babies

.... und Punkmusic is still alive! Jawohl, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Haben das innerhalb des letzten Jahres bereits die Toy Dolls, die UK.Subs und die Exploited bewiesen mit ihren Live Stints hier in Germany, so setzen jetzt Peter & The Test Tube Babies noch eins drauf.  Und seien wir mal ehrlich. Anhand von Bands wie „Green Day“ sehen wir ja, dass auch die nächste Generation des Punk gesichert ist, wenn auch in einem etwas kommerzielleren Rahmen, oder sollte ich besser – gemäßigterem Rahmen - sagen!

Wie auch immer,- mit den Test Tube Babies haben wir hier wieder eine der englischen  Punkformationen der ersten Stunde, die im Fahrwasser der Sex Pistols Ende der 70er Jahre auf sich aufmerksam gemacht hatten. Und im Gegensatz zur einstigen Kultlegende sind die Test Tubes immer noch very much alive. Heiliger Strohsack! Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie unterschiedlich sich der Charakter eines Punkmusikers äußert vom off stage Otto Normalverbraucher wie du und ich zum absoluten Tier on stage. Und genau so ein Fall ist Peter Bywaters, der mit seinen 44 Jahren , trotz unstetem Lebenswandel um einiges jünger wirkt, aber mit seiner ruhigen, zurückhaltenden Art off stage in keinster Weise irgendwie auffällt. Aber wehe, wenn er losgelassen – live, roh und pur. Da explodiert das alte Punkerherz, und die Rebellionsader droht schier zu platzen, und zwar so sehr, dass Robbespierres  und seine Revolution vom  14.7.1789 – 9.11. 1799  wie ein Kaffeekränzchen wirkt. -

Ja, da lacht das alte aber auch junge Punkerherz, und die Bude wackelt in den Grundmauern. Schön zu beobachten, dass sich im Publikum keineswegs nur Fans von anno dazumal befinden, die sich aus nostalgischen Gründen noch einmal herab gelassen haben, in Erinnerungen zu schwelgen. Sondern hier befinden sich auch Youngsters, die sich erst eben mal von Green Day und Konsorten inspirieren haben lassen, um  nunmehr die Wurzeln dieser Musikkategorie zu ergründen. Yep, sie sind der Garantieschein, dass der Punk nicht in Vergessenheit gerät, geschweige denn, gar aussterben wird.
Von Anfang an bei den Test Tube Babies mit dabei ist auch Gitarrist Derek Greening, der wie es allgemein heißt, der englischste aller Gitarristen ist. Er und Peter bilden den harten Kern, das Grundgerüst, dass die Band über all die Jahre aufrecht erhalten hat. Vor kurzem erschien auch ein neues Studioalbum, das erste seit sieben Jahren, namens: „A Foot Full Of Bullets“. Selbst davon überzeugt, dass es das Beste ist, was sie jemals produziert haben, wird dieses Teil jetzt natürlich live gebührend promotet, und es kommen in etwa, sechs Songs zum Einsatz (siehe Setlist) Ansonsten heißt die Devise hauptsächlich „Elvis Is Dead“, und das hinausgebrüllt mit einer Wut und Inbrust, wie es sich für die Punk-Attitüde nun mal gehört.

Yes, die Botschaft ist wieder einmal angekommen, inklusive zweier Zugaben   und Gebrüll nach noch mehr. Und mit Peters Message, -  we’ll be back again soon, und es wird keine sieben Jahre mehr  bis zum nächsten Album dauern, wird die Hoffnung neu geschürt, dass der Punk eternal ist für immer und..... eben ewig – Amen!



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16.12. 2005 München,  Elserhalle
Subway To Sally

Winter und Schnee – ist ja alles gut und schön. Aber bitte nicht literweise als Pseudoschnee, der in Wirklichkeit Schaum ist, und beim ersten Song über uns ergossen wird. – Zugegeben, es hat was, und verfehlt auf keinen Fall seine Wirkung auf die ca. 1.500 Fans. Nur eine leidet wie ein Hund, und das bin ich, die da vorne im Fotograben, ganz allein übrigens, verzweifelt versucht, ihr Baby  vor dem weißen Tod zu retten. Denn es gibt nichts schlimmeres für Digitalkameras, als Feuchtigkeit in jeglicher Form. Und ich will schließlich noch öfters bei Konzerten fotografieren. – Also kämpfe ich gegen die weiße Pracht zum passenden Lied über die „Schneekönigin“. Und eben jener erste beschaumte  Song geht zur Gänze zum Beschützen meines Lieblings drauf. Aber Gott sei Dank ist noch nicht aller Tage Abend. Und zwei weitere Darbietungen reichen vollkommen aus, um zumindest eine Auswahl von ca. 100 Shots zu ergattern, und das ohne Berieselung.

Und wieder heißt die Devise – Back To The Future vom Mittelalter zur Neuzeit. Subway To Sally verfolgen diese Strategie ja schon so einige Jährchen. Mit "Nord Nord Ost" haben sie gerade ihr achtes Studioalbum hingelegt. Und noch nie war der Trend so populär wie gerade jetzt. Trotzdem bin ich mir anfangs nicht sicher, wo ich mich befinde, da die ersten drei Reihen fast ausschließlich aus kreischenden Teeniegirls bestehen, die sich gegenseitig zerquetschen wie Marmelade in der Obstpresse. Um’s beim Namen zu nennen, ich habe schon lange nicht mehr so viele Ohnmachtsfälle im Publikum erlebt, wie heute. Es ist beeindruckend. Bei Nummer 21 habe ich mit dem zählen aufgehört. Die Frage, warum das so ist, wird unbeantwortet bleiben. Denn Subway To Sally haben mit einer Boyband ungefähr so viel gemeinsam wie AC/DC mit Hansi Hinterseer. Und obendrein ist sogar eine Frau namens Schmitt mit von der Partie. Nein, über die äußerliche Erscheinung der einzelnen Individuuen der Gruppe lässt sich streiten. Aber darauf kommt’s ja letztendlich Gott sei Dank nicht an. Die Verknüpfung zwischen deutschsprachiger Hardrockmusik und der Darbeitung mittels mitteralterlicher  Instrumente haben Subway To Sally geprägt. Sie gehörten zu den ersten Künstlern, die diesen Trend ins Leben gerufen haben Anfang der Neunziger Jahre. Inzwischen gibt es noch einige andere Vertreter der stilistischen Verarbeitung mittelalterlicher Klänge mit der Moderne. However, das Programm von Subway To Sally führt durch das gesamte Schaffen der Band mit Tracks wie: Feuerland , Knochenschiff Kleid aus Rosen , Liebeszauber , Die Schlacht , Unsterblich , Eisblumen , Maria , Traum vom Tod 2 , Mephisto , Henkersbraut , Haughs o cromdale , Lacrimae 74 , Feuerkind , Rätsel II , Sag dem Teufel , Ohne Liebe , Veitstanz , Hexe , Falscher Heiland , Sieben , Julia und die Räuber , Seemannslied usw.... Fans wissen, wovon ich spreche.

Zugegeben, mein persönliches Ding ist und war die Band noch nie. Aber das was sie machen, machen sie gut, mit Überzeugung, und einer nach wie vor ungebrochenen Spielfreude. Der Trend wird einmal mehr unterstrichen, und das euphorische Publikum dankt es ihnen mit einem wahren Begeisterungstaumel und noch einigen Ohnmachtfällen mehr. 
Alles in allem kann man Subway To Sally als beständige Institution dieser Stilistik bezeichnen, die sich mit Sicherheit noch einige Jährchen länger behaupten werden, zumindest was Germanien betrifft. Hoch lebe das Mittelalter – mit allen Annehmlichkeiten der Gegenwart, versteht sich !
Im neuen Jahr können wir die Band auch rein akustisch live erleben !