Jawohl, da is’ er wieder, unsere Stilikone des deutschen Hardrocks,
unser Oberfeldwebel im Military-Look, unsere liebenswerte Institution der
harten Klänge, die aus den Annalen deutscher Schwer Metal Philosophie
nicht mehr weg zu denken ist. Man möchte es kaum glauben, aber seine
Truppe, gleichen Namens, hält unser Udo jetzt auch schon sage und
schreibe 17 Jahre zusammen und kämpft sich durch den Dschungel der,
Ignoranz, Neider, Konkurrenz, Bürokratie und letztendlichen Akzeptanz. Und
ständig folgt ihm der Schatten von Accept. Ja, klar, er ist stolz auf die
Vergangenheit. Er holt sich jene auch hin und wieder zurück in die
Gegenwart mit diversen Reuniongigs, Händchen haltend mit den alten
Kupferstechern von anno dazumal, um einmal mehr die Hoffnung alter
Accept-Anhänger neu anzuschüren. Aber nein, nein, nein, Udo –
beinhart, bleibt bei seiner Entscheidung, die Dauer dieser Ausflüge in
die Past Tense strikt zu begrenzen. Der Funke ist nicht mehr da, die berühmte
Magie fehlt. (PS. Hat er selbst gemeint)
Und schwupp di wupp ist U.D.O. wieder angesagt, um mit neuer
Mission X einmal mehr zu
betonen, dass dieses Projekt hier die Future ist und nicht die Sure 481
von vor-vorgestern. – Dennoch begleitet U.D.O. nach wie vor ein Stückchen
Nostalgie in Form von einigen Accept - Hymnen, die ganz simpel zum VaterUnser gehören, wie das Amen in der Kirche. – Jawohl, der Fan erwartet
das. Vor allem diejenigen im Publikum unter uns, die sich schon bei
Konzerten der legendären Balls To The Walls -
Hardrocker anno dazumal das Gehirn aus dem Schädel zum Cocktail
geshaked haben. – Man macht einfach die Augen zu und lauscht dem
Nachtigall – Gezwitscher von Meister Pumu.... pardon, - Dirkschneider,
und ist augenblicklich zurückversetzt um Lichtjahre ins Nirvana der
acceptischen Goldära. – Denn, seien wir mal ehrlich, es ist die Stimme
die letztendlich entscheidend ist. Und mein Gott Udo, Du hast Dich keinen
Deut verändert. Das Timbre klingt wie eh und je, durchdringend und alles
übertönend, und Deine Silhouette ist nach wie vor kurz, leidenschaftlich
und treu deutsch korrekt stramm gestanden und alles und jedes übertönend.
– Hey, das ist eine Liebeserklärung, nur das wir uns recht verstehen,
gelle?!
It’s Showtime Boys,
und das mit Kaliber 144 in Hab acht Stellung. U.D.O. plädieren für den
tragenden Sound, tonnenschwer und knallhart, - aber, und das ist der
springende Punkt, – mit sehr viel Herz vorgetragen. 22 Songs umfasst die
Setlist. Und ja, unser Kleiner hat den Accept - Anteil drastisch gekürzt. Mit
Recht ! Sein Solo-Repertoire umfasst genug Arien, um drei Nächte
hintereinander pokern zu können, was wann wie und wo gespielt werden würde.
Und neben all den Ohrwürmern ist auch was für’s Auge geboten. Sexy in
dezentem Camouflage bringt Udo seine grazile Figürlichkeit zur Geltung,
um zwischendurch die Haute Couture gegen den allerletztem Schrei der französischen
Notre Dame Kutten-Eleganz auszutauschen in warmen Brauntönen und Kapuze frei
nach dem schwarzen Abt von Edgar Wallace. Als Accessoire offenbart sich
eine neunschwänzige Katze,
die apart den Pater Brown Fashion-Style
unterstreicht, passend zu „Mean Streets“,
Udos Paradesong.
Anschließend ist wieder wie zuvor dirkschneiderische Uniformsjacke
angesagt. Aber genug jetzt.
Wir sind schließlich nicht bei einer Modenschau, sondern bei einem Heavy
Metal Konzert, - und zwar bei einem guten! Da geht es Schlag auf Schlag,
und es bleibt kaum Zeit zum durchschnaufen - das richtige
Konditionstraining, wie Udo stets betont, denn jeglicher andere Sport ist
sowieso nur Mord. Unser junggebliebener Showman der Knüppel-Strategie,
verfügt auch noch über ein photographisches Gedächtnis, merkt er sich
doch jede Zeile seiner 22 Gebote im Kopf und benötigt keinerlei
Hilfsmittel, wie so mancher seiner Kollegen. Und das mache ihm erst mal
einer nach mit seinen immerhin
schon 54 Lenzen. – Aber was Ronnie James Dio mit 65 nach wie vor
hinlegt, das schmettert Udo noch fünfdimensional und mit der Leichtigkeit
des Seins eines 25jährigen. Wie auch immer, drei Accept Gassenhauer
haben’s dann letztendlich doch wieder auf die Setlist geschafft –
Princess of The Dawn, Metal Heart und Balls To The Walls. – Und seien
wir mal ehrlich, jeder eingefleischte Die Hard U.D.O. Fan hat insgeheim
auch genau darauf gewartet. Nur Fast As A Shark bleibt diesmal auf der
Strecke trotz einigen hartnäckigen Demands. Tja, damit ist vielleicht der
erste Schritt getan, die Leute ganz langsam aber sicher doch vom Accept
Shadow zu distanzieren.
Die Band spielt sich sprichwörtlich den Arsch auf, harmoniert und schenkt
sich selbst das Herz Ass, genauso wie den ca. 400 anwesenden Seelchen.
Einen kleinen Wermutstropfen
gibt’s dennoch, der etwas bitter schmeckt. Warum nur, frage ich mich,
schafft es unser kleiner, großer Figaro nicht noch mal, den Olymp des
Heavy Metal bis zum Gipfelkreuz zu bezwingen? Sicherlich nicht, weil Sohnemann zur Zeit lieber
Tokio Hotel vergöttert als seinen Daddy. Das sind lediglich Fata
Morganas, die kommen und gehen. Udo
hat sich auch nicht verändert im Laufe der Jahre, und auch nicht die
Strategie, die Qualität und die Güte. – Nur, na ja wir wissen's
ja, nur das verdammte Business, ja
ja,..... das hat sich weiß Gott verändert.....
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