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01.02. 2006 München,  Backstage
Die Krupps

Quizfrage: was hat Technosound mit Heavy Metal gemeinsam? – Ganz einfach: „Die Krupps“. Oder sollte es es eher andersrum formulieren? Wie auch immer, Tatsache ist, und ich frohlocke wieder einmal. Denn nichts ist schöner als der Beweis, dass es im Prinzip egal ist, welcher Musikstil gefragt ist. Hauptsache ist doch im Endeffekt, dass es gut ist. Und das ist es im wahrsten Sinn des Tons. Bei der Musik der Krupps trifft sich Hardcore mit Industrialklängen, wobei ich bis heute nicht 100%ig sicher bin, was der individuelle Betrachter darunter versteht. Der Rhythmus bestimmt den Beat. Und der wiederum kommt eindeutig vom Techno her. – Oh wie ich dieses Schubladen-Denken hasse, diese Nischen und die Engstirnigkeit vieler Leute, die es ihnen verbietet, etwaige Abweichungen vom üblichen Klischee zu akzeptieren. -

Die Krupps jedenfalls entsprechen seit mehr als 25 Jahren keinem Klischee, und sie lassen sich in keine Schublade pressen. Lange waren sie weg vom Fenster, , weiß der Geier warum und wieso. Spielt auch in diesem Moment keine Rolle. Denn seit März vergangenen Jahres, wo sie ihr Vierteljahrhundert Jubiläum gefeiert hatten, sind sie wieder da, neu inspiriert, mit viel Schwung und einem etwas reiferen Timbre. Wir werden schließlich alle nicht jünger. Und again, handelt es sich hier um ein Projekt, das hauptsächlich von ‚einem’ Mann bestimmt wird – Jürgen Engler. Mit neuem Look und Spiky Hair sieht er jünger aus, als vor 10 Jahren. Nur der durchdringende Blick, der jeden einzelnen Fan im Publikum zu fixieren scheint, der ist der selbe geblieben. Keiner bewegt sich so sicher, so souverän und ja, auch so sexy, wie er, dessen Huldiger doch zum Großteil männlichen Geschlechts sind. Aber nicht falsch verstehen, der gute Mann ist nicht vom anderen Ufer, wenn Ihr versteht, was ich meine :-)

Das Programm umfasst weitgehend den Großteils des Spektrums der Krupps. Abgesehen von einer neuen Single gibt es auch noch kein  neues Material. – Noch nicht! Die  Zukunftspläne beinhalten, abgesehen von der momentanen Tournee, auch ein überarbeitetes Best of Album, vermutlich, damit wir noch einmal eine Retrospektive zur Auffrischung unserer grauen Zellen erhalten. Und dann soll es auch ein brandneues Studiowerk geben, - vielleicht noch dieses Jahr, - meint Jürgen nach der Show.-

Aber zurück zum Live Geschehen, das vor allem von der Präsenz des Frontmannes  und vom Bass bestimmt werden. Letzterer wird nach wie vor von Rüdiger Esch bedient. Der dritte im Bunde der Originalliga ist Synthi-Mann Ralf Dörper. Hingegen neu dazu gestoßen zur Band sind Marcel Zürcher an der Gitarre und Oliver Röhl am Schlagzeug. Aber die Aura bestimmt den Focus der ca. 250 anwesenden Zuschauer. Und diese sind  so ziemlich der einzige Schwachpunkt des Spektakels hier. Aber lieber wenige, aber dafür enthusiastische Fans, als doppelt so viele tiefgefrorene Ölgötzen. Still stehen kann man bei den Krupps ohnehin nicht, das verhindert schon der durchdringende Takt und die physische Vorgabe von Oben. Und vor allem sind sie der beste Beweis, dass es im Grunde genommen sch...egal ist was für eine Stilrichtung den Ton gerade beherrscht. Es gefällt - den meisten  inklusive mir,  und das ist letztendlich das A und O des Hulahop. Musik ist halt doch nur Musik – Hauptsache Gute! Sagte ich doch schon oben.........

PS.: Mein Lieblingssong „Fire“ (Coverversion von und mit Arthur Brown, von dem auch das Original ist,  & den Krupps) wird diesmal leider nicht beachtet.

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25.01. 2006  München,  Ampere
Wishbone Ash

Heiliger Christopherus, so jung kommen wir nimmer z’amm. Und der Gedanke kommt mir jedes Mal wieder, wenn ich dieses Rock-Fossil der frühen Siebziger Jahre live on stage sehe. – Fest steht, die ewige Jugend haben sie nicht gepachtet. Andererseits seien wir froh und zugedeckelt, dass Musik von diesen humanen Äußerlichkeiten nicht abhängig ist. Zumindest nicht die von  Wishbone Ash . Aber um noch mal kurz die erst genannte Optik zu erwähnen.- Kurioserweise wirkt das einzige verbliebene Originalmitglied dieser Band, Andy Powell gleichzeitig auch noch wie der Jüngste im Bunde.-  Wobei man bemerken muss, streng genommen war nicht mal er bei der Gründung anno 1969 der englischen Progrock Truppe mit von der Partie, als Martin Turner und Steve Upton  Wishbone Ash aus der Taufe hoben. Erst bei den  Aufnahmen zum ersten Longplayer im Jahre 71  tauchten auch seine Initialen auf. – Wie auch immer, musikalisch gesehen, gilt er dann doch wieder als Urgestein. Es gab dann noch zwei weitere Turners in der Gruppe, wobei keiner mit dem anderen verwandt war, aber im Lauf der Jahre gaben sich diese und noch weitere Musiker die Klinke in die Hand. -  

Und hier und jetzt und heute, gibt’s wie bei so vielen solcher Oldiebands eben nur noch einen, der die Fahnenstange nach oben hält, bzw. Die Berechtigung den Namen Wishbone Ash zu tragen, inne hat. Oft habe ich mich gefragt, warum, und mit was sich diese Band über all diese Jahre so wacker gehalten hat. Denn Fakt ist, sie hatten nur einen wirklichen Charthit „The King Will Come“ aus dem einzigen wirklich erfolgreichen Album „Argus“ 1973.

Andy Powell



Und sie kommen alle Jahre wieder, na ja okay, sagen wir mal im Durchschnitt alle zwei Jahre wieder, und beehren uns mit nostalgischem 70er- Progressive Rock, der die Zeit stehen bleiben lässt… - sagte ich ja oben schon, im Gegensatz zu unseren in etwa 200 Verfechtern dieses Forward to The Future Schauspiels, an denen die vergangenen Dekaden weiß Gott nicht spurlos vorüber gegangen ist. Aber gleich und gleich gesellt sich bekanntlich gern. Auch bei dieser Performance hier gilt in erster Linie, Wishbone Ash sind hauptsächlich Andy Powell, und Andy Powell ist zu 99,9 Prozent Wishbone Ash. Mit ihm steht und fällt der Urwaldriese, und er wiederum hat jenen voll und ganz im Griff und dirigiert das Flagschiff durch den kompletten Backkatalog der Fast-Kultgruppe. (siehe Setliste) Nun, auch das stimmt nicht ganz, wird doch mein Lieblingssong „Strange Affair“ vom gleichnamigen Album schlichtweg ignoriert. (auf's Logo klicken & anhören) Aber wer nimmt schon auf meine persönlichen Wünsche Rücksicht. 

Herausragend sind jedoch vor allem Powells brilliante Gitarrenriffs, die sich in akrobatischer Technik gegenseitig ausboten. Heiliger Bim Bam, das ist wahre Kunstfertigkeit und bestechendes Können. Der Mann gehört nicht umsonst laut Fachpresse zu den 50 besten Rockgitarristen überhaupt. Traurig ist lediglich der Umstand, dass Wishbone Ash gegenwärtig nur noch durchschnittlich ca. 250 – 300 Leute ziehen im deutschsprachigen Raum.
Mir persönlich geht die Musik etwas zu wenig ins Ohr, und verliert sich zwischen all den gitarristischen Drahtseilakten, was aber keineswegs negativ ausgelegt werden soll. Im Gegenteil, die Wishbonler haben wieder mal ein solides Prog Rock Gericht serviert mit etlichen Beilagen, Verfeinerung und Zusatzgewürzen. Nur ab und zu ist, - wie beim kochen, etwas weniger manchmal mehr.                          Trotzdem – ich denke doch, es hat gemundet.
                                                                 
                                                                                        
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