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19.03. 2006 München, gr. Elserhalle
The Darkness / Doomfoxx

okidok, diesmal fangen wir von vorne und down under an... – äh ich mein’ in Australien, denn von dort stammt unsere Vorhut heute Abend namens ‚Doomfoxx’.  Heiliger Christopherus, da steht man wieder mal im Fotograben und hat den Eindruck, gleich kommen die Backtreet Boys auf die Bühne. Ehrlich, - ich hab nicht einem Mann gesehen in der ersten Reihe. Vielleicht nicht ganz so dramatisch wie bei Tokyo Hotel, aber spektakulär genug um eine Art Chippendales vom 5ten Kontinent zu erwarten. Aber das trifft nur bedingt, bzw. im übertragenem Sinn zu. Doomfoxx sind  nunmehr zum dritten Mal rüber geschneit  von der anderen Seite des Globus, und langsam sollten sie sich überlegen, ob sie nicht dauerhaft ihre Zelte hier in Germany aufschlagen wollen. Denn, was den Bekanntheitsgrad angeht, so ist der Pegel hierzulande sicherlich höher als in ihrer Heimat. 

Rose Tattoo lässt grüßen – musikalisch, laut, dirty, wenn auch nicht ganz so abgefahren wie unser Giftzwerg Angry, dessen gesamte Ausstrahlung schon das Image unterstreicht. – Nun, ganz so weit hergeholt ist die These nicht, - ist doch Doomfoxx Gitarrist Mick Cocks zugleich auch Gitarrero bei eben Rose Tattoo und umgekehrt. Und so was färbt ab. Musikalisch fährt er, bzw. die Band die gleiche Linie, wie das berühmte Statussymbol aus dem Land der Aporigines. Aber, und das ist der springende Punkt, sie sind nicht so bekannt, nicht ganz so ‚ originell’  und vor allem keine Legende.... Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Was vor allem fehlt ist eine Hymne ala’ ‚Rock’n’Roll Outlaw’, ein Song, der hängen bleibt in der Großhirnrinde, der zum Symbol und Aushängeschild wird, auf den jeder Fan bei einem Konzert geradezu wartet um ihn dann euphorisch mitzugröhlen. – Und genau das fehlt Doomfoxx noch zum non plus ultra. Somit reiht sich ein Song an den anderen, zwar hardrocking, straight throug the eye und down und dirty... aber ohne diesen Widerhaken, der dafür sorgt, dass sich eine Melodie in unserer Erinnerung eingräbt. Wenn man dann noch die begleitenden  Mangelerscheinungen des Supportslots mit einbezieht, sprich zweifelhafte Akustik und zu wenig Licht, wie immer halt, dann trägt das nicht gerade dazu bei, bei der Darbietung von Doomfoxx in Begeisterungsstürme auszubrechen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass gerade diese Band in einem kleinerem Club als Headliner für sich und allein ziemlich gut zur Geltung kommen würde. Denn rocken tun sie allemal und das gar nicht mal so schlecht.

Ach ja, und was die Girlies in der ersten Reihe betrifft, die mit glänzenden Augen nur in eine Richtung starren, dann ist das in diesem Fall nicht den  beiden jungen blondgelockten und brünetten Adonisen rechts on stage gewitmet, oder dem etwas, leicht fertigen Frontherrn mit Charme und Melone auf dem Kopf, sondern einem etwas dicklichen, leicht verlebten Rocker mit schütterem schwarzgefärbtem Haar, der die 50 schon überschritten haben dürfte, der im Gitarrenspiel so vertieft zu sein scheint, dass er die Umwelt on stage gar nicht mitkriegt, aber eine Anziehungskraft zu haben scheint, dass George Clooney zu Quasimodo degeneriert.
Rundum ein passabler Auftritt ohne Höhen und Tiefen inklusive erdigem Rock’n’Roll, aber.... das Tüpfelchen auf dem i fehlt noch, - zumindest was die Musik angeht. -

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Und dann kamen sie, sahen und siegten... The Darkness wieder mal frisch aus Great Britain importiert. Nun, wie soll ich’s beschreiben? Ehrlich gestanden, grade mal zwei Meter von Erzengel Justin Hawkins entfernt, erscheint mir dieser eher so als ob er mehr dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist als den heterosexuellen Gepflogenheiten. Aber ich will da nichts gesagt haben, gelle?!!!  Der ersten Reihe scheint’s egal zu sein, und sie huldigen dem Sinnbild aller Eunuchengesänge mit gleicher Inbrunst als zuvor schon dem Oberzipfl der Supportband.
Nein, nein, sie machen ihre Sache wirklich gut und ziemlich professionell, und sie wissen auch ihre Instrumente gekonnt einzusetzen. Es ist aber vor allem das Stimmorgan von Mr. Hawkins, der diese Band zu etwas außergewöhnlichem gemacht hat. Zwei Oktaven zu überspringen  sind für ihn eine Kleinigkeit. Und wenn er noch etwas weiter trainiert, dann kann er sich bald im Buch der Rekorde für den größten Tonübersprung anmelden. Noch halten diesen Rekord nach wie vor die Rightous Brothers mit ihrer „Unchained Melody“ – und das seit 1966. – Zeit wird’s, würd’ ich sagen.....  Allerdings haben die Rightous Brothers diese Tonkaskade nur bei einem einzigen Song angewandt, während The Darkness oder besser gesagt Justin Hawkins diese Akrobatik so gut wie bei jedem Song springen lässt. Und spätestens dann wird’s etwas nervig. – Wie sagt man so schön, - zuviel des Guten ist auch nicht immer das wahre, und die Königin der Nacht mit ihrem Koloraturgesang aus Mozarts Zauberflöte verblasst zum wagen Nebelschwaden, verglichen mit den Arien, die uns unser Papagallo  hier zwitschert. 
Gott sei Dank ist da ja noch die, eingangs erwähnte Optik, die auch bei The Darkness nicht ihre Wirkung verliert und mit dazu beiträgt, dass etliche Hände in der Höhe sind, und die die Begeisterungsstürme immer wieder zum auflodern bringen. The Darkness haben noch ein Problem. Sie haben einen großen Hit gehabt. Die Betonung liegt auf – 'einem'. Und davon zehren sie immer noch. Noch klappt der Schlachtruf – ‚I Believe’ – aber wenn nicht bald mal was ähnlich-erfolgreiches nachkommt, dann ‚believe’ ich zumindest nix mehr in diesem viel zu schnelllebigen Musicbusiness heutzutage, und The Darkness verschwinden irgendwann wieder in der Dunkelheit des RR-Dschungels.
Okay, es war ganz nett, ein wenig spektakulär und mit etwas übertriebener Gangschaltung im Getriebe, aber definitiv kein Konzert, das  mich aus meinen (immer noch -) Winterstiefeln katapultiert hätte.

Der King of the Road….äh des Abends, ist aber ein ganz anderer, zumindest  was die allgemeine feminine Aufmerksamkeit angeht...... und das trotz angestaubtem, visuellen Spiegelbild. So geschehen aftershow und deshalb gehört es definitiv nicht hier her....   oder doch? – It’s all only Rock’n’Roll, and we like it - oder etwa nicht ?!!!!  

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08.03. 2006 München,  Ampere
Zoo Army

Jetzt is’ es endlich soweit. Gil Ofarim ist erwachsen geworden. Na ja, das hört er jetzt bestimmt nicht so gern. Aber ich beziehe das weniger auf sein eigentliches Alter, als vielmehr auf sein Image, seine Musik und die generelle individuelle Sicht der Dinge. Die Tage als man Gil zum Teeniestar aufbauen wollte, sind längst gezählt . Und ich denke mal, er will heute nicht mehr so gern daran erinnert werden. – Aber letzteres besorgen schon andere, nämlich die mindestens 100, meist blonden, unter 20-jährigen Girlies, die sich hier in den vordersten Reihen drängeln und Gil mit nach wie vor verklärten Blicken anhimmeln. Nein, diese Fans haben ihn beileibe noch nicht vergessen und wollen alte Zeiten aufleben lassen. Das gelingt allerdings nur teilweise, denn Gil hat weder Augen für all diese Mädels  on stage, noch lebt er musikalisch in der Vergangenheit. Nein, im Gegenteil, der blonde Engel und Sohn von jenem legendären Abi Ofarim, der in den 60ern mit „Cinderella Rockefella“ selbst ein gefeierter Popstar war, hat sich den Einflüssen der Gegenwart gestellt. die da Pearl Jam, Nickelback und Staind heißen. Die alternative Hardrocklinie hats ihm angetan und weist ihm fortan die Richtung, die er zu gehen gedenkt.

Und sein neues Kapitel nennt sich Zoo Army, das er zusammen mit Bruder Tal Ofarim am Bass, Dominik Scholz (Drums) und Gitarrist Roland Söns Anfang 2005 ins Leben gerufen hat. Die Vier haben sich mittlerweile gut aufeinander eingespielt, und die erste Tournee hat eben erst begonnen. Im Gepäck mit dabei das Debütalbum „507“, welches nach dem Studio benannt ist, in dem es aufgenommen wurde. Diese CD erscheint am 24.03. Aber natürlich kann man sie schon vorher bei einem der Konzerte der Band erwerben.
Es sind dann logischerweise diese 13 Songs, die das Programm von Zoo Army bestimmen. Und vehement wehren sich die vier Musiker dagegen in irgendeine Schublade gesteckt zu werden. Aber es ist nun mal so, dass jede Art von Musik einer bestimmten Linie folgt. Die von Gil und Tal Ofarim ist ziemlich hart und relativ alternativ und erinnert eben an die vorhin erwähnten Pearl Jam und Nickelback etc. –  Ich bin mir nicht sicher, ob die zahlreich erschienene weibliche Anhängerschaft wirklich auf diese neue Härte steht. Aber egal, da oben steht schließlich ‚ihr Gil’. Der Rest des Publikums an diesem Abend setzt sich aus Freunden und Bekannten der Band, vielen Medien- und Branchenleute und natürlich den üblichen Szene-Insidern zusammen, die vor allem gekommen sind, weil’s was umsonst gibt im V.I.P. Bereich. Kinder, ich hab’ selten bei einem Konzert so viele very important People mit einem Access All Areas Pass um den Hals rum eiern gesehen wie heute Abend. Und es ist nicht wirklich eruierbar, inwieweit das Interesse derer, an dem Künstler selbst liegt. Selbstredend  gibt man sich enthusiastisch und lobt die hoffnungsvollen Youngsters in den Himmel. Aber die ungeteilte Aufmerksamkeit kriegen Gil und seine Truppe einmal mehr hauptsächlich von all den weiblichen Verehrerinnen aus welchem Grund auch immer. Ich selbst erfreue mich am meisten üben diese frische Energie und den unschuldigen Enthusiasmus, den Zoo Army versprühen, etwas, das nicht mehr viele Bands besitzen. Sie sind überzeugt von dem was sie machen, und genauso transferieren sie diese Attitüde. Hoffentlich bleibt’s noch lange so, und das noch ausständige Erfolgserlebnis sei ihnen vergönnt, - erwachsen, gereift,  mit voller Energie und..... die neue Rock'n'Roll Erfahrung, die kommt schon auch noch mit der Zeit .

Vorher bekommt Gil wahrscheinlich schon mal einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde was seine dankbare Erwiderung auf die unzähligen, überschwänglichen Aftershow Bussi-Gepflogenheiten der Fans  angeht.  

siehe auch Diary für Aftershow Pics