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27.03. 2006 München, Muffathalle
Eric Burdon


Auweia, schon wieder so ein alter Knacker, werden sich einige denken, der da versucht noch etwas an Land zu gewinnen. – Richtig – weil ganz taufrisch ist unser kleiner, aber liebenswerter Gartenzwerg nun wirklich nicht mehr, und er hat den runden Sechziger auch schon jenseits von gut und böse gelassen. Falsch – nein, er muss kein Land mehr dazu gewinnen, er besitzt es mehr denn je in all seiner Vielfältigkeit und den zahlreichen Facetten des Blues. – Eric Burdon kann man gut und gerne als so was wie eine lebende Legende bezeichnen. Und das hat vor allem ein einziger Song ausgemacht. Na was schon? – Klar, „House of The Rising Sun“. Mit diesem Stück ist der Sänger, und vor allem Entertainer, samt seinen Animals anno 1967 auf den Rock’n’Roll  Olymp geklettert und hat sich dort ins Gipfelkreuz verewigt.
Seit dem hat Eric Burdon viele Stationen in seinem bewegten Leben durchgemacht, und nicht alle waren so schillernd und vom Ruhm gekrönt. Aber mit dem Alter kommt die Weisheit, sagt man so schön. Heute sieht der Sänger besser, gesünder und rüstiger aus, als in manch früheren Jahren, und er strotzt nur so vor  Energie. – Gerade ist sein neues Studioalbum ‚Soul Of A Man’ erschienen, und logischerweise will dieses auch promoted werden. Und da Eric vor allem in Deutschland nach wie vor ungebrochene Popularität genießt, dankt er uns diese Zuneigung auch umgehend mit einem ausgedehnten Besuch mit etlichen Stop overs.

Genug des Prologs zum besseren Verständnis. Hier sitzt er nun auf seinem Barhocker, positioniert auf den heiligen Brettern unserer Muffathalle, den Spickzettel gut sichtbar vor sich aufgebaut. Aber – verdammt noch mal, der Kerl ist nach wie vor einsame Spitzenklasse in Sachen Performance. Seine schwarze Stimme hat keinesfalls gelitten über all die Jahre, und die Austrahlung des ca. 1.60 m kleinen Showmans ist ebenfalls ungebrochen. Man vergibt ihm den Barhocker und auch die Denkhilfe, die er beide sowieso nur sporadisch in Anspruch nimmt. Mr. Burdon gibt den Startschuss mit seinem zweiten Klassiker ‚Don’t Let Me Be Missunderstood’.   Und das fast ausverkaufte Venue steht augenblicklich Kopf und feiert den Künstler als ob er eben erst wie Phönix aus der Asche gestiegen wäre. Er hat sich im wahrsten Sinn des Wortes gehäutet mit der neuen CD, mit der komplett neuen Band, die er nach wie vor ‚The Animals’ nennt, und dieser Tournee, die bereits halb durch ist. Apropo Band... 

Mit diesen Musikern hat er sich im wahrsten Sinn des Wortes ein paar Juwelen an Land gezogen, allen voran ein Gitarrist namens Eric McFadden, der schon mit Paradiesvogel George Clinton gespielt hat und einigen anderen Formationen. Was für ein Gitarrist – hiiilllffeee ! Den Mann sollte man sich merken. Er könnte noch mal ganz groß raus kommen mit diesem unwahrscheinlichem Talent. Weiters wird Eric Burdon von Keyboarder Red Young, Schlagzeuger Wally Ingram dessen Namen ebenfalls bereits ein Begriff ist in Musikerkreisen, sowie Paula O’Rourke am Bass begleitet. Wobei man gleich erwähnen muss, dass Paula ein weiterer Fokus da oben ist. Denn eine Frau mitten in einer ansonsten reinen Männerband ist doch nicht so alltäglich, noch dazu so ein hübsches Girl wie sie. Das Zusammenspiel dieser Musiker ist nahezu perfekt, und Klein-Eric  wirbelt über die Bühne wie ein wildgewordenes Federvieh. Neues Album hin oder her, irgendwann mitten im Set kommt es doch:... ‚there is a house in New Orleans....usw usw....

Und die Fans von gestern und heute schlagen Purzelbäume. Jawohl, das gehört dazu, das ist das Maß aller Dinge. Ein weiterer Höhepunkt ist Burdons einzigartige Version von ‚I Put A Spell On You’ (im Original von CCR) Dabei legt er ein Tänzchen mit einem Totenkopf samt Besenstil, auf’s Parkett, so dass kein Auge trocken bleibt. Herrgott, wo nimmt er ‚s grad immer noch her möchte ich nur zu gern wissen?! Eine Perle reiht sich nahezu nahtlos an die nächste, lediglich unterbrochen durch diverse brillant vorgetragene Gitarren- und Keyboardsoli. Das ist  Entertainment pur. Und zum Grand Finale, genauer definiert, 'The Ring Of Fire' von June Carter Cash, wird gejammt inklusive Supportact (fragt mich  nicht, wer das ist) und die Schoße hat ein endgültiges Ende nach der dritten Zugabe. Obwohl nicht ganz, denn die Fans singen noch mindestens fünf Minuten weiter, obwohl der Saal bereits erhellt worden ist. – Das nenn’ ich wahre Begeisterung. Bravo Eric Burdon. Er ist nach wie vor up to date und hier und da und überhaupt einmalig gut.
Long live the ‚House of the Rising Sun’ und seine nicht tot zu kriegende Mythologie.

siehe auch Diary



und noch mehr Live Pics gibt's hier




                                                                                              
24.03. 2006 München, Rattlesnake Saloon
Albert Lee & Hogan's Heroes

Zugegeben, er lebt etwas in der Vergangenheit, zumindest musikalisch. Genauer gesagt sind es die 60er Jahre, die den Fokus von Albert Lees musikalischem Fundus darstellen. Und das ist nicht weiter verwunderlich, so war dieses Jahrzehnt doch dasjenige, das den mehrfachen Grammy Gewinner folgenschwer geprägt hat. 63 Jahre und kein bisschen leise und immer noch so schnell wie der Schall, - na ja – fast so schnell. Aber immer noch schneller und besser als die meisten anderen Gitarristen auf diesem Planeten.

 
Der Engländer, der schon seit den Siebzigern in den Staaten lebt, und dessen Charakter und Akzent trotzdem noch soooooo englisch sind, hat ein buntes Leben hinter sich. Die Everly Brothers, Emmilou Harris, Joe Cocker und Eric Clapton sind nur einige Namen mit denen Albert das Studio und die Bühne geteilt hat. Sein Gitarrenstil ist einmalig und individuell, und ja, er wird nach wie vor ständig mit Alvin Lee (Ten Years After) verwechselt. Seit einigen Jahren tourt Albert Lee mit Bill Wyman und seinen Rhythm Kings durch die Weltgeschichte in nach wie vor großen Venues, Aber er hat auch seine eigene ‚englische’ Band ‚Hogan’s Heroes’, mit der er einmal im Jahr eine Club-Konzertreise unternimmt. Und in alter Verbundenheit verschlägt es diesen Fünfer auch jedes Frühjahr nach München in den 'smokey' old Rattlesnake Saloon, (so nennt ihn Albert) - einen unserer beiden Countryclubs der Stadt. Country Rock stellt auch den Schwerpunkt von Albert Lees Schaffen  dar. Das hat er einst mit seiner Hymne ‚I’m A Country Boy’ unter Beweis gestellt. Ein Song der in die History der Countrymusic, gekrönt mit einem Grammy, einging. Und auch heute noch hat sich Albert diese Einstellung bewahrt auch wenn er nie einen Cowboyhut tragen würde. Dazu ist er viel zu britisch. Andererseits besteht seine Musik auch nicht zur Gänze aus ‚nur’ Countryriffs. Dazu ist er wiederum viel zu sehr Rock’n’Roller. Seine Heroes waren und sind noch immer Buddy Holly, Antony Perkins und Floyd Kramer. Und diesen RR Legenden zollt er Tribut im Stil des neuen Jahrtausends.

Hogan’s Heroes sind allesamt First Class Musiker, die perfekt miteinander harmonieren. Und trotz fortgeschrittenerem Alter legen die alten Herrn eine Energie an den Tag, dass so manche Heavy Metal Partie zum Don Kosaken Chor verkümmert  verglichen mit der Hochgeschwindigkeitsakrobatik vor allem was Gitarre und Keyboard betrifft. Kein Witz, das hier ist ganz großes Können im alten Stil  mit hochmodernem Touch, etwas Country -Atmosphäre und last but not least etwas Nostalgie als Tupfen auf dem i. Aber das wichtigste bei dieser Performance ist vor allem der Umstand, dass das, was die alten Herrn hier machen mit echter Liebe zum Detail fabriziert wird, mit Überzeugung, Inbrunst und Spaß an der Freude. Und so was überträgt sich bekanntlicherweise auf’s Publikum, ob jung oder alt.
John Lennon hat einmal gesagt, - ‚Music goes in circles’. Und Hogan’s Hereos sind der beste Beweis für dieses Zitat. Oldies but Goldies mit der Erfahrung der vergangenen 30 Jahre, aber mit dem Bewusstsein der Gegenwart. Und wenn diese beiden Aspekte in der Musik gepaart sind, dann schließt sich dieser Kreis, und Floyd Kramer Superstar klingt live on stage performed, in unseren Ohren wie ein Shootingstar der Moderne.
Und im Endeffekt können wir nur danke sagen, dass wir noch Musiker wie Albert Lee und auch Hogan’s Heroes haben, die die Verbindung zwischen alt und neu gekonnt beibehalten und vor allem am Leben erhalten. -
Albert, - der nächste Grammy wartet schon !!!
PS.: wie viele sind es eigentlich schon - nebenbei bemerkt ?



Hogan's Heroes



siehe auch Diary



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noch mehr Infos über Albert Lee findet Ihr hier