Auweia, schon wieder so ein alter Knacker, werden sich einige denken, der
da versucht noch etwas an Land zu gewinnen. – Richtig – weil ganz
taufrisch ist unser kleiner, aber liebenswerter Gartenzwerg nun wirklich
nicht mehr, und er hat den runden Sechziger auch schon jenseits von gut
und böse gelassen. Falsch – nein, er muss kein Land mehr dazu gewinnen,
er besitzt es mehr denn je in all seiner Vielfältigkeit und den
zahlreichen Facetten des Blues. – Eric Burdon kann man gut und gerne als
so was wie eine lebende Legende bezeichnen. Und das hat vor allem ein
einziger Song ausgemacht. Na
was schon? – Klar, „House of The Rising Sun“. Mit diesem Stück
ist der Sänger, und vor allem Entertainer, samt seinen Animals anno 1967
auf den Rock’n’Roll Olymp geklettert und hat sich dort ins Gipfelkreuz verewigt.
Seit dem hat Eric Burdon viele Stationen in seinem bewegten Leben
durchgemacht, und nicht alle waren so schillernd und vom Ruhm gekrönt.
Aber mit dem Alter kommt die Weisheit, sagt man so schön. Heute sieht der
Sänger besser, gesünder und rüstiger aus, als in manch früheren
Jahren, und er strotzt nur so vor Energie. – Gerade ist sein neues
Studioalbum ‚Soul Of A Man’ erschienen, und logischerweise will dieses
auch promoted werden. Und da Eric vor allem in Deutschland nach wie vor
ungebrochene Popularität genießt, dankt er uns diese Zuneigung auch
umgehend mit einem ausgedehnten Besuch mit etlichen Stop overs.
Genug des
Prologs zum besseren Verständnis. Hier sitzt er nun auf seinem Barhocker,
positioniert auf den heiligen Brettern unserer Muffathalle, den
Spickzettel gut sichtbar vor sich aufgebaut. Aber – verdammt noch mal,
der Kerl ist nach wie vor einsame Spitzenklasse in Sachen Performance.
Seine schwarze Stimme hat keinesfalls gelitten über all die Jahre, und
die Austrahlung des ca. 1.60 m kleinen Showmans ist ebenfalls ungebrochen.
Man vergibt ihm den Barhocker und auch die Denkhilfe, die er beide sowieso
nur sporadisch in Anspruch nimmt. Mr. Burdon gibt den Startschuss mit
seinem zweiten Klassiker ‚Don’t Let Me Be Missunderstood’.
Und das fast ausverkaufte Venue steht augenblicklich Kopf und
feiert den Künstler als ob er eben erst wie Phönix aus der Asche
gestiegen wäre. Er hat sich im wahrsten Sinn des Wortes gehäutet mit der
neuen CD, mit der komplett neuen Band, die er nach wie vor ‚The Animals’
nennt, und dieser Tournee, die bereits halb durch ist. Apropo
Band...
Mit diesen Musikern hat er sich im wahrsten Sinn des Wortes ein paar
Juwelen an Land gezogen, allen voran ein Gitarrist namens Eric McFadden,
der schon mit Paradiesvogel George Clinton gespielt hat und einigen
anderen Formationen. Was für ein Gitarrist – hiiilllffeee ! Den Mann
sollte man sich merken. Er könnte noch mal ganz groß raus kommen mit
diesem unwahrscheinlichem Talent. Weiters wird Eric Burdon von Keyboarder
Red Young, Schlagzeuger Wally Ingram dessen Namen ebenfalls bereits ein
Begriff ist in Musikerkreisen, sowie Paula O’Rourke am Bass begleitet.
Wobei man gleich erwähnen muss, dass Paula ein weiterer Fokus da oben
ist. Denn eine Frau mitten in einer ansonsten reinen Männerband ist doch
nicht so alltäglich, noch dazu so ein hübsches Girl wie sie. Das
Zusammenspiel dieser Musiker ist nahezu perfekt, und Klein-Eric
wirbelt über die Bühne wie ein wildgewordenes Federvieh. Neues Album hin
oder her, irgendwann mitten im Set kommt es doch:... ‚there is a house
in New Orleans....usw usw....
Und die Fans von
gestern und heute schlagen Purzelbäume. Jawohl, das gehört dazu, das ist
das Maß aller Dinge. Ein weiterer Höhepunkt ist Burdons einzigartige
Version von ‚I Put A Spell On You’ (im Original von CCR) Dabei legt er
ein Tänzchen mit einem Totenkopf samt Besenstil, auf’s Parkett, so dass
kein Auge trocken bleibt. Herrgott, wo nimmt er ‚s grad immer noch her möchte
ich nur zu gern wissen?! Eine Perle reiht sich nahezu nahtlos an die nächste,
lediglich unterbrochen durch diverse brillant vorgetragene Gitarren- und
Keyboardsoli. Das ist Entertainment pur. Und zum Grand Finale, genauer definiert, 'The
Ring Of Fire' von June Carter Cash, wird gejammt inklusive Supportact
(fragt mich nicht, wer das
ist) und die Schoße hat ein endgültiges Ende nach der dritten Zugabe.
Obwohl nicht ganz, denn die Fans singen noch mindestens fünf Minuten
weiter, obwohl der Saal bereits erhellt worden ist. – Das nenn’ ich
wahre Begeisterung. Bravo Eric Burdon. Er ist nach wie vor up to date und
hier und da und überhaupt einmalig gut. Long
live the ‚House of the Rising Sun’ und seine nicht tot zu kriegende
Mythologie.
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