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28.03. 2006 München, Backstage
The John Butler Trio

Er zählt zu den ganz, ganz Großen und füllt Hallen mit 10.000 Plätzen und mehr und spielt in ausverkauften Stadien und ist obendrein mit Multi-Platin ausgezeichnet. – Nun zumindest trifft das für seine Heimat Australien zu, wo John Butler bereits seit längerem zu den very big Stars zählt. – In Europa dagegen steht er gerade mal bis zu den Knöcheln im Wasser des Musicbiz Ozeans und versucht sich nun auch hier freizuschwimmen. Ich gebe ehrlich zu, bis vor vier Wochen wusste selbst ich nichts mit dem Namen anzufangen, dafür jetzt umso mehr. –

Der Mann besitzt trotz seiner 31 Jahre, eine gewisse Ausstrahlung, die sich wahrscheinlich erst auf der Bühne und mit Hilfe seiner Musik zur Gänze entfaltet. Denn eigentlich sieht er mit seinen langen Dreadlocks, dem Ziegenbart, der 3 Nummern zu großen Hose und dem eigenartigen Shirt eher aus wie ein verkappter Öko-Vegetarier, der nach dem Motto: let the sunshine in, - lieber sein Marihuanapfeiferl in Ruhe an irgendeinem Südseestrand raucht. Aber dem ist anscheinend nicht so, zumindest on stage. Er und seine zwei Mitstreiter an Contrabass und Schlagzeug setzen auf eine rein akustische Performance, welche aber wiederum so gehaltvoll ist, dass der Strom nicht wirklich vermisst wird. Mr. Butler wechselt fast bei jedem Stück sein Instrument, das mal eine Gitarre, mal ein Banjo und dann wieder so ein eigenartiges Aborigines-Ungetüm ist. Fragt mich lieber nicht, wie man dieses Ding nennt. Ich geb’s zu, ich hab’ keine Ahnung. Die Musik selbst ist ein Cocktail aus Blues und melodischem Liedgut mit jenem individuellen Rhythmus, der John Butler in seiner Heimat wahrscheinlich umgehend in höhere Sphären katapultiert hat. Inzwischen hat dieser Künstler bereits drei CDs am Start und hat sich in Down Under zu einer festen Institution etabliert. -  Sein Liedgut besitzt sowohl poppige als auch rockige Anleihen, mit etwas Blues gewürzt, aber auch australisch folkloristische Elemente und ganz zum Schluss gibt’s sogar ein paar Reggae Takte. Für mich persönlich besitzt das Programm zwar ein paar vereinzelte Durchhänger, die nicht so ganz meinen persönlichen Geschmack treffen, die sich aber meist schnell wieder verdünnisieren. Zum Schluss hin steigert sich der Pegel sogar noch. Und man gewinnt letztendlich den Eindruck einer wirklich gelungenen Performance.

Eines ist mir allerdings schleierhaft. In unserer Medienlandschaft hat bislang noch kein größeres Feedback stattgefunden, trotzdem musste der heutige Auftritt kurzfristig in ein größeres Venue verlegt werden wegen des hohen Zuschauer-Aufkommens. Letztendlich sind es dann ca. eintausend, zum Teil sehr junge Fans, die das Trio fast schon frenetisch abfeiern.
                                                                  

Wer hätte das gedacht?! Ich hab den Eindruck, der gute Mann hat selbst nicht damit gerechnet und zeigt sich sichtlich gerührt. John Butler scheint kein Star im Rampenlicht und mit Allüren zu sein. Er stellt sich selbst bewusst in den Hintergrund und verlässt kaum mal seinen Platz  von dem seitlich-erhöhten Potest, wo er fast ausschließlich sitzend seine Darbietung vom Stapel lässt. Und der gute Mann zeigt dabei wirkliches Können, genauso wie Bass und Schlagzeug, das übrigens von einem, tatsächlich waschechten und mindestens 2.10 m großen  Aborigines -Eingeborenen bedient wird. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, beim nächsten Besuch der Australier in unseren Breiten sind die Hallen dann noch um einige Kapazitäten größer. Und vielleicht bekommt John Butler eines Tages auch bei uns eine annähernd, gleiche Resonanz wie in seiner Heimat. Zu gönnen wäre es ihm auf alle Fälle. Ihr wisst ja, Bumerange pflegen zurück zu kehren....
Mehr Infos über diesem bemerkenswerten Künstler findet Ihr unter http://www.johnbutlertrio.com/         



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aus einer unplugged Session



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