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30.03. 2006 München, Metropolis
The Sweet

Wie schmeckt eine Bockwurst ohne Senf? Ganz gut, aber... es fehlt doch was! Und genauso ist’s auch diesmal bei einem weiteren Auftritt von ‚The Sweet’, die eigentlich genau genommen, Andy Scott sind.... dann kommt lang nichts, und dann sind da noch einige, zwar recht passable, aber doch andere Musiker, die versuchen jene schillernde Fassade von anno dazumal wieder etwas zu reanimieren. Dagegen wäre auch ansich nichts einzuwenden, wenn die alten Gassenhauer wie ‚Fox on The Run’, ‚Love Is Like Oxigen’ und ‚Ballroom Blitz’ auch wirklich so rüber kommen würden wie einst. Klar, man kann vergangene Zeiten nicht zurück holen, vor allem keinen Mick Tucker oder Brian Connolly, die schon vor Jahren das Zeitliche gesegnet haben. Obendrein, wer weiß, wie die beiden Herren heute noch beieinander wären, wenn..... Aber es gibt nun mal kein wenn und was wäre wenn und überhaupt.....
Tatsache ist, dass Andy Scott versucht, einer Legende  das ewige Lichtlein zu erhalten. Nun, sehen wir die Umstände mal nüchtern. Erstens von irgendwas muss der gute Mann ja auch noch leben, und zweitens, fest steht, hätte Mr. Scott zu irgendeinem Zeitpunkt einen weitgehenden Soloerfolg verbuchen können, dann wäre die Legende auch bis zum heutigen Tag noch immer und nach wie vor eine Legende und nichts anderes mehr. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Entsinne ich mich recht, so gab es eine Zeit lang sogar zwei Sweet Variationen.  Und diese hier nannten sich vielmehr ‚Andy Scotts Sweet’?! Stimmt doch oder?!

Tja, Pack schlägt sich und verträgt sich wieder, heißt es doch so schön. Oder es segnet das Zeitliche wie im Falle von Connolly und Tucker.
Anyway, wir sind im hier und heute. Und da oben stehen ganz einfach ‚The Sweet’ der Gegenwart, etwas angegraut und nicht mehr ganz taufrisch, und vor allem kein Glitzer, Glamour und Sonnenschein mehr. Na ja, bis auf die goldenen Turnschuhe von Mr. Scott vielleicht. Aber Menschen verändern sich in Laufe der Zeit, und wahrscheinlich würde das Outfit von 1972 heute etwas fehl am Platz wirken. Aber.... und das ist der springende Punkt, es war nun mal das Markenzeichen dieser Rockband. Und sagt bitte nicht ‚Glam’-Rock. Diesen Ausdruck gab es damals noch gar nicht, okay?!
Wie auch immer, sein Handwerk hat Andy Scott nach wie vor nicht verlernt auf seiner Les Pauls, immer wieder frisch gestärkt  mit einem Gläschen Weißwein, dezent zwischendurch serviert, vom Technikpagen linkerhand on Stage. Yeah, wir sind, wie gesagt, nicht mehr die jungen wilden Rock’n’Roller von einst. Aber wir verstehen es allemal noch, Mineralwasser zu verpönen und den guten Geist aus der Flasche vorzuziehen, um den eigenen Spirit mit High Energy aufzuladen. Nur leider nützt das heute Abend nicht wirklich etwas, denn die Show ist gebeutelt von diversen Soundproblemen. Genauer definiert sind es unsägliche Rückkoppelungen, die die Partystimmung stören, Andy Scott nervös machen und den Drive unterbrechen. Das Programm wirkt nicht fließend ineinander übergehend, sondern eher abgehackt und durch zu lange Ansagen zwischendrin zerpflückt. Lediglich die Songs selbst lassen die ca. 400, meist älteren Musikliebhaber etwas aus ihrer Lethargie erwachen. Und die Arme sind bei eben jenen, vorhin erwähnten Oldies but Goldies, in der Luft. -
Alles in allem fehlt aber der gewisse Vibe, der den Zauber vergangener Tage wieder ein wenig zurück beamen sollte in die Gegenwart. Und das müssen auch die Musiker da oben gespürt haben. Demzufolge ist das Set relativ kurz mit einer Stunde und 15 Minuten, und schließt mit nur einer Zugabe,- ‚Ballroom Blitz’,- wie sollte es anders sein , ab.
Nostalgieaspekt hin oder her... ich  lande wieder mal bei meinem Lieblingsausdruck.... der Funke, ja ja, der berühmte Funke....der hat scheinbar heute Abend Urlaub gemacht...  



siehe auch Diary