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01.04. 2006 München,  Elserhalle

Man nehme drei Individuen, schließt sie an Starkstrom an und versieht sie mit einem Atomantrieb.- Juhuuu, und das Ergebnis heißt ‚Danko Jones’- Dieses kanadische Nitroglyzerin ist das allerbeste Beispiel dafür, dass drei Musiker mehr Power on stage erzeugen können, als manche Hard- and Heavy Band mit sechs Instrumentalisten. Mein lieber Scholli! Das ist keine Sticky Situation, sondern ein absolut abgefahrenes Inferno, das Presslufthammer – mäßig unsere Hirnzellen und Trommelfelle durcheinander wirbelt. Kompromisslos und gnadenlos brettert Danko Jones den abgehackten, knallharten Beat im Dreiviertel- und Siebenachteltakt gnadenlos auf’s Publikum, das aus allen Altersklassen besteht – man höre und staune. Sie putschen sich selbst auf, und sie putschen die Fans auf. Die Bierbecher fliegen wie Gewehrgeschosse auf die Bühne. Und so manch einer verfehlt sein Ziel und landet unglücklicherweise im Fotograben – und vor allem auf mir... -  Was so gesehen noch von Glück ist. Hauptsache mein Baby bleibt verschont, das nebenbei noch Schwerarbeit leistet, um einige passable Aufnahmen von Mr. Jones zu erhaschen. – Ich pass’ schon auf dich auf... hab ich meiner Canon geschworen. Lieber nehme ich eine Dusche in  Kauf. Bier soll angeblich ohnehin gut sein für’s Haupthaar.

Danko Jones, das sind er selbst, der vor der Band seinen Lebensunterhalt in einem Sexshop verdient hat, und von dem niemand weiß, ob das sein richtiger Name ist oder nicht. Am Schlagzeug sitzt Dan Cornelius (seit kurzem übrigens erst) und den Bass drischt John Calabrese. Existieren tun Danko Jones bereits seit 1996. Und nein, sie kleiden sich nicht dem Image, bzw. der Musik entsprechend, in abgefuckten Jeansklamotten und T-Shirt. -  Es muss schon ein Designerhemd von Armani sein und eine Jeans von Gucci, nach dem Motto: "today most men look like they just rolled out of bed – but we don’t“. Und das tun sie tatsächlich nicht. Im Gegenteil, der Schlagzeuger sieht eher aus wie ein biederer Bankbeamter und der Bassist wie ein Karl Lagerfeld Laufsteg-Model. Und Danko selbst ist Sex pur hoch Drei. Und ich wette, sie tragen allesamt eine Rolex Uhr. Das Geheimnis ist Understatement. Da gibt’s keine pompöse Bühnenausstattung, lediglich eine Leinwand mit dem Schriftzug im Hintergrund. Es gibt auch keine spektakuläre Bühnen- und keine bunte Lightshow.  Das sind lediglich drei gutaussehende, aber keineswegs auffallende Typen auf der Bühne, die mittels Gitarre, Gesang, Bass und Schlagzeug  einen fünfdimensionalen Weltuntergang herauf beschwören, brutal, abgehackt und gnadenlos gut. –

Der nächste Song handelt von Girls’ – meint Danko. ‚Genauer definiert, handelt er von Sex’, erklärt er weiter. ‚Und noch genauer gesagt, handelt er von oralem Sex.- Und versteht mich nicht falsch, der Song handelt vom geben, nicht von nehmen....’ usw. usw...... -  Danko Jones versteht es gekonnt, bestimmte Gefühle in verschiedenen Stimmlagen zu interpretieren. Wie schon vorhin erwähnt, knallhart und kompromisslos, aber dennoch mit  einem gewissen arroganten Unterton und elektrisch geladener sexueller Energie und.... erotischem Hüftschwung.

Jawohl, die Feuertaufe als Headliner ist bestanden. Und Danko Jones zeigen uns, dass es kein Klischee braucht, sprich, keine lange Haare, zerrissene Jeans oder Logo-T-Shirt und finstere Mienen. Es benötigt auch keine Pyro Show oder sonstige Special Effects um ein Rockkonzert vom Stapel zu lassen, dass dir die Luft zum atmen nimmt. -  Und der multiple Orgasmus lässt nicht lange auf sich warten. -  Yep, - der Sado Maso Trip ist beendet inklusive einiger selbstversetzter Ohrfeigen zum krönenden Abschluss. – Mein Gott war das schöööönnnnn!!!