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24.04. 2006 München, Backstage
Jon Oliva's Pain

                    ”Ich hab auf John Lennons Keyboard gespielt, was mir in dem Moment nicht bewusst war. Als man es mir hinterher gesagt hat,
                                                                                       hatte ich das Gefühl etwas ganz besonderes sei geschehen“. –
                                                                                                                                  

Nun ja, heute Abend ist es mit Sicherheit nicht Lennons Keyboard, dass Jon Oliva bedient, aber wenn man ihn nach einem Highlight in seiner Karriere fragt, dann kommt mit 100%iger Sicherheit dieser bescheidene Satz über seine Lippen. Inzwischen sind viele, teils sehr turbulente Jahre vergangen mit etlichen Höhen und Tiefen. Inklusive auch dem schwärzesten Punkt in Jons Leben, nämlich den viel zu frühen Tod seines Bruders Chris. Inzwischen hat er sich zwar wieder hoch gerappelt von diesem Tiefschlag, aber überwinden wird er ihn wohl sein restliches Leben lang nicht mehr. Jeder zweite Song ist für Chris, um Chris, in Gedenken an Chris und sogar mit Chris geschrieben worden. Und von der ersten bis zur letzten Sekunde ist sowieso die ganze Show – na, eben Chris gewidmet.
Trotzdem hat der sympathische Amerikaner seinen Humor nicht verloren, und er versteht es exzellent die wenigen, aber treuen Fans auf seine eigene lustige Art und Weise zu unterhalten.

Ach ja, man sollte vielleicht erwähnen, dass dieser Auftritt heute Abend hier in München eine Akustikpremiere ist. Demzufolge bekommen wir hier kein fetziges, hardrockendes Metal Spektakel geboten, sondern eine eher künstlerisch andächtige Premiere hochwertigem Songmaterials, nicht nur von Pain, sondern auch ein Medley aus verschieden Savatage Songs, vermischt mit Musik von Jons größten Vorbildern, den Beatles. – Ja, er hätte sooo gern mal John Lennon getroffen, um mit seinem Hero einmal im Leben zusammen gejammt zu haben. Aber das wird ja wohl ein Wunschtraum bleiben, denn bekanntlich ist noch keiner von den Toten auferstanden, weder John Lennon noch Bruder Chris. Aber sie können zumindest in einem selbst weiterleben und eben in der Musik. Nein, das hier heute Abend ist vieles, aber mit Sicherheit kein Heavy Metal Konzert der üblichen Gangart. Und auch wenn einige der ca. 150 anwesenden Savatage, TSO oder Pain Fans zu Beginn etwas betroffene und mehr als überraschte Gesichter zeigen, weil die Erwartung auf das übliche Heavy Metal Spektakel nicht erfüllt wird, so kann man förmlich zuschauen, wie sich von Minute zu Minute die Mimik bei den meisten in ein zufriedenes und sogar teils schier begeistertes Anglitz verwandelt. Und yep, genauso so soll’s auch sein.
                                                                    

Bei solchen akustischen Darbietungen tritt außerdem vor allem zu Tage, was die jeweiligen Musiker wirklich drauf haben. Und in der Hinsicht punkten sie allemal. It’s Party Time, nicht so stürmisch wie sonst, aber mit einer gewissen Harmonie und Glückseligkeit, die beweist, dass diese Art von harter Musik durchaus im Stande ist, hochwertige musische Impressionen zu hinterlassen. Unser sympathisches Dickerchen von dem wir kein Gramm missen möchten, ist nach wie vor verdammt gut in dem was er macht. Inspiriert durch den Spirit von Bruder Chris, John Lennons Keyboard und den alltäglichen, anderweitigen göttlichen Eingebungen, ist Jon jetzt wieder halbwegs glücklich auf einer Bühne zu stehen, nachdem er sich verdammt lange Zeit in Abstinenz geübt hatte. „Savatage ist irgendwie kaputt, seit Chris tot ist“, meint er. „Die Seele dieser Band ist mit ihm gestorben“. Sagt's und vergießt ein heimliches Tränchen. –  Das Transibirian Orchestra sieht er nunmehr als seine Lebensversicherung an. Aber Pain ist seine Rekarnation zu einem neuem Leben – live on stage mit restauriertem Image, einer besseren Stimme als je zuvor und logisch, - mit all seinen Pfunden drauf, ohne die Jon nicht Jon wäre. Und last but not least zum gelungenen Ausklang des Abends, sehr spät auf einer Holzbank vor der Tür, - noch eine gepflegte, liebevoll gerollte Havanna samt Wodka pur. – Prost und wohl bekomm’s.

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Supportact - Elvenking    (Foto anklicken f. Official Website)

Sie sind jung, dynamisch und leidenschaftlich. Italien lässt grüßen, mi amore -
ohne Schnulzen & Gesülze, aber heute Abend trotzdem mit viel Gefühl & Melodie
Tatsache ist, das Erbe für lyrisch-mystischen Hard Rock ist gesichert.