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07.05. 2006 München,  Backstage
Bonfire

auf geht’s zum schichtln Buam, und ich würd’ diese Review jetzt am liebsten im tiefsten bayrischen Dialekt verfassen, weil’s soooo gut passen würd’. Aber erstens haben wir hier Leser, für die bayrisch ungefähr so verständlich ist, wie für unsereiner der Neu Guinea Akzent der Zwergpapuas, und zweitens bin ich ja selber Tiroler und mit einer noch etwas verfeinerten Variante des Alpenslangs ausgestattet und demzufolge dem Bayrischen nicht 100%ig mächtig. Und auf diese Tatsache werde ich auch jedes Mal vom Big Boss der Kapelle, Mr. Lessmann himself, liebevoll aber nachdrücklich drauf hingewiesen. Ja, ja, ich weiß, dass ich von jenseits der südlichen Grenze des Weißwurscht Äquators stamme. Aber da unsere bayrischen Haus- und Hof- Rock’n’Rollband eigentlich auch ein Multikultiverein ist, wenn man’s genau nimmt, (was Uwe?), wird dieser Monolog hier jetzt auch in (fast) reinstem Hochdeutsch weitergeführt, auch wenn’s schwer fällt.

Okay, eines steht fest. Entweder man liebt Bonfire oder man mag sie (gar) nicht. Ein dazwischen, vielleicht, oder ein bisschen  gibt’s nicht. Diese Tatsache haftet an der Band seit ich mich zurück erinnern kann. Und das reicht bis in die Achtziger zurück. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob sich diese Pro- und Kontra Sympathien lediglich auf die musikalische Kost beziehen oder vielmehr auf falsch verstandene charakterliche Antipathien. Bonfire haben Charakter im wahrsten Sinn des Wortes. Er eckt an, er provoziert, er hält kein Blatt vor den Mund, egal ob’s in positivem oder kritischen Sinn ist und reißt schon mal das Mundwerk zu weit auf. ‚Rap is dead’ nennt sich der brandneue Slogan. Die Schlacht für die Existenz der Rockmusik hat eben erst begonnen, auch wenn im Nachbar Club ein Hip Hop Zipfel, dessen Namen ich mir nicht mal merken konnte, fröhlich sein Kasperltheater durchzieht und sich nicht an unseren bayrischen Hardrockern zu stören scheint. Egal, hier brennt die Hütte, und ich hätt’ unseren Buam liebend gern mehr als nur die ca. 200 Fans gegönnt, die sich zum Plädoyer von Clausi Boy  & Sö.... äh Friends eingefunden haben. Und zwischen all den Perlen bayrischer Rock’n’Roll  Kultur wird eifrig gegen musikalische Ausartungen gewettert, der FC Bayern gehuldigt, und die Löwen (TSV 1860 – für alle, die’s noch nicht wissen) liebevoll auf den Arm genommen. Ansonsten ist die Devise – rock‚ till you drop.

Okidok, kurz und gut, es ist wirklich schön mal wieder Bonfire – full energy  zu erleben, auch wenn’s sicherlich nicht die allerbeste Show ist heute Abend. Aber dafür ist sie herzerfrischend amüsant, inklusive BamBams Highspeed Drive, die nackte Brust von Apollo, pardon Yps, (damit wir Mädels auch was zum gucken haben)  und Uwe’s neuem Fanclub, der tatkräftig und vor allem lautstark nach seinem neu auserkorenem Idol verlangt, - und das ziemlich nachhaltig. Ergo: Bassisten braucht das Land, um als Ikonen in die History der bonfireischen Hardrock-Philosophie abgefeiert zu werden.  Der Rest wird von  oberbayrischer Gelassenheit a.k.a. Hans Ziller beherrscht , und andererseits von unserem – immer noch (pfui) FC Bayern Fan und Südstaaten Fahnenträger Claus Lessmann gefeldwebelt, der mit derb, charmant- katholischem Humor die Puppen tanzen lässt.
                                                                                                        
‚Double X’ wird jedenfalls gebührend eingeweiht mit Glanz und Glorie, vermischt mit einem Stroke und selbstverständlich viel Sweet Obsession um last but not least mit einem ‚Hard On Me’ beendet zu werden. Soviel zum Kurzinhalt der 10 Gebote, die selbstredend noch viele bunte anderweitige Blüten bayrischer Rockkultur beinhalten. (Sch... hab wieder mal vergessen, die Setlist abzuknipsen.)
Nein ehrlich, man kann von Bonfire halten was man will, - Love & Peace oder Aversion hin oder her, das ist Ansichtssache. Aber Tatsache ist mit Sicherheit, dass sie nach wie vor genau wissen, wie man stimmungsvollen und saustarken Rock’n’Roll produziert mit viel Schmieröl im Getriebe und abwechslungsreicher Ausdrucksstärke. Und hoffen wir, dass die Party dem Kampf gegen den Suppenkasper Hip Hop Clan weiterhin stand hält und ihren Platz am Hardrock Nabel der Welt erfolgreich verteidigt. Und Fakt ist auch - wir Tiroler stammen von Euch Bayern ab oder umgekehrt, verdreht und multipliziert oder durch den Fleischwolf gedreht. Is’ ja auch piepegal – Rock’n’Roll is' universal....... oder wusstet Ihr das noch nicht?!!!    In tiefster verwandtschaftlicher Verbundenheit  Eure Eva


                                                                                  siehe
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