96


Auweia, jetzt wird’s kritisch! Der, unter Insidern ach so angepriesene  Melodic Rock im Dreier Pack, hat auch in München Station gemacht, und das ziemlich angeschlagen. Nicht nur die Stars des Abend, sondern auch das super zahlreich erschienene Publikum, das grad mal in etwa 75 Seelchen zählt, schwächelt hier und heute in allen schillernden Fassetten.  Halleluja, eine Bergpredigt am Himalaya  ist ein Großereignis gegen diese Trauerveranstaltung hier. Fehlten nur noch Grabesmienen und Begräbniskleidung, und die Szenerie wäre nahezu perfekt. Aber Gott sei Dank bleibt uns wenigstens letzteres erspart, und die paar Liebhaber dieser Variante des Rock’n’Roll stehen voll und ganz hinter ihren auserkorenen Helden. Der gute Stern hat sich allerdings gleich zu Beginn verkrümelt anhand der Tatsache, dass der wiederbelebte Schweizer Rockexport ‚Paganini’ zwar in Erscheinung tritt, aber es Oberhäuptling Marco Paganini vorgezogen hat, sich mit einer Lungenentzündung flach zu legen, unfreiwillig versteht sich. Resultat ist ein  flotter Dreier, dessen New Yorker Gitarrist Dale Powers gleichzeitig das Frontzepter schwingt, um noch zu retten was zu retten ist. Hut ab, muss ich gestehen, dass das Trio ihr Ding trotz fehlendem Fokus knallhart durchzieht. Und dank dieser Tatsache verzeiht man ihnen auch einige, dadurch bedingte Defizite.

Paganini gab’s schon mal in den Achtzigern, wo sie mit zwei Alben ‚Weapon Of Love’ 1985, und ‚Long Way To The Top’ 1987 und zwei Songs: ‚Long Way To The Top’ und ‚Berlin By Night’  auf sich aufmerksam gemacht hatten. Leider war’s das dann aber auch mit dem Triumphzug der Aida und einem weiteren Album namens ‚Detox’ 1990. Paganini wurde zu den Akten gelegt, um 15 Jahre später wie Jesus am Ostersonntag wieder aufzuerstehen. Klar warum nicht, sie wären ja damit nicht die ersten. Und seien wir mal ehrlich, die meisten wissen nicht mal was, vom Vorleben der Schweizer. Natürlich ist vom Original Line up nur einer übrig geblieben, nämlich Paganini himself, der übrigens mit seinem berühmten geigenden Namensvetter und Vorfahren Niccolo, zumindest musikalisch, nichts gemeinsam hat. Etwaige Verwandtschaftsverhältnisse entziehen sich meiner Kenntnis.
 
Ansonsten wären außer dem Chef und Gitarrist Powers noch Bassist Christian Crétin, der allerdings auch erst seit der 2005er CD ‚Resurrection’ mit von der Partie ist. Ein Poser vor dem Herrn, der freundlich grinsend jedem Individuum, dass eine Kamera auch nur annähernd in seine Richtung hält, dies mit heftigster Artikulation und Ausdrucksstärke begrüßt. Ach ja, nur am Rande erwähnt, bei unserem Mega Event heute Abend haben sich mehr Knipser und Fotoheinis eingefunden, als beim Auftaktkonzert der Rolling Stones. Alle Achtung!!! Wobei hierbei eher der Fanaspekt in den Vordergrund rückt als vielmehr die professionelle Fotozunft. Und last but not least ist da noch Drummer Diego Rapacchietti, offensichtlich Italo-Schwytzer, der schon etwas länger als Bassist Cretin mit von der Partie ist, genauer definiert seit dem 2003er Album ‚Esoterrorism’, das die Reinkarnation von Paganini darstellte. Wie auch immer, den Umständen entsprechend, muss man den Schweizern ein großes Potential an Willenskraft, Stärke, Ausdauer und eben Professionalität zugestehen. Jede andere Combo, hätte auf Grund der Abstinenz des Frontmanns, die ganze Schose sebstredend komplett gekanzelt.

Und als Grand Finale’ – natürlich, wie könnt’s anders sein: „Berlin By Night“, und das tatkräftigst unterstützt von der Jaded Heart Mannschaft. Das nenn’ ich symphatische Nachbarschaftshilfe. Und der Punkt geht an den Headliner.... was die ‚Hilfe’ betrifft – möchte ich betonen.
Fazit: - ein Handycap gebeuteltes, aber durchaus gelungenes Intermezzo. Und das was unsere Paganinilis da fabrizieren, ist mitnichten Gedudl, sondern straighter Rock through the bone – nur eben ohne Ausrufezeichen. Don't worry, we get it – next time dann wieder hoffentlich.

                                                                                                                       http://www.paganini.ch/ 




                                                                
’Lonely Is The Hunter’ war anno dazumal 1984 ein Insider Hit für Eingeweihte und Kenner der Szene hier in München, und für Michael Voss mit Mad Max. Ja ja, lang lang ist’s her. Und die Parallelen gleichen sich an. Ein Achtziger Fossil steigt wie Phönix aus der Asche wieder an den Himmel des Melodic Rocks empor. (Anm. wer hat nur diesen dämlichen Nischenausdruck erfunden, frag ich mich immer wieder? Rock ist Rockmusik, soft oder hart, - simpler geht’s doch nicht.) Okay, schnell im Steno-Stil;
Rollin' Thunder“ erschien 1984 sowie die Alben „Stormchild“ (1985) und „Night of Passion“ (1987). Zwei Jahre später war erst mal Schluss mit Mad Max. Aber keine Angst, Michael Voss wurde deshalb nicht arbeitslos, und Dutzende von verschiedenen Projekten wie Casanova und Silver oder div.Produktionen hielten und halten den guten Mann nach wie vor auf Trab. Was ihn allerdings dazu bewogen hat, ‚Mad Max’ wieder zu beleben, ist mir bislang nicht bekannt.


„Night of White Rock“ nennt sich das Wieder-Einstiegswerk. Neben Vossi und Gitarrist Jürgen Breforth gehören auch wieder Bassist Roland Bergmann und Drummer Axel Kruse, der bekanntlich auch bei Jaded Heart die Felle klopft, zum aktuellen Line up, genauso wie Kollege Henning Wanner, der sein Keyboard ebenfalls für beide Verbände bearbeitet. Man muss ja schließlich schauen, wo man bleibt.- Keine Frage, Michael Voss hat seinen Namen in der deutschen Profimusiker-Liga.

 Es gibt eine andere Frage, die es zu beantworten gilt. Hat die Welt auf eine  Auferstehung von Mad Max und deren doch etwas angestaubten musikalischen Stil überhaupt noch gewartet? Mach die Augen zu, und du fühlst dich 20 Jahre zurück versetzt in eine Vergangenheit, die heutzutage so gut wie kein Bestehen mehr hat im internationalen Business. Man kann nur hoffen, dass es Mastermind Voss selbst als Ausflug in die Nostalgie sieht, und kleine Hommage an ein Bandprojekt, dass auch nach der Neubelebung noch immer hinter ‚Lonely Is The Hunter’ her läuft. Kurz und gut, musikalisch durchaus anhörbares Melodicrock Gedudel, dem allerdings gehörig der Pfeffer im A.... fehlt.

                                                                     http://www.madmaxmusic.de


                                    
                     

Aller guten, oder sollte ich besser sagen, zweifelhaften Dinge, sind drei. Und so setzen unsere alteingesessenen Jaded Heart noch eins drauf, wobei die vorhin erwähnten Axel Kruse (drums) und Henning Wanner (keyb.) einen wahren Marathon hinlegen. Und von Erschöpfungsanzeichen keine Spur. Im Gegenteil, jetzt soll der Ofen erst richtig geheizt werden inklusive frischem Schwedenexport Johan Falberg am Mikro und Peter Oestros an der Leadgitarre. Es wird um Akzeptanz im Lager gebuhlt, denn es gilt ja vor allem, einen entfleuchten Michael Bormann zu ersetzen. 
Oje, das geht leider in die Hosen Jungs. Ich war schon kein großer Freund vom Vorgänger, aber zwischen jenem und diesem Spargeltarzan aus Skandinavien liegen immer noch Welten.
Sorry, is’ aber so. Visuell ähnelt Figaro Falberg eher einem verkappten Gruftipunkmufti, der auf einem fliegenden Teppich daher geschwebt kommt, um sogleich einen urafrikanischen Regentanz zu vollführen. Kinder, Kinder, ich finde ja den Spruch – ‚move it and groove it’ absolut zutreffend. Aber jene Verrenkungen bei dieser überdimensionalen  Körpergröße erinnern vielmehr an eine Karikatur Goliaths, die versucht mit Klein-David im Bodenturnen zu konkurrieren. Aber was eigentlich entscheidend ist für mein Urteil, ist die Tatsache, dass sein Stimmband Etat im Vergleich zu Bormann nur mit einem Spatz der an chronischem Keuchhusten leidet, vergleichbar ist. 
                                                                                                                            http://www.jadedheart.de/

Okay, okay, ist jetzt etwas krass ausgedrückt, aber ehrlich gestanden mir reicht’s nach etwa 25 Minuten Headline Performance, und meine Flucht aus Alkatraz durch die nichtvorhandene Menge, führt mich samt einigen Gleichgesinnten  schnurstracks,- just around the corner ins ‚Land Unter’, wo eine weitere längst vergessene Perle der Rockmusik ein, im wahrsten Sinn des Wortes, Privatständchen gibt.





                                                                     
Ganze zwanzig Apostel inklusive unserem Lokalmatador und Glamrock-Fossil-Ikone Rudi Psychobimbo feiern hier ein Juwel ab, das wirklich nur noch Kennern und wahren Fans geläufig ist. Oh Maria und Josef, was waren das für Zeiten, als Tyla mit seinen Dogs d’Amour in der Londoner Szene für Furore sorgte mit Songs wie ‚Satellite Kid’ und ‚I Thought It Never Rains’. - Scheeenn war’s, wirklich, ausgeflippt und absolut crazy.

Aber auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben was Trends betrifft. Das Glamrock Outfit ist Vergangenheit, die generelle Attitude ist eine andere, und die Musik ist gradliniger und realistischer. Sogar die vorhin erwähnten Stücke klingen härter und kompromissloser als anno dazumal. Und soll ich Euch was sagen, trotz dieser krassen Steigerung was das Besucher Defizit angeht, - die Dogs’d Amour rocken 10x besser, brutaler und offensiver als Mad Max und Jaded Heart zusammen. – Traurig aber wahr. Let’s get it done, und Tyla lässt die Puppen tanzen. Nebenbei bemerkt, irgendwas muss der Kerl mit sich angestellt haben. 1990 sah er aus wie Frankenstein & Söhne. Heute hat er sogar so was wie einen gewissen Espirit. Hätte mir das damals einer geflüstert, hätt’ ich denjenigen für mischugge erklärt. – Aber das war gestern, und heute ist heute. Und Fakt ist, dass die Dogs d’Amour 2006, denen auch Magnum Keyboarder Mark Stanway
 angehört, abrocken wie die Sau – kein Joke, ehrlich! Nur jammerschade, dass eben auch keine Sau mehr nach ihnen kräht, äh.... grunzt! Ja ja, Ungerechtigkeit ist der Welten Lohn, und es lebe das verdammte Business, ob wir wollen oder nicht.
<<<The Dogs'd Amour 1990

Tyla 2006

http://www.tylaandthedogsdamour.com


1989 Video Clip  -  (linked from YouTube)