Auweia, jetzt wird’s
kritisch! Der, unter Insidern ach so angepriesene
Melodic Rock im Dreier Pack, hat auch in München Station gemacht,
und das ziemlich angeschlagen. Nicht nur die Stars des Abend, sondern
auch das super zahlreich erschienene Publikum, das grad mal in etwa 75
Seelchen zählt, schwächelt hier und heute in allen schillernden
Fassetten. Halleluja, eine
Bergpredigt am Himalaya ist
ein Großereignis gegen diese Trauerveranstaltung hier. Fehlten nur noch
Grabesmienen und Begräbniskleidung, und die Szenerie wäre nahezu
perfekt. Aber Gott sei Dank bleibt uns wenigstens letzteres erspart, und
die paar Liebhaber dieser Variante des
Rock’n’Roll stehen voll
und ganz hinter ihren auserkorenen Helden. Der gute Stern hat sich
allerdings gleich zu Beginn verkrümelt anhand der Tatsache, dass der wiederbelebte
Schweizer Rockexport ‚Paganini’ zwar in Erscheinung tritt, aber es
Oberhäuptling Marco Paganini vorgezogen hat, sich mit einer
Lungenentzündung flach zu legen, unfreiwillig versteht sich. Resultat ist ein
flotter Dreier, dessen New Yorker Gitarrist Dale Powers
gleichzeitig das Frontzepter schwingt, um noch zu retten was zu retten
ist. Hut ab, muss ich gestehen, dass das Trio ihr Ding trotz fehlendem
Fokus knallhart durchzieht. Und dank dieser Tatsache verzeiht man ihnen
auch einige, dadurch bedingte Defizite.
Paganini gab’s schon mal in
den Achtzigern, wo sie mit zwei Alben ‚Weapon Of Love’ 1985, und
‚Long Way To The Top’ 1987 und zwei Songs: ‚Long Way To The Top’
und ‚Berlin By Night’ auf
sich aufmerksam gemacht hatten. Leider war’s das dann aber auch mit
dem Triumphzug der
Aida und einem weiteren Album namens ‚Detox’
1990. Paganini wurde zu den Akten gelegt, um 15 Jahre später wie Jesus
am Ostersonntag wieder aufzuerstehen. Klar warum nicht, sie wären ja
damit nicht die ersten. Und seien wir mal ehrlich, die meisten wissen
nicht mal was, vom Vorleben der Schweizer. Natürlich ist vom Original
Line up nur einer übrig geblieben, nämlich Paganini himself,
der übrigens mit seinem berühmten geigenden Namensvetter und Vorfahren
Niccolo, zumindest musikalisch, nichts gemeinsam hat. Etwaige
Verwandtschaftsverhältnisse entziehen sich meiner Kenntnis.
Ansonsten wären außer dem Chef und Gitarrist Powers noch Bassist Christian Crétin, der allerdings auch erst seit der
2005er CD ‚Resurrection’ mit von der Partie ist. Ein Poser vor dem
Herrn, der freundlich grinsend jedem Individuum, dass eine Kamera auch
nur annähernd in seine Richtung hält, dies mit heftigster Artikulation
und Ausdrucksstärke begrüßt. Ach ja, nur am Rande erwähnt, bei
unserem Mega Event heute Abend haben sich mehr Knipser und Fotoheinis
eingefunden, als beim Auftaktkonzert der Rolling Stones. Alle Achtung!!!
Wobei hierbei eher der Fanaspekt in den Vordergrund rückt als vielmehr
die professionelle Fotozunft. Und last but not least ist da noch Drummer
Diego Rapacchietti,
offensichtlich Italo-Schwytzer, der schon etwas länger als Bassist
Cretin mit von der Partie ist, genauer definiert seit dem 2003er Album
‚Esoterrorism’, das die Reinkarnation von Paganini darstellte. Wie
auch immer, den Umständen entsprechend, muss man den Schweizern ein großes
Potential an Willenskraft, Stärke, Ausdauer und eben Professionalität
zugestehen. Jede andere Combo, hätte auf Grund der Abstinenz des
Frontmanns, die ganze Schose sebstredend komplett gekanzelt.
Und als Grand Finale’
– natürlich, wie könnt’s anders sein: „Berlin By Night“, und
das tatkräftigst unterstützt von der Jaded Heart Mannschaft. Das
nenn’ ich symphatische Nachbarschaftshilfe. Und der Punkt geht an den
Headliner.... was die ‚Hilfe’ betrifft – möchte ich betonen.
Fazit: - ein Handycap gebeuteltes, aber durchaus gelungenes Intermezzo.
Und das was unsere Paganinilis da fabrizieren, ist mitnichten Gedudl,
sondern straighter Rock through the bone – nur eben ohne
Ausrufezeichen. Don't worry, we get it – next time dann wieder hoffentlich.
http://www.paganini.ch/
’Lonely Is The Hunter’ war anno dazumal 1984 ein Insider Hit für
Eingeweihte und Kenner der Szene hier in München, und für Michael Voss
mit Mad Max. Ja ja, lang lang ist’s her. Und die Parallelen gleichen
sich an. Ein Achtziger Fossil steigt wie Phönix aus der Asche wieder an
den Himmel des Melodic Rocks empor. (Anm. wer hat nur diesen dämlichen
Nischenausdruck erfunden, frag ich mich immer wieder? Rock ist
Rockmusik, soft oder hart, - simpler geht’s doch nicht.) Okay, schnell
im Steno-Stil; „Rollin'
Thunder“ erschien 1984 sowie die Alben „Stormchild“ (1985) und
„Night of Passion“ (1987). Zwei Jahre später war erst mal Schluss
mit Mad Max. Aber keine Angst, Michael Voss wurde deshalb nicht
arbeitslos, und Dutzende von verschiedenen Projekten wie Casanova und
Silver oder div.Produktionen hielten und halten den guten Mann nach wie
vor auf Trab. Was ihn allerdings dazu bewogen hat, ‚Mad Max’ wieder
zu beleben, ist mir bislang nicht bekannt.
„Night of White Rock“ nennt sich das Wieder-Einstiegswerk. Neben Vossi
und Gitarrist Jürgen Breforth gehören auch wieder Bassist Roland
Bergmann und Drummer Axel Kruse, der bekanntlich auch bei Jaded Heart
die Felle klopft, zum aktuellen Line up, genauso wie Kollege Henning
Wanner, der sein Keyboard ebenfalls für beide Verbände bearbeitet. Man
muss ja schließlich schauen, wo man bleibt.- Keine Frage, Michael Voss
hat seinen Namen in der deutschen Profimusiker-Liga.
Es gibt eine andere
Frage, die es zu beantworten gilt. Hat die Welt auf eine
Auferstehung von Mad Max und deren doch etwas angestaubten
musikalischen Stil überhaupt noch gewartet? Mach die Augen zu, und du fühlst
dich 20 Jahre zurück versetzt in eine Vergangenheit, die heutzutage so
gut wie kein Bestehen mehr hat im internationalen Business. Man kann nur
hoffen, dass es Mastermind Voss selbst als Ausflug in die Nostalgie
sieht, und kleine Hommage an ein Bandprojekt, dass auch nach der
Neubelebung noch immer hinter ‚Lonely Is The Hunter’ her läuft.
Kurz und gut, musikalisch durchaus anhörbares Melodicrock Gedudel, dem
allerdings gehörig der Pfeffer im A.... fehlt.
http://www.madmaxmusic.de
Aller guten, oder sollte ich besser sagen, zweifelhaften Dinge, sind
drei. Und so setzen unsere alteingesessenen Jaded Heart noch eins drauf,
wobei die vorhin erwähnten Axel Kruse (drums) und Henning Wanner (keyb.)
einen wahren Marathon hinlegen. Und von Erschöpfungsanzeichen
keine Spur. Im Gegenteil, jetzt soll der Ofen erst richtig geheizt
werden inklusive frischem Schwedenexport Johan Falberg am Mikro und Peter
Oestros an der Leadgitarre. Es wird um Akzeptanz im Lager gebuhlt, denn
es gilt ja vor allem, einen entfleuchten Michael Bormann zu ersetzen.
Oje, das geht leider in die Hosen Jungs. Ich war schon kein großer
Freund vom Vorgänger, aber zwischen jenem und diesem Spargeltarzan aus
Skandinavien liegen immer noch Welten. Sorry, is’ aber so. Visuell
ähnelt Figaro Falberg eher einem verkappten Gruftipunkmufti, der auf
einem fliegenden Teppich daher geschwebt kommt, um sogleich einen
urafrikanischen Regentanz zu vollführen. Kinder, Kinder, ich finde ja
den Spruch – ‚move it and groove it’ absolut zutreffend. Aber jene
Verrenkungen bei dieser überdimensionalen
Körpergröße erinnern vielmehr an eine Karikatur Goliaths, die
versucht mit Klein-David im Bodenturnen zu konkurrieren. Aber was
eigentlich entscheidend ist für mein Urteil, ist die Tatsache, dass
sein Stimmband Etat im Vergleich zu Bormann nur mit einem Spatz der an
chronischem Keuchhusten leidet, vergleichbar ist.
http://www.jadedheart.de/
Okay, okay, ist jetzt etwas krass ausgedrückt, aber ehrlich
gestanden mir reicht’s nach etwa 25 Minuten Headline Performance, und
meine Flucht aus Alkatraz durch die nichtvorhandene Menge, führt mich
samt einigen Gleichgesinnten schnurstracks,-
just around the corner ins ‚Land Unter’, wo eine weitere längst
vergessene Perle der Rockmusik ein, im wahrsten Sinn des Wortes,
Privatständchen gibt.
Ganze zwanzig Apostel inklusive unserem Lokalmatador und
Glamrock-Fossil-Ikone Rudi Psychobimbo feiern hier ein Juwel ab, das
wirklich nur noch Kennern und wahren Fans geläufig ist. Oh Maria und
Josef, was waren das für Zeiten, als Tyla mit seinen Dogs d’Amour in
der Londoner Szene für Furore sorgte mit Songs wie ‚Satellite Kid’
und ‚I Thought It Never Rains’. - Scheeenn war’s, wirklich,
ausgeflippt und absolut crazy.
Aber auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben was Trends betrifft. Das Glamrock Outfit ist Vergangenheit, die generelle Attitude
ist eine andere, und die Musik ist gradliniger und realistischer. Sogar
die vorhin erwähnten Stücke klingen härter und kompromissloser als
anno dazumal. Und soll ich Euch was sagen, trotz dieser krassen
Steigerung was das Besucher Defizit angeht, - die Dogs’d Amour rocken
10x besser, brutaler und offensiver als Mad Max und Jaded Heart
zusammen. – Traurig aber wahr. Let’s get it done, und Tyla lässt
die Puppen tanzen. Nebenbei bemerkt, irgendwas muss der Kerl mit sich
angestellt haben. 1990 sah er aus wie Frankenstein & Söhne. Heute
hat er sogar so was wie einen gewissen Espirit. Hätte mir das damals
einer geflüstert, hätt’ ich denjenigen für mischugge erklärt. –
Aber das war gestern, und heute ist heute. Und Fakt ist, dass die Dogs
d’Amour 2006, denen auch Magnum Keyboarder Mark Stanway angehört, abrocken wie die Sau – kein Joke, ehrlich! Nur
jammerschade, dass eben auch keine Sau mehr nach ihnen kräht, äh....
grunzt! Ja ja, Ungerechtigkeit ist der Welten Lohn, und es lebe das
verdammte Business, ob wir wollen oder nicht.
<<<The Dogs'd Amour 1990
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