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21.05. 2006 München,  Schlachthof
Lake

... und schon wieder muss ich etwas ausholen in meinem Konzertbericht, um all jenen, die mit dieser Band nichts mehr oder noch nichts anzufangen wissen, überhaupt erahnen, um was es hier geht.
Ums kurz zu machen. Lake gab es schon in den 70er Jahren, - eine deutsch-amerikanische Jazz-Rock Band ganz im Stile von Steely Dan, welche natürlich auch die größten Vorbilder darstellten. Lake haben sehr viele Platten gemacht und auch so einige bekannte Melodien gepennt wie z.B. die beiden Nr. 1 Hits ‚On The Run' und ‚Jesus Came Down'. Später erzielte die Band auch noch mehrere Hitlisten Erfolge in den USA, was eher selten war und nach wie vor ist, für einen deutschen Künstler. Und ich verwette meine Großmutter, dass Ihr alle, denen diese Gruppe bis heute kein Begriff war/ist, bei dem einen oder anderen Song spontan mit den Worten: ‚das kenn ich doch’, reagieren würden. Aber treudeutsch unserer Mentalität zufolgen, kommt zuerst erstmal wie immer nach dem Motto: was der Bauer nicht kennt, frisst er schon von vorneherein nicht. Und wenn dann auch noch der Umstand jahrelanger Abstinenz der Formation dazu kommt, dann wird’s erst recht schwierig.

Nun gut, Lake gibt’s wieder, allen voran Alex Conti, der anno dazumal für einige Zeit als der beste Gitarrist Deutschlands galt. Conti hat eine illustere Gesellschaft um sich geschart, um die Seele von Lake wieder aufleben zu lassen. Da wären Adrian Askew – Keyboard, der schon bei der nicht ganz unbekannten Band ‚Lucifers Friend’ dabei war, Mickie Stickdorn – Drums, er hat bereits für Falco und Jennifer Rush getrommelt, Mike Starrs – Vocals, der auch ein Name ist in seiner Heimat England, und dort noch eine zweite Karriere verfolgt als "Angel Montgomery" in der Country -Szene. Und last but not least wäre da noch Michael "Bexi" Becker – Bass, der zusammen mit Conti nebenbei der Hamburg Blues Band angehört.

Alle zusammen ergeben nunmehr ‚Lake 2006’, und sie versuchen den Spirit von einst in die Gegenwart zu transferieren. Eines haben Lake mit Sicherheit mit Steely Dan gemeinsam. Die Musik ist zeitlos geblieben. Qualitativ hochwertige Pop Rock Melodien mit einem bestimmten Anteil von Jazzanleihen verleiten den Zuhörer eher zum andächtigen zuhören, als zum mitshaken. Alex Conti hat auch nichts verlernt in all den Jahren und begeistert die – wieder mal so wenigen Zuschauer (nichts ungewöhnliches in München hier!!!) mit filigranen Cords und schwungvollen Takten. Und nebenbei besitzt der Ausnahme Gitarrero eines der charmantesten Smiles on stage, dass ich kenne. Aber gut, das gehört jetzt nicht direkt hier her und fällt wahrscheinlich sowieso nur der spärlich anwesenden Weiblichkeit auf. Oder doch...na ja, so ein bisschen zumindest. Wir schauen ja sonst auch lieber in ein freundliches Gesicht als in eine Trauermiene. Neben Conti sticht  noch Keyboarder Adrian Askew heraus, der eine wirklich geniale Virtuosität  besitzt, was die schwarz-weißen Tasten betrifft. Es  gibt aber auch einen Schwachpunkt an dieser Performance heute Abend, und das ist der Gesang.
                                                

Zwischen Mike Starrs und dem Original Shouter James Hopkins Harrison liegen leider Gottes Welten. Aber  zuletzt genannter lässt sich mal nicht mehr zurück beordern, da er 1991 an einer Überdosis Heroin verstorben war. Starrs bemüht sich zwar ihn würdig zu vertreten, aber bei einigen Passagen, wo das Hohe C noch überschritten wird, geht gar nichts mehr.  Ein Lied wie ‚Time Bomb’ ist zuviel für ihn. Aber eigentlich handelt es sich bei diesem Auftritt hier um eine nahezu vollkommene musikalische Darbietung. Die emotionslose aalglatte Perfektion von damals ist dabei auf der Strecke geblieben. Lake waren schon in den Siebzigern ihrer Zeit weit voraus, genauso wie Steely Dan, und ob das ein Vorteil oder Nachteil gewesen war, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Tatsache ist, dass der Sound noch immer keinen Staub angesetzt hat, und Songs wie ‚Red Lake’, ‚On The Run’ und ‚Glad To Be Here’ mitnichten antiquiert klingen. Im Gegenteil, sie hätten auch gestern geschrieben worden sein können. Und um’s noch zu erwähnen, ein neues Teil, erschienen im vergangenen Jahr, namens ‚The Blast Of Silence’ gilt es ebenfalls zu promoten.
Ich für meinen Teil würde mir wünschen, dass Alex Conti mit seinen Lake an alte Erfolge anknüpfen könnte. Verdient hätt’ er’s allemal. Die Frage ist nur, ist die Musik wirklich zeitgemäß, und nicht noch immer ein Spur voraus... ? Die Hommage geht an Steely Dan mit ‚Black Friday’ – der wahrscheinlich perfektesten Band auf diesem Globus, die jemals existiert hat. Lang lebe Steely Dan!


siehe auch Diary für Aftershow Pics