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22.05.
2006 München, Prinzregenten Theater
Al Di Meola
Mir fehlen
nach wie vor die Worte. Was für ein Gitarrist, was für ein Wahnsinn. Spätestens seit ‚Friday Night In San Francisco’ zusammen mit John McLaughlin und Paco DeLucia im Jahr 1981 kennt den inzwischen 52-jährigen Italo-Amerikaner jeder Fusion-Jazz Freak. Entdeckt wurde er übrigens im zarten Alter von 19 Jahren von keinem geringeren als Chick Corea. Inzwischen kann Al Di Meola auf 21 Soloalben, 7 Sampler und 12 Gemeinschaftsproduktionen zurück blicken. Und er gehört zur Oberliga und Weltelite unter den Gitarristen. Der Mann ist einfach und schlicht und ergreifend der absolute Inbegriff von 100%igem Können. Und das alles trägt er mit einer Lockerheit und Leichtigkeit vor, dass die wenigsten Besucher hier im ausverkauften Prinzregenten Theater auch nur im geringsten eine Ahnung haben, wie viel Talent und eben Können da dahinter steckt. Man kann sich dem Bann dieses Musikers nicht entziehen, ob man will oder nicht. Aber man will ja sowieso nicht, sitzt man erstmal da und lauscht seinen stilistischen Klangkaskaden die aus einer Mischung von lateinamerikanisch-rockigen Rythmen bestehen, die mit etlichen Jazzanleihen und viel Fusion versehen ist. Nachdenkliche Akustik im sitzen vorgetragen wechselt sich ab mit der E-Gitarre, schwungvoll am Bühnenrand eingesetzt – im Stehen, versteht sich. Und das alles mit seiner ureigenen Technik versehen. Das Publikum übernimmt diese physische Aktion und dankt Al mit Standing Ovations. Der Meister selbst betont immer wieder, dass er selbst den Eindruck habe, dass gerade Deutschland seine Musik am besten verstünde. Ob das jetzt eine reine Höflichkeitsgeste ist, oder ehrlich als Fakt geäußert, ist nicht zu erkennen.
Okay ich geb’s ehrlich zu, - keine Setlist, - keine Definition einzelner
Stücke im Detail. Aber Al Di Meolas Musik geht sowieso irgendwie
ineinander über und hört
sich letzten Endes als ein Gesamtwerk an. Schade, dass meine Lieblingsstücke
‚Race With The Devil On A Spanish Highway’ oder ‚Mediterrian
Sundance’ nicht zum Einsatz kommen. Dafür schwelgt der Genius in
Klangwolken aus seinem letzten Album "Vocal Rendezvous" und dem
vorletzten Teil ‚Flesh On Flesh’ und versetzt sich des öfteren selbst
fast in eine Art Trance Zustand. Er ist verdammt gut, ohne dies anhand überlangen
Improvisationen heraus hängen zu lassen. Er hat Notenblätter vor sich
liegen, schaut aber kein einziges Mal drauf, und es scheint fast so, als
ob sie nur die passende Staffage zum Ambiente darstellen. Und dieses widerspricht sich in sich selbst.
Vornehme Gediegenheit eines klassischen Theaters, gefüllt mit einem eher
konservativ anmutenden Publikum, das intellektueller Musik lauscht,
gemacht von insgesamt fünf Musikern in Jeans und Flatterhemd mit einer
– take it easy – Mimik, ganz in Rock’n’Roll Manier. Dabei ist das
was sie machen, alles andere als eben Rockmusik. – Aber die Attitüde,
die Einstellung, die hat er allemal der gute Al. Dazu kenn’ ich ihn zu
gut. Aber egal, was zählt, ist eine absolut wundervolle Darbietung höchster
Gitarrenkunst, bei der man vor Wonne und Glückseligkeit zerfließen könnte
wie Vanilleeis in der Sonne. |
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