Zu Recht zählt man Peter Gabriel zu den Magiern des Pop, seine spektakulären Liveauftritte sind
legendär und er überrascht immer wieder mit ausgefeilten und außergewöhnlichen Ideen. So auch
mit seinem letzten Coup „Scratch My Back“ (mit dem er Anfang 2010 direkt auf Platz 2
der Deutschen Album-Charts chartete. Ein Album voller gecoverter Lieblingssongs des Briten – in
komplett orchestralem Gewand. Die Auswahl fiel erwartungsgemäß delikat aus und reicht von
Arcade Fire, Bon Iver und Radiohead bis hin zu David Bowie, Lou Reed, Talking Heads und Tom Waits. Mit diesem Album ging er 2010 dann auf große Tournee – mit ebenso großem Erfolg! Denn
im zweiten Teil seiner Konzerte präsentierte er sehr zur Freude seiner Fans seine eigenen Hits in
orchestralem Gewand und machte sie so zu einem völlig neuen Hörerlebnis. Der riesige Zuspruch
der Fans führte dann auch dazu, dass Peter Gabriel diese Songs einmal mit Orchester komplett im
Studio einspielte und im Oktober 2011 veröffentlichte: „New Blood“ heißt dieses Album
(Virgin/EMI) und chartete in Deutschland ebenfalls in den Top Ten direkt auf Platz 6.
Grund genug, um erneut auf Tour zu kommen und für die folgenden
Statement im Rahmen eines kleinen Interviews.... Peter Gabriel certainly belongs to those magicians of Pop. His spectacular live concerts are legendary and again and again he takes us by surprise with new, extraordinary ideas, also with his latest release 'Scratch My Back' in 2010, where he landed on top of the charts in many countries. It's an album full of covered favorite tunes of the Brit in an orchestral frame. His choice was pretty delicate and reached from Arcade Fire, Bon Iver and Radiohead until David Bowie, Lou Reed, Talking Heads and Tom Waits. With this album he want on a huge tour same year with even more success. Because in the second part of his show he actually performed with a small orchestra and made it to a new hearing experience. The huge response of the fans led to the conclusion, that Peter Gabriel went and re recorded them completely new with an orchestra and released this in October 2011 under the title 'New Blood'. and again, this album went into the charts. Reason enought for a new tour and this following statements by Peter himself..... |
“Viele Leute waren wohl sehr skeptisch gegenüber der Orchestrierung: Ah ja, da wird mal wieder ein Künstler älter und bucht sich ein Orchester dazu um sein Programm aufzupeppen – nein Danke! Und ich weiß, dass sich das anhört wie: Jetzt ziehen wir ins Kabarett ein und hoffen, ein bisschen Veteranen-Respekt entgegengebracht zu bekommen – oder wie auch immer man das nennen möchte. Aber das war eigentlich genau der Grund, warum wir dem Ganzen den Titel „New Blood“ – Frisches Blut – gegeben haben. Weil wir damit sagen wollten: Nein, das ist eben genau nicht die Art, wie wir an die Sache rangehen, wir versuchen hier den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen und auszuprobieren, ob wir nicht was Neues schaffen können. Vielleicht haben wir dieses Ziel nicht immer erreicht, aber ich finde es gibt Stellen auf der Platte, an denen man etwas hört, was es so noch nie zu hören gab. Und das ist natürlich das, was für mich immer das Aufregendste ist. “A lot of people had been put off by the idea of orchestry: some artist getting older, straps on an orchestra – no thank you! And I know it feels like: ‘ready to move into Cabaret o’ lounges and just trying to get some veteran respectability’ or whatever it is. And that was part of the aim with the “New Blood”-Title, trying to say: No, this is not the way we’re approaching it, we’re really trying to explore things here and see if we can do it differently – and we may not have always succeeded,but it felt that there are places on this record where you hear something that you won’t have heard before. And that’s what’s always exciting for me. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit John Metcalfe? - How did you get to know John Metcalfe? John Metcalfe habe ich über verschiedene Wege kennengelernt. Er hatte keine Angst, wagemutig zu sein. Und ich wollte ein kühnes Album aufnehmen. Wir haben die komplette Rockband rausgeschmissen. Die meisten Leute, die sich Orchester-Projekten widmen behalten ihre Band und nehmen das Orchester nur dazu. Aber wir haben die Gitarren rausgenommen, wir haben den elektrischen Bass rausgenommen, wir haben das komplette Drumkit rausgenommen und dadurch waren wir viel mehr dazu verpflichtet, die gesamte Farbenpalette des Orchesters auch wirklich zu nutzen. Als John [Metcalf] und ich uns das erste Mal trafen, haben wir ein paar Namen in die Runde geworfen. Und als wir zum Beispiel zu einem Track wie ‚Intruder‘ kamen, fiel auch der Name Hitchcock, denn das lieferte eine bestimmte Referenz. Denn ich denke, einige Songs wurden fast filmisch umgesetzt und Bernard Herrmann, Hitchcocks großartiger Komponist und Arrangeur war definitiv ein Einfluss auf die Art, wie John [Metcalfe] die Arrangements für ‚Intruder‘ zusammengestellt hat. Ich hatte zunächst die Songs, die oft als große Hits zitiert werden, beiseitegelassen und mich mehr auf die Songs konzentriert, die eine Geschichte erzählen oder mit Texturen und Stimmungen arbeiten, von denen ich das Gefühl hatte, dass sie das passende Rohmaterial haben, um es mit einem Orchester umzusetzen. John Metcalfe I came across through a number of different roots. He wasn’t afraid of being bold.And I wanted this to be a bold record. We threw away the rockband. Most people, when they do orchestra-projects keep the rockband and add Orchestra. But we took away guitar, we took away bass, we took away drumkit and in this way we were more committed and we had to use the colors of the pallet of the orchestra. When John [Metcalf] and I first met, we threw in some names. But then also, with a track like Intruder, we threw Hitchcock around, because that was a reference.Because I think, some pieces where approached filmacly and Bernard Herrman, Hitchcock’s great composer and arranger was definitely an influence on the way John [Metcalfe] has put together the arrangement for Intruder. I left to one side some of the obvious hits or whatever and went more for the song that were telling a story or were working with textures or mood that seemed to have the raw material that could translate well to Orchestra. Wie hast Du Dich als Sänger auf die Instrumentierung eingestellt? What was your vocal strategy to this instrumental techniqs? Ich denke als Sänger reagiert man immer auf das, was man unmittelbar hört, deshalb verändern große Arrangements zwangsläufig die Art, wie man singt. Ich meine, einige der Songs habe ich seit zwanzig, dreißig Jahren im Blut und kannte sie vorwärts wie rückwärts, aber jetzt hatte ich die Möglichkeit, sie auch vokal anders anzugehen. Es ist ja physisch normal, dass die eigene Stimme tiefer wird, je älter man wird. Ich glaube, ich habe vielleicht einen Ton am Ende der Skala verloren und ihn unten im tieferen Bereich dazu gewonnen. Das war ziemlich interessant. Einige Songs haben wir also einen Ton tiefer geschrieben, das bringt dann auch schon ganz andere Klangfarben zur Geltung. Ich persönlich finde, dass vor allem Leonard Cohen ein immer interessanterer Sänger wird, je tiefer seine Stimme wird. Ich liebe diese raue Darbietung. Wir haben also versucht, auch auf diese Aspekte zu achten; was ich in diesem Zusammenhang mit meiner Stimme anders machen kann. I think as a singer, you
always gonna respond to whatever it is you’re hearing at the time, so inevitably
the arrangements are gonna change what you do, but I mean these songs
have been in my blood in some cases for twenty of thirty years, so I
sort of knew them backwards, but I think there was more space to
approach the vocal a little differently.Physically,
as you get older your voice drops a little bit, so I think I probably
lost a tone from the top end and gained it down the bottom. So that was
interesting. So a couple of songs we put down a key, a tone in the key,
so that brings out different colors anyway. Leonard Cohen particularly I
think has gone to be a more interesting singer as his voice has deepened.
I love this sort of raspy delivery. So we were trying to be conscious of
some of this stuff as well, of what I could do with the voice within
this context. |
Was war das Schwierigste an alledem? What was the most difficult part on this project? Ich glaube das schwierigste Unterfangen
bei so einem Orchester-Projekt ist, die Songs trotzdem funky
hinzubekommen. Man hat ja keine, sagen wir mal ‚James Brown Rhythmus
Section’, die von sich aus eine gewisse Schwerkraft mitbringt. Also
muss man a) die Arrangements messerscharf auf den Punkt bringen, aber
auch b) das Dirigieren und das ganze Zusammenspiel; um genau den Groove
zu erzielen, den ich als Ex-Drummer absolut gewohnt bin, den ich für
meine Songs auch haben will. Ursprünglich war das Projekt auf 3
Monate ausgelegt. Aber dann wurde es viel komplexer und Richard [Chappell]
hat auch viel mehr daraus gemacht, als ich für mich zunächst erwartet
hatte.Und als es dann live auch so gut einschlug, hatte ich das Gefühl,
dass ich das erst aufnehmen und filmen musste, bevor ich mich wieder
anderen Dingen zuwenden konnte. Denn es fühlte sich wirklich so an, als
ob sich hier eine Tür geöffnet hätte.” |
‘Red Rain’ ist glaube ich
einer der beliebtesten Songs unter meinen Fans. Es hat diese treibenden
Percussion und es ist auch ein in gewisser Weise dramatischer Song. Es
ist fast ein Liebeslied, aber sehr impressionistisch. Naja, vielleicht
über eine Liebe, die nicht funktioniert hat. Ich war mir nicht sicher,
ob wir diesen Drive und diese Energie mit dem Orchester richtig
hinbekommen würden. Vielleicht war das einer der Gründe, warum ich ihn
nicht von vornherein mit ins Repertoire reingenommen habe. Der Song hat
auch eine hohe Gesangsleistung für mich…. die ich sehr genieße! Also
haben wir angefangen, an dem Song zu arbeiten, und ich hatte einige
Ideen für zusätzliche Melodien für den Anfang und John [Metcalfe]
hatte einige Ideen, wie man den Drive rausarbeiten könnte und so kam
alles zusammen und es fühlt sich an, als ob jetzt eine gute Portion
Energie dabei rüberkommt.” “Ich finde es eine tolle Sache, dass das Album mit ‘Rhythm of the Heat’ anfängt, denn es ist ein sehr wichtiger Track für mich, aus mehreren Gründen. Erstens ist es der erste Song, den ich mit einem Sampler komponiert habe. Auch wenn man Sampler heute für einen Appel und ein Ei bekommt – damals war ein Sampler ein Instrument, mit dem man auf der einen Seite den Sound kreierte und auf der anderen Seite anschließend manipulierte, das war total neu und frisch! Und diese Technik hat mich zu dieser Komposition geführt. Und dann den Trommel-Part am Ende, den hatte ich damals mit einer afrikanischen Trommelcombo aus Bristol aufgenommen. Das Ganze hatte eine gewisse Spannung eingefangen, die ich sehr liebe und die wollte ich auf keinen Fall bei der Orchestrierung verlieren. Also habe ich John [Metcalfe] gefragt, ob man einige der Rhythmus-Elemente und einiger der Drum-Parts auf die Orchester-Instrumente übertragen könnte und er hat einen fantastischen Job geleistet! Der Song ist von der Geschichte inspiriert, dass ein Mann nach Äthiopien geht und dort diese Trommel- und Tanzgruppe sieht. Er wird wie in einem Strudel mitgezogen bis zu dem Punkt, dass er richtiggehend hypnotisiert ist und die Kontrolle über sich selbst verliert. Ich finde den Gedanken sehr faszinierend, dass jemand, der den westlichen Einflüssen und Denken unterliegt, das dessen ganze Träume und sein Leben von dieser körperlichen, ursprünglichen Kraft überwältigt wird. Und ich denke, da gibt es immer noch Parallelen zum europäischen Trend, die Afrikanische Musik erforschen zu wollen…” “I think it is a great thing
we have ‘Rhythm of the Heat’ beginning the record, because
this was a very important track for me, for a number of reasons. One, it
was the first one really written around as sample. And although samples
are ‘two a penny’ today and at that time an instrument that could
sample are the sounds and then a layer to manipulate it – that was
really fresh and new. So that led me down that particular composition.
And then the drum-section at the end, which I had recorded with this
African drum-group based in Bristol called Echomae. And that had really
so captured some sort of excitement that I loved and I wanted not to
lose that with the orchestra. So asked John [Metcalfe] if we could
translate those rhythm-patterns and some of the drum parts to orchestral
instruments, and he did a fantastic job with that. You know, the story
had been inspired by the account of Karl Jung, going to Ethiopia and
seeing this drum and dance group and then finding himself being sort of
drawn in to the point where he was so mesmerized and lost control of
himself. And obviously, a guy’s influence, western thought and live in
his head, and his thoughts and dreams for so long - to suddenly be taken
over by this really physical, primal thing, that was fascinating
to me. And I think there’s probably some parallels to the European
trend of exploring African music as well…”
“‘Wallflower’ was
a song, I hadn’t really looked at for a while. And although it had
been written with Amnesty International in mind, and prisoners in
conscious and people being tortured, I had let it slide for a while, but
it was always a very popular song with fans. We sometimes ask, before we
go out on the road, what people want to hear. And although I won’t
agree to follow that absolutely, because I’m an awkward bugger, but I
will pay attention and maybe bring in one or two tracks that I hadn’t
thought about myself. And that was the case with ‘Wallflower’. I
wasn’t sure quite how we were going to do this, but the simple
piano-approach I liked, because when you hit the strings, after the
second chorus, it is a really emotional transition, so the emptiness
pays off.” |
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