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Vorausschicken möchte ich bei der nachstehenden Kritik, dass ich sie Dennis widmen möchte, ohne den, diese Konzert Rückschau vielleicht nicht möglich gewesen wäre.

Einmal mehr Carlos Santana mit seiner bunten Truppe, fast ausverkauft und genau wie
schon die Eagles in unserer Olympiahalle. Nur ist man wieder zur Normalität übergegangen was die Plätze in der, jetzt wieder unbestuhlten Arena betrifft.
Ach ja, Sohnemann Salvatore liefert uns die Einstimmung mit seiner jungen Garde. Und
genauso wie sie aussehen, machen sie auch ihre Musik. Hip Hop mit etwas Latina vermischt und das hochkantig gerappt. Nicht unbedingt mein Ding, was die Geschmacksnerven angeht, aber der Kleine gibt sich alle Mühe in Papas Fußstapfen zu treten, zumindest um seinen eigenen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Publikum nun eher aus Höflichkeit Beifall klatscht, oder ob dieser Next Generation Mix wirklich ankommt. Salvatore bedient im Gegensatz zu seinem alten Herrn des Keyboards und nimmt mitunter das Gesangsmikro in die Hand, letzteres im Wechsel mit der hübschen und wirklich talentierten Sängerin dieser Truppe. Irgendwann lässt es sich auch Daddy nicht mehr nehmen, seinem Sprössling hilfreich unter die Arme zu greifen und ein paar Takte mit zu musizieren. Ja, der Knoten geht auf dabei, und mit gleich zwei Santanas wird auch die Musik des Jungen akzeptiert.

                                       
Carlos Santana, Woodstock Legende und Stilikone, inzwischen
58 Jahre alt, kann auf eine fast 40jährige Karriere zurück blicken, die 60 Millionen verkaufte Platten und über 30 Millionen Zuschauer weltweit beinhaltet. Das sei nur am Rande erwähnt. Aber es gibt eine interessante Wendung in der, immer noch stilistischen Entwicklung des Meistros zu beobachten. Es tun sich nämlich heute Abend eindeutig Tendenzen auf nach dem Motto – back to the Roots. Lange war der gebürtige Mexikaner nach seiner Latino Siebziger Jahre Karriere weg vom Fenster gewesen. Und kein Hahn hatte mehr wirklich nach ihm gekräht. Bis.... ja bis er vor fünf Jahren mit dem Album ‚Supernatural’ daher kam und mit jugendlicher Unterstützung einiger wirklich talentierter Sänger ein fast reines Popalbum einspielte. Die Rechnung ging auf, und Carlos war wieder in aller Munde und schoss augenblicklich wieder hinauf zum Ruhmeshimmelhöher denn je. Er blieb für ein weiteres Album bei dieser Masche. Und es entpuppte sich als fast genauso erfolgreich. Seit einiger Zeit ist nun wieder ein neuer Longplayer da namens ‚All That I Am’. Und siehe da, man bemerkt beim anhören alsbald, dass die Tendenz langsam aber sicher wieder rückläufig ist, und die Latino Rhythmen wieder überwiegen. Und das tut es auch live. Anfangs sind die Fans etwas irritiert, befinden sich doch ach so viele jüngere Gesichter hier, die Woodstock nur vom hören sagen kennen, weil sie da noch mit den Störchen um die Wette geflogen sind. Und sie sind vor allem da wegen eben den vorhin erwähnten  Supernatural Hits.

Pustekuchen! Der Chef lässt die Puppen heute lieber nach Salsa- und Rumba Art tanzen und tobt sich vor allem in eleganten und sehr langen Gypsy Suite Gitarrensoli aus, wobei er eher unbekanntere Stücke, zumindest für Otto Normalverbraucher auspackt. Er kann einfach seine Wurzeln auf Dauer nicht verleugnen und vor allem seine Liebe zum ureigenen Latino Sound. Gott sei Dank sind aber unter dem Publikum auch noch genügend ältere Semester, die diese Trendumkehrung mehr als zu schätzen wissen und mit glorifizierten Gesichtern ihrem Idol frohlocken. Andere wiederum werfen das Handtuch und verlassen vorzeitig das Geschehen, weil es entweder nicht mehr ihren Geschmacksnerv trifft, oder das Ganze schlicht und ergreifend über ihren Horizont geht.
Santanas Mitmusiker sind fast die selben wie auf der
letzten Tour, allen voran Schlagzeug Ikone Dennis Chambers, der neben seiner gut gehenden Solokarriere nach wie vor festes Bestandteil von Carlos Treck ist. Wenn er loslegt, dann tanzt sogar sein Schlagzeug tscha tscha tscha. Und er klopft drauf rum bis die Funken fliegen. Ich würde ihn als feurig bezeichnen, wäre da nicht der krasse Gegensatz seines Looks, der eher an ein gemütliches Dickerchen hin erinnert. Aber glaubt mir, das ist er nicht. Der gute Mann zählt nicht umsonst zur absoluten Topelite der Schlagzeug Welt.

Ebenfalls zu erwähnen wäre Andy Vargas, das noch relativ junge Gesangstalent, das schon bei Supernatural live on stage mit dabei war. Raul Rekow an den Congas und Percussion sticht noch hervor oder auch Chester Thompson am Keyboard. – Insgesamt gesehen sind aber alle Mitglieder der Santana Band Weltklasse Musiker. Carlos würde auch nichts drunter engagieren – logisch.
Spätestens bei Samba Pa Ti dann, tauen die Leute endgültig auf, und die Halle verwandelt sich in einen Hexenkessel im Gegensatz zum vorhergehenden eher gediegenen Ambiente. Von den Klassikern darf natürlich ‚Jingo’ und ‚Black Magic Woman’ nicht fehlen.

Bei der Gelegenheit möchte ich Eurer musikalischen Unwissenheit
wieder mal auf die Sprünge helfen und, bemerken, dass gerade das berühmte ‚Black Magic Woman’ eben nicht vom Meister stammt im Original, sondern er dieses viel mehr von Fleetwood Mac adoptiert hatte. Geschrieben hat das Stück übrigens kein Geringerer als Peter Green himself. Wusstet Ihr nicht, stimmts?!

                                                    


’Oye Como Va’ folgt und dann letztendlich doch noch die Nr. 1 Hitsingle ‚Smooth’ vom Supernatural Album. Ein Abschlusswort gibt’s dann auch noch für alle um des lieben Friedens Willen, für welchen sich der Wahlamerikaner und streng katholische Christ vehement einsetzt. «Wir sind nicht George Bush, wir sind alle eins, wir sind eine Familie»,  betont er und weist damit per Zaunpfahl auch auf seine politische Einstellung hin. Nur das ist etwas, was ich persönlich auf den Tod nicht leiden kann. Politik gehört in die  Politik und auf keine Bühne. Entertainment ist Entertainment und sollte dies auch bleiben. Amen! Fast im gleichen Atemzug erinnert Carlos Santana an  Jimi Hendrix, Bob Marley, Mutter Teresa und Martin Luther King. «Wir wünschen Euch Frieden, Freiheit und Freude», fügt er hinzu.... und da ist es endgültig wieder, das alte Woodstock Feeling. Es fragt sich nur, ob dies die junge Generation so rüber kriegt. Noch zehrt er vom Mega Erfolg der letzten drei Alben. Aber ob er sich langzeitig gesehen mit dem Rückschritt in alte Zeiten selbst einen Gefallen tut, wird sich noch heraus stellen. Alles in allem ist es aber wie immer eine High Quality Performance, und der Fan und Musikliebhaber südamerikanischer Klänge kommt voll auf seine Kosten.
‚Evil Ways’ und Love Supreme 
machen nach zweieinhalb Stunden das Schlusslicht. Aus is’ ohne Zugabe, ohne Schnick Schnack.
                                                                                        
http://www.santana.com/

                                                         



Und wie eingangs erwähnt, bedanke ich mich bei
meinem alten Freund und Kupferstecher Dennis, der mir
diesmal so wie auch beim letzten Mal...
den Besuch des Konzertes spendiert hat.
Das nächste Bier geht dann auf mich – versprochen! 

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