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…. Und da standen wir mitten in Budapest, keine karierte Schnecke sprach auch nur ein Wort deutsch oder englisch, und wir  verzweifelten fast bei unserer Odysee, Victory doch noch aufzuspüren – irgendwo im Nirgendwo. So geschehen anno 1991, kurz nachdem ich aus England für immer zurück gekehrt war.
Seitdem habe ich diese Band nur noch einmal live gesehen hier in München in der Theaterfabrik mit Supportband Gotthard ein Jahr später. Heute  wäre die Konstellation allerdings eher umgekehrt. Und Victory müssten Gotthard anheizen. Selber schuld, sag’ ich, wenn man sich so lange aus dem Verkehr zieht aus was immer für welchen Gründen.
                                                    
Fakt ist, jetzt simma wieder da, und das auch noch fast im Original Line-up. Na ja, zumindest der harte Kern, die Seele, das Herz und der geistige Kopf  hat sich wieder zusammen gerauft, und der hört auf den Namen Peter Knorn, Hermann Frank und Tommy Newton. Ach ist das scheeeen. Nun, wir wollen natürlich den Neuzugang, bzw. die nächste Generation, nicht vernachlässigen, der sich aus Drummer Achim Keller und Sänger Jiati Parchardies zusammensetzt. Und, dass letzterer offensichtlich von einigen Leuten vehement abgelehnt wird, nur weil seine brandneuer Hairstyle nicht dem Genre entspricht, (so geschehen heute in München) finde ich absolut kleinkariert, engstirnig und borniert. Es ist schon traurig, dass die Akzeptanz mehr vom äußeren Look abhängt als von der Stimme und der Performance. Denn sowohl über das eine als auch über das andere kann man nun wirklich nicht meckern. Himmel Herrgott, sag einer noch mal die deutschen Heavy Metal Fans wären ja ach so locker drauf. Im Grunde genommen seid Ihr alle da draußen erzkonservative Normalbürger, die lediglich durch ein äußeres Klischee auffallen wollen, nicht kompromissbereit sind, und auch den kleinsten Ausrutscher aus dem Schubladen-Denken als Todsünde werten. Okay, genug ist genug, sonst  hagelt’s zum Schluss beim nächsten Hard & Heavy Event  noch Morddrohungen.

Back zum Geschehen, bei dem unsere verlorenen, wiedergewonnen Söhne putzmunter mit einer wahren Bestleistung aufwarten als Anheizer für Metal Church. Songs wie ‚Don’t Tell No Lies’, Backseat Rider’, ‘Standing’ oder ‘On The Loose’ laden zum mitschunkeln ein, ja ja okay -  headbangen, wollt ich natürlich sagen. Und der Zahn der Zeit hat allerhöchstens an Hermann Franks Haupthaar etwas genagt, aber ansonsten hat sich wirklich rein gar nichts verändert - am harten Kern, mein' ich. Ich persönlich hätt’  gern noch ein bisserl mehr vom allerersten Album ‚Don’t Get Mad Get Even’ gehört, welches nach wie vor mein Favorit ist. Positiv überrascht bin ich allemal, mal abgesehen von der bescheidenen Akustik, und hoffentlich gibt’s in absehbarer Zeit auch wieder einen Headliner Gig, der uns einmal mehr schach matt setzt – stimmt’s Peter?! 

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Auch zu Metal Church könnte ich jetzt, ebenso wie bei Victory, in der Vergangenheit graben anhand einer Anekdote, die sich 1990 in London zutrug, als die Band ein Gastspiel im legendären Marquee Club gab. Engländer sind bekannt dafür Supportbands zu ignorieren. Demzufolge befanden sich zum frühen Zeitpunkt außer meiner selbst, gerade mal 15 weitere Anhänger der harten Zunft im heiligen Tempel. Dass sich dann allerdings der ach so verachtete Support als niemand anderer als Metallica themselves entpuppte, die diese Einlage als kleinen Gag am Rande ansahen, damit hatte keiner gerechnet. – Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu sagen, nur soviel, dass man ein ‚fast’ Privatkonzert  jener Metal Heroen sein Leben lang nicht mehr vergisst. Ach da kann ich nur wieder sagen: herrlich war’s und vor allem einmalig. -


 


Tja, und seitdem werde ich automatisch jedes Mal an diesen Abend erinnert wenn uns Metal Church beehren. Und nicht nur ich. Kurdt Vanderhoof ist auch übrig geblieben von der damaligen  Begebenheit. Der Rest kennt die Story nur aus Erzählungen. Im Gegensatz zu früher geben sich die Amerikaner heute eher vornehm elegant, wenn man mal von den üblichen langen Zotteln absieht. Keine Niete ziert mehr ein Heavy Metal – Logo Outfit. Man bevorzugt schlichtes Schwarz mit einer klassischen Note. Nur der Chef selbst verzichtet nicht auf die schon fast angewachsene Bermudas mit schmückenden Rock Hard Logo. Wären wir im Werbebusiness, würde man das jetzt glatt als Schleichwerbung bezeichnen. Doch diese eventuelle Absicht bezweifle ich wiederum schwer, sondern vielmehr glaube ich, dass die Rock Hard Modelinie sehr figurbewusst auf die individuelle Korpulenz zugeschnitten ist und demnach einiges dezent verbirgt, was ansonsten nur allzu offensichtlich wäre. Die schnittigen weißen Socken und Turnschuhe runden die sexy Vision ab. Aber wie auch immer,  der musikalischen Darbietung tut das auf keinen Fall Abbruch. Und darauf kommt’s ja letztendlich an. Metal Church rocken das Gemäuer unseres Metropolis Clubs und die 200 Metalheads hier nieder, und so mancher Die Hard-Betongemisch- Verfechter  beginnt im bayrischen Gerstensaft Delirium die Band da oben mit dem lieben Gott zu verwechseln. Heiland Sakra, da könnten sich Katholiken noch was abschauen beim Vater Unser beten. ‚Watch The Children Pray’, ein Stück, dass genau 20 Jahre auf dem Buckel hat, aber dank Kultstatus nach wie vor zum festen Repertoire der Band gehört, ist eine schwere tragende Nummer, die die ansonsten rasanten Heavy Metal Geschosse gekonnt unterbricht und dem Ganzen die berühmten Ecken und Kanten gibt. Überhaupt finden auf der Playlist jedesmal vor allem Stücke vom allerersten Album ‚Metal Church’ 1984, und von der zweiten Scheibe ‚The Dark’ 1986 Platz. Eigentlich nicht verwunderlich, denn seien wir mal ehrlich, das sind die beiden besten Longplayer, die Metal Church jemals aufgenommen haben. Und der – one more Song – wie könnt’ es anders sein: ‚Highway Star’, Deep Purple sei Dank.... –
Ein, noch erwähnenswerter Umstand widerspricht sich, allerdings auf sehr amüsante Art und Weise, bei dem beinharten, glorifizierten Heavy Metal hin oder her. - Kinder, ich erlebe selten so genüssliches Haute Couture Posing on stage wie bei Metal Church. Laufsteg-Spezialist Bruce, aus -  ‚Deutschland sucht das Supermodel’, hätte seine helle Freude daran. Ich natürlich auch, und vor allem meine Kamera, die fast Purzelbäume schägt, und aus den geplanten 100 Shots schnell mal 250 macht. -  Tja, Musik hin oder her, - das Auge isst schließlich immer mit ........und beides vereint... – umso schöner !
PS.: eine eigene Bilderseite folgt später noch!!!

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