Um es vorweg zu nehmen... 1.500
Besucher sind für ein Konzert beim alljährlichen Tollwood Festival
nicht gerade der Oberhammer, wo doch in etwa 5.000 Leute in das überdimensional
große Zelt hinein passen. Und somit wirkt die Szenerie nicht unbedingt
überfüllt. Aber ........!!!!! Und das ist der springende Punkt. Für
ein klassisches Heavy Metal Konzert hier in München, und das auch noch
bei herrlichstem Biergarten Wetter und Fußball WM sind 1.500 Seelen
absolut fantastisch, überirdisch und fast unglaublich. Und nicht mal
die Band da oben glaubt so richtig an das was sie optisch aus der Stage
Perspektive geboten bekommt. ‚Wir haben immer geglaubt, München wäre
ein Sch.... Pflaster für HM Bands’ tönt Klein-Toby in sein Mikro.
Und ganz unrecht hat er damit auch nicht. München war noch nie das Non
plus Ultra dieser Musikrichtung, besonders wenn man so eine Show
abliefert wie anno dazumal vor einem Jahr beim Deep Impact Festival, wo
Edguy gnadenlos abgedümpelt waren, dank schräger Soundkulisse
und oraler Stimmprobleme und einer schwedischen Partie namens Clawfinger,
die den Hardrockern mit ihrem Cross Over mit Links den Rang abgelaufen
hatten. Solche Erinnerungen schüren selbstredend nicht gerade die
Eurphorie seitens Künstler und auch Publikum. Und deshalb ist es gerade
jetzt so herzzerreißend umwerfend, wie viele Sympathien der Band
trotzdem noch entgegen springen, und das auch noch dreifach so üppig
wie beim Deep Impact. Wohlgemerkt, das gilt lediglich für München.

Support Primal Fear dürften ebenfalls davon profitiert haben, auch wenn
diese die undankbare Aufgabe hatten, schon um halb Sieben in die Polposition zu gehen. Und so mancher Die Hard Heavy Metal Fan kommt natürlich
prompt zu spät und kriegt von Matt Sinner, Ralph Scheepers und Co. nur
noch die Hälfte mit vom Kuchen. Ein Dankeschön geht an die Band, dass
wir Fotoheinis diese bis zum bittersüßen Ende knipsen dürfen und
somit zumindest visuell noch ein paar Eindrücke erhaschen. Primal Fear stehen für
serious german Heavy Metal, meinem Geschmack nach, etwas zu ernst genommen.
Aber Ausstrahlung hat der Frontshooter allemal. Eine Mischung aus Mr.
Propper meets Superman dank Glatzkopf und Schwarzenegger Muckis, aber
was das wichtigste und selbstredend ausschlaggebendste ist, der Tenor
stimmt 100%ig. ‚Living For Metal’ und ‚Metal Forever’ –
Klischeephrasen, aber zu Primal Fear passen sie einwandfrei, genauso wie
der, eingangs erwähnte, todernste Espirit.

(PS.: wenigstern er nimmt's mit Humor)
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Edguy

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Edguy hingegen nehmen ihre Ansicht der Dinge
nicht ganz so nüchtern. Nach dem Motto – lass die Puppen tanzen und
den Rock’n’Roll explodieren, schießt Hellfire - Toby (Anm. so
steht's auf seinem T-Shirt) mit neuer
schnittiger Kurzhaarfrisur an die Front und versucht mit Unmengen entfesselnder Energie, die Münchner Hardrock Gemeinde doch noch einen
Rosenkranz beten zu lassen. Und yep, - Aktion gelungen und vollbracht.
Und die anfängliche Unsicherheit bezüglich vergangener Münchner
Erfahrungen löst sich in Null komma Nix in siegesgewisser Euphorie auf.
Er hat uns alle binnen weniger Minuten komplett in der Hand und bringt
das Zelt zum schwingen und die Bodenplatten zum Tango tanzen. Halleluja,
das hätte sogar ich mit meiner verdammten Skepsis nie und nimmer
gedacht, dass der Gegensatz zwischen Deep Impact damals, und
Tollwood heute so krass sein könnte. Vorurteile hin oder her, aber Gott
sei Dank lässt man sich als Journalist immer wieder gern aufs Neue überzeugen.
Und was vor zwei Jahren gnadenlos den Bach runter dümpelte, schießt
hier und jetzt in Sphären, die ihnen jede andere deutsche Band dieses
Genres erst mal nachmachen muss. Klar, wieder mal steht und fällt die
ganze Schose mit dem Sänger, ohne den das Potpurri
nur halb so viel wert wäre.
‚Superheroes’ bekommt einen buchstäblichen Stellenwert, wenn
auch nur in kleinem Rahmen.
Und als einige Fans lautstark verlangen,
dass sie Edguy beim nächsten Stell-dich-Ein lieber in unserem alten
Olympiastadion (Fassungsvermögen ca. 60.000) sehen wollen, meint Tobias
Summet ganz schlicht und ergreifend: ‚na, dann müsst Ihr halt noch
einige Freunde mitnehmen, dann klappt das schon’. Uppps...nun, für’s
Stadion wird’s wohl auch in Zukunft nicht wirklich reichen, aber um
mich zu wiederholen.... – 1.500 Besucher hier in München bei einem
Heavy Metal Konzert sind schon ein Ziel, von dem die meisten anderen Künstler
dieser Stilrichtung und Größenklasse nur träumen können. Und last
but not least… am meisten überrascht ist letztendlich kein Geringerer
als Klein-Toby himself, der verspricht, in spätestens ein einhalb Jahren wieder
südlich vom Weißwurscht-Äquartor aufzugeigen. – Eine lange
Zeit fürwahr, und hoffen wir, dass sich die Dinge bis dahin nicht
einschneidend verändern.... Klasse
gemacht Jungs. Und glaubt mir, der Rock’n’Roll lebt auch in München.
Man muss ihn nur gekonnt, exzellent und mit viel Witz und Humor
darbieten, wie.... na –wie eben Edguy grade......

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