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.... wer wagt es
Rittersmann oder Knapp’ zu tauchen in diesen Schlund. Einen goldenen
Becher werf ich hinab. Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer
mir den Becher kann wieder zeigen, Er mag ihn behalten, er ist sein
eigen.".........usw usw.... So fängt sie doch an, die mittelalterliche Ode über den Edelmann, der mutig sein Leben verschenkt für eine holde Maid, erzählt von einem gewissen Herrn Friedrich Schiller. Ja ja, aufregend muss es schon gewesen sein, das Leben in jener dunkelgrauen Epoche, die je und prompt mit der Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Columbus beendet wurde. Aber genug der geschichtlichen Tatsachen. Wir schreiben schließlich das Jahr 2006 nach Christi Geburt, und wir sind modern, fortgeschritten und aufgeschlossen allem Neuen gegenüber, das da daher geschwommen kommt. Und was paddelt daher? Na klar, eine Hommage ans geheimnisvolle Mittelalter, wo man als Ritter die Stellung eines heutigen Generaldirektors inne hatte. Eine Zeitreise retour, wo die Kleidung, abgesehen von Rüstungen, mehr Haut zeigte, als die 500 folgenden Jahre, wo man einen Weißheitszahn noch mit der Holzhammer-Betäubung gezogen bekam, und wo Musiker noch ohne Lautsprecher und allenfalls mit der Luft ihrer Lungen und exotischen Instrumenten die Menschen mit fröhlichen Weisen beglückten. (PS. & ihrem Outfit!!!)
Und genau dessen
haben sich Corvus Corax angenommen unsere mittelalterlichen Spielleute,
die uns im gegenwärtigen Atomzeitalter die musische Nostalgie und einen
Hauch vom Leben der oben beschriebenen Ära näher bringen, dank
akustischer und auch visueller Haute Couture. ......bis heute, und das jetzt auch nur im Schnellverfahren einer halben Stunde, vormittags um zehn inmitten des alljährlichen Family-Festes der deutschen MiniMal Supermarkt-Kette. Klingt jetzt ziemlich ernüchternd, was??? Nix is’ es mit mittelalterlichem Flair und Ambiente ala’ Kaltenberg, wo die Truppe jedes Jahr aufs Neue als Haus- und Hof Kapelle bei den berühmten Ritterspielen gastiert. Aber wie sagt der Bauer bzw. Knapp’ so schön: lieber irgendwas als gar nichts. Und unser Münchner Tageszeitungs-Verband macht’s möglich und holt die Spielleute und noch ein paar Ritter der Tafelr.... äh..... aus Kaltenberg zu uns her, für einen kurzen Abstecher, und natürlich etwas Promotion für die gegenwärtig stattfindeten Ritterturniere im vorhin benannten Ort, und klar doch... etwas Zeitungsabo Promotion.
Unglücklicherweise üben aber die benachbarten Zelte mit Schnäppchen-Ramschverkauf wesentlich mehr Anziehungskraft auf die Klientee’ der Gesamtveranstaltung aus, als unser mittelalterliches Intermezzo im Stenographie-Stil. Und so finden sich anfangs nur ca. 50 Anhänger der Kolkrabenkultur und Zaungäste ein, die sich allerdings im Verlauf der Performance zusehends vermehren, angezogen durch die doch etwas gewöhnungsbedürftigen Klänge und die Augenweide. Zugegeben, die Musik von Corvus Corax ist eine reine Geschmackssache. Und ich bin fast überzeugt, dass sich so manches Wegvolk ein Gastspiel der Musiker zwar gerne live ansieht wegen der Atmosphäre, aber zu Hause in der Kemenate mitnichten den Weisen auf moderner Laserdisc in Andacht lauschet.
Trotzdem erfreut sich
gerade diese musikalische Wiederbelebung des Mittelalters in den letzten
Jahren einer deutlichen Beliebtheit, und die Popularität von Bands wie
Schandmaul, InExtremo, Subway To Sally, Haggard, und eben Corvus Coras
alias Tanzwut
ist nach wie vor im Steilflug
nach oben begriffen. Jeder der Künstler
behauptet zwar von sich, etwas absolut anderes wie der nächste zu
geigen. Aber leider Gottes sind viele von uns Otto-Normalverbraucher zu
unbedarft und naiv, um die feinen Unterschiede zu erkennen und sie
dementsprechend richtig zu definieren. Bis auf.... nun bis eben auf Corvus
Corax, die, wie ich mir zumindest einbilde, diese Form von Unterhaltung
noch in ihrer reinsten Form beherrschen... unter anderem und neben
individuell veranlagten
Elektro-Punk
Tendenzen, versteht sich
selbstredend. Mittels
Dudelsack in gleich dreifacher
Ausführung, Schalmei, Trumscheit, Drehleier, Pauke und noch einigen
anderen befremdend wirkenden Instrumenten bieten uns die modernen
Minnesänger mittelalterlicher Künste ein wirklich amüsantes Schauspiel.
Am Rande bemerkt... nicht nur für’s Ohr ist hier etwas außergewöhnliches
geboten, sondern auch für’s Auge, besonders für’s weibliche!!! J))
Diese antiken Beinkleider haben so ihre Reize und beleben die Sinne
und.... die Fantasie. Aber das, wie gesagt, - nur diskret nebenbei
geflüstert... oh la la.... Beendet wird die Schoße noch von einigen
entliehenen Rittersleut' aus
Kaltenberg, die Corvus Corax tatkräftigst mit Schwert und Gebrüll unterstreichen, um die Stimmung noch ein wenig länger aufrecht zu
erhalten. Damals hieß das noch Schwertkampf, heute nennt man’s
wrestling. Und um mich schon wieder zu wiederholen.... der nicht gesagte,
aber in der Luft liegende Slogan heißt Kaltenberger Ritterspiele, die im
Augenblick wieder mal stattfinden. (siehe Infos oben) Und es ist sicherlich für
all diejenigen, die Corvus Corax bis dato noch nicht kannten oder
immer noch nicht kennen , eine Überlegung
wert, sich die Spielleute ausführlich in Kaltenberg
anzusehen. Denn im passend-richtigen Fackel Ambiente kommt das Spektakel
sicherlich 100.000 Mal besser rüber, als hier auf der Minibühne um 10
Uhr vormittags mit TZ
und Merkur Werbung im Hintergrund und Lolly Pops Reklame Schild....... |