Jetzt hamma ihn! – Den
ultimativen Beweis, dass die Rockmusik der vergangenen 35 Jahre nach wie
vor up to date ist und Jimi lebt.. Und das ist beileibe keine Frage von Trendwendung,
Zeitgeist oder Generationenwechsel. – Jimi Hendrix feiert Auferstehung
in Form von drei jungen Australiern, die anno 1970 noch mit den Störchen
flogen. - Wolfmother
zelebrieren Retro-70er Jahre Psychodelic Rock wie er besser nie hätte
gemacht werden können. Und sie schlagen ein wie ein nuklearer
Sprengkopf, speziell
bei den vorwiegend unter 20jährigen. Wer hätte das gedacht. Da tanzen
sie, da prügeln sie sich in den vordersten Reihen die Gehirnzellen aus
den Eierköpfen und betreiben das Stage Diving bis zum Exzess. Und zwar
so, dass jeder Die Hard Heavy Metal Freak neidisch werden könnte -
Und der ganze Klabauter-Hulatanz zu sattem, wie erwähnten Hendrix meets Blue Öyster Cult
und Led Zeppelin Liedgut. Ursprünglich für unser kleines Atomic Cafe
geplant, mit grad mal in etwa 150 Mann Fassungsvermögen, wurde das Event
flugs verlegt in die kleinere der beiden Georg-Elser-Hallen, um dann
einen Tag vor dem Popokatabetl Ausbruch noch auf die große Variante dieser
Veranstaltungsstätte auszuweichen. Der Dank geht vor allem an MTV und
VIVA, die den Hype um diese Erben des Ikar... pardon....
Pre-Woodstock Phänomens erst richtig geschürt haben. –
Und wieder einmal bestätigt sich ein altes Sprichwort nach dem Motto:
was der Bauer nicht kennt frisst er nicht, wenn es ihm nicht dekorativ
und schmackhaft vorgesetzt wird. Und beides haben die Medien in dem Fall
vorzüglich
verstanden. Es ist also alles nur eine Sache der Vermarktung, sonst
absolut und rein gar nichts. Das Können der Künstler heutzutage ist
zwar ebenfalls wichtig, aber nicht erstrangig. Traurig aber wahr. Und
ich gehe jede Wette ein, würden da oben drei, mit allen Weihwässerchen
gewaschene Rock'n'Roll Opas Ende 50 stehen, die
ohne Werbung, das gleiche Gedudel beackern, so würde kein Hahn danach krähen.
Leider!
Aber Wolfmother sind jung,
motiviert und Marionetten der allmächtigen
Industrie. Und sie sind tatsächlich obendrein gut, - kein
Schmarrn. Sehr spät und ohne große Produktion oder Firlefanz legt das
Trio los, dass sich die Mauersteine im Angesicht von
soviel Understatement herzerweichen. – Ich kann
mich nicht so ganz mit der etwas dünnen Stimme von Frontmann und
Gitarrist Andrew Stockdale anfreunden, der mit seiner Putzwolle auf dem edlen
Haupt der Jimi Hendrix Banalität optisch noch eins drauf setzt. Am Bass
und Keyboard Chris Ross, der sich nicht entscheiden kann, ob er
nun seinen Bass oder sein Keyboard als erstes k.o. prügeln soll. Nur
Schlagzeuger Myles Heskett verblasst etwas im Nirvana.

Jimi Hendrix
Gitarren- & Hairstyle stimmen überein...
Ich bin mir letztendlich auch nicht sicher wer da wen aufputscht, die Band die Fans
oder umgekehrt. Keiner stört sich daran, dass die Kids fast durchdrehen
und die Bühne in Besitz nehmen. Bei jedem anderen Hardrock Konzert würde
jetzt rechts und links ein Security lauern, um jeden der es auch nur annähernd
wagt, die heiligen Bretter zu erklimmen, wieder in den Mob zurück zu
befördern bzw. nach draußen. Nicht so bei Wolfmother. Es gibt keinen
Graben zwischen Band und Meute und keine Grenze, dafür tobt die Schlacht bei
Waterloo. Und die Band geht über ihr Limit und puscht die Kinder an
ihre Grenzen um sie eigenhändig wieder hinunter zu befördern vom
Altar. Fast ein Weltwunder, dass nicht mehr passiert außer etwas
Fallobst, das gottlob auf gefangen wird, bevor es den Boden küsst.

Die Musik selbst spielt
irgendwann sowieso keine Rolle mehr. Hauptsache der Rhythmus stimmt und die Härte
beißt sich in Granit. Dank der doch noch relativen Unbekanntheit der Stücke,
kann man hinterher sowieso nicht mehr wirklich unterscheiden, was welcher
Song wie und überhaupt gespielt wurde. Die Auswahl hält sich in
Grenzen,
(siehe Setlist), da Wolfmother bis dato nur ein Album auf dem Markt haben.
Aber das ist den Kiddies egal. Sie haben heute
Abend Hochleistungssport betrieben, der im Begeisterungstaumel noch
lange nach der Show wider hallt
Die leidtragenden Opferlämmer sind einmal mehr wir Fotografen, die um ihr Leben fürchtend,
verzweifelt versuchen, zumindest einen Bruchteil dieser Höllenstimmung
mitten auf der Schlachtbank einzufangen. Ansonsten wäre nur noch zu sagen:
Gratuliere Wolfmother.
Der Einstand ist ein Kir Royal. Und seien wir froh, dass es noch
solche Individuuen gibt, die das Erbe von Jimi Boy weiter tragen und
selbst die
übernächste Generation dafür begeistern können. – Auch wenn zu befürchten
ist, dass es sich wieder mal um eine Zeiterscheinung handelt. Aber das
sind wir ja schon gewöhnt.
No time for
development - und it's all up to Rubel, Dollar und Marie. Stimmt
doch, oder?!
|