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Auweia jetzt wird’s schwierig für mich!!! Aber ich versuch’ es trotzdem. -
Um ehrlich zu sein, ich wusste selbst nicht ganz genau, was mich da erwartet, da mir diese Band, die eigentlich nur aus einem Duo besteht, abgesehen vom Namen, kein Begriff war. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es sich dabei um eine Bildungslücke handelt oder nicht. Aber da so was, ich meine jetzt die Fortbildung, ja nie schaden kann, und Neugier eine meine Unarten ist, (bringt der Journalismus so mit sich) habe ich mich in Höhle des Löwen begeben. Übrigens im wahrsten Sinn des Wortes, denn das Backstage Werk ist rammelvoll bis ins hinterste Eck. – Die Ernüchterung kommt auf den Schlag, als mein Blick Richtung Bühne geht und da oben einen überdrehten  Zappelphilipp entdecke, der anscheinend aus der geschlossenen psychiatrischen Anstalt Freigang erhalten hat, und diese Chance jetzt für seine Zwecke ausnützt, - aber wie!!!! –
Keyboard und Synthie sind nur per Diashow auf Leinwand vorhanden, der Technosound kommt von Band, und Jung-Siegfried absolviert da oben eine Sondervorstellung in Sachen Gelenk-Akrobatik, - sozusagen das Sondertraining für die nächsten olympischen Spiele. Die  Sonnenbrille darf natürlich nicht fehlen, um dem Ganzen noch ein wenig die  Coolness zu verleihen, die dieses Genre für sich beansprucht. Zumindest die Stimme ist echt, was anhand etlicher Misstöne nicht zu überhören ist. Jessas Maria!!! - Gott sei Dank hab’ ich diesen Paradiesvogel nur noch am Rande mitbekommen, um anschließend gleich noch eines besseren belehrt zu werden, was Steigerungen betrifft.

Jetzt hab ich zwar schon wieder vergessen, wie der nächste Muffti, diesmal aus New York, USA, heißt,  aber anders als sein Kollege vorher, baut er mehr auf individuelle Entfaltung, speziell im Verfahren mit äußerst exotischen Instrumenten. Schwer zu beschreiben, dieses Monstrum, dass der Independent Künstler da verwendet. Aber es sieht aus wie ein Horn, das abgeschnitten ist, mit etlichen Drähten und Kabeln versehen und einigen eigenartig wirkenden Saiten zwischendrin verankert.

Damit werden dann Geräusche erzeugt, die sich  anhand von Samples technisch sofort vervielfältigen. Zuzüglich dem Gesang ergibt der Brei eine eigenartige Mischung aus exotischem Kunstgenuss. – Mein Dank geht an den Promoter und die Künstler, dass wir Fotografen nonstop im Graben sein können und wir es uns zur Folge dessen in den Verstrebungen bequem machen können. Quasi Logenplatz inbegriffen. –


Das Mini-Drumkit alls Bühnen Outfit


auch mit einem Mini-Handventilator lässt sich Gitarre spielen

 Ach ja so eine Art Mini-Schlagwerk ziert noch die Szenerei, dessen Inaktivität der Meister mit der Begründung entschuldigt, dass das Monstrum beim Transatlantik Flug etwas zu sehr durch geschüttelt wurde, und es deshalb einen Ruhetag benötige. Aber als smartes Schmuckstück und Accessoire  on stage hält es allemal her. Heilands Sakra!!!!! – Aber lustig ist es allemal anzuschauen, fotogen natürlich und auf Grund unserer vorzüglichen Sitzgelegenheit an vorderster Front auch sehr erträglich.

Und dann ist es endlich soweit und die eigentlichen Stars des Abends geben sich die Ehre. Und auch wenn sie mir persönlich bis zu diesem Zeitpunkt ein Buch mit sieben Siegel waren, so müssen die Dresden Dolls doch schon so einige Bonuspunkte bei ihren Fans gesammelt haben, dank des überschwänglichen Empfangs, der ihnen bereitet wird. Warum sie gerade den Namen Dresden Dolls gewählt hätten? – Klar es klingt so herrlich europäisch, und das ist für Amerikaner immer noch pure Exotik. Man merkt es gleich. Das Vorbild von Sängerin und Keyboarderin Amanda Palmer und Schlagzeuger/Gitarrist Brian Viglione ist der Komponist Kurt Weil, der Bertold Brechts moralgeschwängerten Theaterstücken mit viel Melodie und Rhythmus anno dazumal die musikalische Seele einimpfte. Während Viglione mehr aus der Hardrock Ecke kommt, frönt Amanda eher Klängen von Depeche Mode und The Cure. Die Amerikanerin hat ein Jahr lang in Regensburg studiert, deshalb spricht sie auch exzellent unsere Sprache. 2002 trafen sich die Beiden in Boston auf einer Party und beschlossen von da an gemeinsame Sache zu machen. Die theatralisch energetische Mischung aus Punk, Cabaret und Songwriting erweist sich als Treffer und Anziehung für viele neue Fans.  Das was sie da machen, kann man nur noch als skurril und abstrakt bezeichnen. Aber zugegeben, es hat was! Und sei es nur die Faszination, die von den beiden schrägen Vögeln ausgeht. Irgendwie ist das Ganze auch noch genial auf seine sehr eigenwillige Art und Weise. Amanda gibt zwischendurch noch eine interessante Version von ‚Der Eisbär’, im Original von Grauzone, zum Besten und beweist damit einmal mehr ihre Sprachkenntnisse. Ein gelungener Streich, fürwahr.  Brian Viglione hingegen trommelt sich buchstäblich den A... auf dabei, und die weiße Schminke beginnt sich mit Schweiß zu vermischen. .
Fakt ist, den Fans gefällts..... mir ... na ja, - zumindest was den allgemeinen Unterhaltungsfaktor betrifft, auch soweit. Trotzdem entfleuche ich vorzeitig nach draußen in den strömenden Regen und nehme die Erkenntnis mit, dass ich zwar sicherlich nicht umsonst hergekommen bin, aber eine CD dieser Formation in meinem Player daheim nie laufen würde. Aber privat ist privat und Job ist Job.... – oder wie heißt es so schön....?!!!!