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Dass ich die Unart besitze, Supportbands des öfteren zu ignorieren, dürften die meisten von Euch bereits bemerkt haben. Dies kommt allerdings nicht von ungefähr, denn zum Großteil sind jene auch nicht der Rede wert dank fehlendem Talents oder einfach nur Bedeutungslosigkeit. – Aber es gibt sie noch... Die Ausnahmen von der Regel. Und wenn eine solcher sogenannter Anheizer tatsächliches Potential besitzt,  dann lasse ich diesen auch auf keinen Fall außen vor. – Und sie sind wirklich klasse, die Jungs aus Nordirland, die mit ihrem Durchschnittsalter von 25 Jahren gerade mal sechs davon existieren, und ihre erste Scheibe genau zwei Tage nach dem München Konzert offiziell hier in Deutschland erscheint. -  Und dank dieses Albums, das ich als Journalist bereits vor einiger Zeit als Promoexemplar erhielt, haben meine Alarmglocken geklingelt, gefolgt von dem festen Vorsatz, mir ‚The Answer’ etwas genauer anzusehen. -

Resultat: es hat sich wirklich gelohnt. Optisch erinnern sich mich zwar eher an biedere Gymnasiasten, die eben erst der Pupertät entsprungen sind, mal abgesehen vom Sänger, der ein verspätetes Relikt aus der Flower Power Zeit zu sein scheint. Aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, wobei ich damit jetzt den visuellen Aspekt mit der Musik vergleiche. Herrgottszeiten, die Burschen sind tatsächlich phänomenal. Nein, nein, ich übertreibe nicht. Es stimmt wirklich. Und ich frage mich langsam, wo die Nordiren sich die ganze Zeit verkrochen haben, - bis jetzt zumindest. Sie gehören auf jeden Fall in die selbe Kategorie wie die Australier Wolfmother, nämlich zu dieser New Generation of 70er Retrorock Bands.

Ein sachter Hauch von Led Zeppelin liegt über den Melodien, genauso wie über der Bewegungsmotorik vom Sänger,  wenn auch nicht ganz so komplex und verschroben wie ihre musikalischen Großväter. – Und noch etwas, was mir bei Auftritten immer besonders behagt, ist dieses, - ohne Punkt und Komma – durchackern. Es bedarf hier keiner großartigen Ansagen zwischendurch oder gar Pausen. The Answer brettern ihren Rock’n’Roll Schlag auf Schlag auf das, erst etwas verhaltene Publikum, das allerdings mit jedem Song der Bühne einen Schritt näher tritt. Und letztendlich tanzt der Bär und es herrscht restlose Begeisterung. Jawohl, ja, der Akzeptanz-Test ist bestanden, und für alle, die nicht dabei sind bei diesem Schauspiel, kann ich nur raten, hört mal in das Album rein. Ich bin mir sicher, im November, wenn ‚The Answer’ für ihre erste Headliner Tour zurück kehren, werdet Ihr Fans der guten Rockmusik alle mit dabei sein....  wetten?!


Und D.A.D. ??? Mal schaun, - einen leichten Stand werden sie hinsichtlich dieses Supports sicherlich nicht haben. Haben sie auch nicht. Allerdings weniger zwecks dem Vergleich, als vielmehr wegen der technischen Schwierigkeiten, die die Band etwas piesacken. Ob das defekte Gitarren sind, die mehrmals ausgewechselt werden müssen, oder eine kaputte Snaredrum. Sei’s drum, D.A.D. sind alte Hasen im Geschäft, seit über 20 Jahren, und sie wissen damit umzugehen. Für meinen Geschmack fängt das Set der Headliner etwas verhalten an, - oder kommt mir das nach der Impulsivität der ersten dreiviertel Stunde nur so vor? I don’t know. Aber klar doch, sie sind natürlich nach wie vor souverän und überlegen und ziehen ihr Ding durch wie eh und je. Die Grimassen stimmen immer noch bei Jesper Binzer, und Stig Pederson bearbeitet im hautengen Sado Maso – Lackanzug seinen 2-saitigen Bass wie ein Folterinstrument kurz vor der Schlachtung. So etwas gibt es ‚nur’ bei D.A.D. . - Ich meine den 2-saitigen Bass.

Aber wie auch immer, - der Ton bestimmt die Musik, und der passt allemal, naja fast, wenn man von der leidlichen Hallenakustik absieht.  Er ist es auch, der den Focus on stage darstellt und die Show bestimmt. Der Schweiß rinnt in Strömen durch den Lack, bzw. unten durch und oben drüber. Er wechselt das Instrument mit einem selbigen, nur versteckt sich dieses in der Verkleidung einer Cruise Missiles. Früher hat die sogar mal Funken gespuckt aus dem Hinterteil. Aber das ist  wohl irgendwann eingestellt worden aus feuerpolizeilichen Gründen. Als Mr. Pederson sich dann auch noch seines Oberteils entledigt, weil’s wahrscheinlich anders nicht mehr auszuhalten ist, glänzen die Augen so mancher Rockerbraut verdächtig hell in Anbetracht von soviel männlicher Ausstrahlung, - ohne Brusthaar, und ohne auch nur ein Gramm Fett am Bauch und an den Hüften. – Okay, das musste mal gesagt werden aus weiblichem Blickpunkt, versteht sich. – Aber während Stig den King of the stage mimt, steht ihm Jacob Binzer, Jespers jüngerer Bruder,  in nichts nach auf der anderen Seite des Altars, und hält locker mit,  samt laszivem Schlafzimmerblick und Hosenträgern. (Anm. dabei hat’s der am faustdicksten hinter den Ohren vom ganzen Clan) Er ist ein guter Gitarrist, ein sehr guter sogar. Aber er stellt sich weder in den Vordergrund noch trumpft er auf durch extreme Zupfakrobatik.
Aber er besitzt eine Lässigkeit die ihresgleichen sucht.

Neues Album, klar doch...., will promotet werden, auch wenn dieses gar nicht mehr so neu ist. ‚Scare Yourself’ erschien bereits vor längerem Und inzwischen gibt es auch noch ein gleichbenanntes, inkl. DVD  mit dem Zusatz ‚Live’,  – aufgenommen am Roskilde Festival und in Kopenhagen bei einem Indoor Event. Trotzdem kommen die Klassiker keinesfalls zu kurz, allen voran natürlich ‚Sleeping My Day Away’ vom, meiner Meinung nach, - besten D.A.D. Album ‚No Fuel Left For The Pilgrim’ aus dem Jahr 1989. Eine meiner Lieblingsnummern ‚Evil Twin’ hat’s ebenfalls auf die Setlist geschafft. Den Rest könnt ihr selber lesen auf dem Ding hier unten drunter. – Und Jesper präsentiert uns stolz seine Deutschkenntnisse, die hauptsächlich aus dem Wort München bestehen. Ich hab's bereits erwähnt, würde ich für jedes München heute Abend einen Euro kassieren, dann könnt’ ich mir wahrscheinlich einen weiteren Urlaub auf Hawaii leisten, und Jesper bekommt umgehend seinen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Einzig allein die geniale Performance von 'Marlboro Man' aus den letzten Jahren vermisse ich etwas, der Paradesong von D.A.D. schlechthin. 

Zwei Mal werden die Dänen zurück gepfiffen vom absolut und restlos begeistertem Publikum. Für ein drittes Mal, so wie in Stuttgart reichts dann hier doch nicht mehr. Aber wie auch immer, und alles in allem, wie ich oft zu sagen pflege, - es ist eine anständige souveräne Vorstellung, und ‚The Answer’ müssen denn doch noch etwas an sich arbeiten um an dieses Potential von D.A.D. heran zu kommen. – Allerdings nicht weiter verwunderlich, ist es doch alles eine Sache der Jahre, Erfahrung, Reife und individuellen Entwicklung. – Aber ich bin mir eigentlich relativ sicher, wenn es ‚The Answer weiterhin gelingt, sich in unserem, heutzutage schnelllebigen Musicbusiness zu behaupten, dann schaffen sie es allemal irgendwann mit links.
Solong....... und D.A.D. forever.....

                                                                           Off stage Schnappschüsse gibt's wie immer im
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