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.... endlich krieg’ ich sie auch mal live on stage zu sehen, nachdem ich die Finnen-Monster-Eurovisions-Contest-Gewinner-Rocker schon zwei Mal glorreich versäumt habe. Und um ein Haar wäre es heute, hier in München schon wieder in die Hosen gegangen. Nachdem ich wegen eben dieses Events gerade ein charmantes Rendevouz vorzeitig abgebrochen habe, nicht ohne zu versprechen, hinterher wieder zu kommen,  springt mir beim Einlass sofort ein Schild ins Auge mit der Message: „wegen technischer Probleme ist der Konzertbeginn auf 21 Uhr verschoben. Lordi on stage um 22 Uhr 30. Die technischen Probleme entpuppen sich alsbald als Unpässlichkeit von Meister Lordi, alias Puti Tomansuu, den man in Lichtgeschwindigkeit noch schnell zu einem Arzt verfrachtet hatte, um das Stattfinden des Konzertes auch zu gewährleisten. Tatsache ist, der arme Kerl muss 1000 Tode gestorben sein an diesem Abend. Aber Respekt, - er hat sein Ding anstandslos durchgezogen ohne wenn und aber, aus dem einen Grund, seine vielen Fans nicht entäuschen zu wollen. Und der einzige Umstand, dass überhaupt etwas nicht ganz so ist, wie es sein sollte, ist eben jene Verspätung des Startschusses, sowie ein ziemlich überzogenes Schlagzeugsolo in der Mitte des Sets. Alles andere passiert genauso wie geplant, mit einigen kleinen technischen Hilfsmitteln aufgepäppelt, und ohne weiteren Zwischenfälle. -  Und nein, der Grund war kein absaufen am Oktoberfest, wie manche angenommen hatten.

Unsere Hütte ist wieder mal bis zum bersten gefüllt und restlos ausverkauft. Aber das ist auch nicht weiter verwunderlich. Die Euro-Contest-Gewinner sind wie Kometen zum Rock’n’Roll Himmel geschossen. Und aus einer etwas belächelten Kitsch-Monsterkapelle ist ganz schnell ein neuer glänzender Stern geworden, der hoffentlich jetzt so schlau ist, alles raus zu holen aus dieser Tatsache was eben nur geht. Denn wer weiß, wie schnell das Licht wieder erloschen sein wird. Der Sieg bei jenem Wettbewerb war ja, nehmen wir’s mal genau, eine Inszenierung und Kampagne sämtlicher europäischer Hardrock Fans, die damit bewirken wollten, dass auch ihre Musikrichtung zumindest einmal so richtig zum Ausdruck kommt.
                                                                                           

Ob das jetzt anhand von Lordi geschehen ist, oder einer anderen beliebigen HM Band, stand erst an zweiter Stelle. – Und seien wir mal ehrlich, die Fans, die Lordi damals gewählt haben, besaßen deren CDs ohnehin bereits. Somit dürften sich auch die Verkäufe weiterhin in Grenzen gehalten haben. Einziger wirklicher Fazit aus diesem Sieg, ist die Tatsache, dass Lordi nun erstmals als Headliner on Tour gehen durften, und die Hallen voll sind. – Und weiterer Fakt ist, Lordi muss sich jetzt dann schon etwas sehr gutes einfallen lassen für die nächste CD, damit der Status auch gehalten wird. Und das meine Jungs, wird sehr schwierig werden in unserer heutigen konkurrenzreichen, engstirnig-bornierten und schnelllebigen Welt der Musik.
                                            
Lordi setzen auf simple Popmusik, ja Ihr habt richtig gehört, - Popmusik, diese aber versehen mit einer Heavy Metal Gitarre und einem ultraharten Schlagzeug-Beat. Ich meine, - lasst mal letztere beiden Instrumente weg, und Ihr werdet sehen, bzw. hören, dass ich recht habe. Die Achtziger lassen grüßen. Die  Melodien sind eingängig und absolut und totsicher zum mitsingen geeignet. Und das tun die ca. 1.800 Fans hier auch mit voller Begeisterung. Kein Anspruch, keine komplizierten Soundstrukturen, wo man etwa konzentriert zuhören müsste. Nein, das ist Party pur, und der visuelle Aspekt kommt dabei ebenfalls nicht zu kurz. Wurde vor dem Contest noch schwerstens gelästert, Lordi wären nur eine Kopie von Gwar oder Alice Cooper, so will davon heutzutage keiner mehr etwas hören. Nein, Lordi sind geil, super und einzigartig heißt es, und die Huldigungen für die Monster aus Lappland kennt keine Grenzen. Ein einhalb Stunden  hält die Party an, wobei die bekannten Songs wie ‚Devil is a Looser’, ‚Would You Love A Monsterman’ und die Zugabe, die Hymne schlechthin ‚Hardrock Halleluja’ erst ganz zum Schluss erklingen. Die Songs, auf die die Fans letztendlich gewartet haben.

 


Ich gebe ehrlich zu, mir hat’s auch gefallen. Ich habe mitgeklatscht und mitgewippt, wenn auch nicht ganz so enthusiastisch wie die meisten anwesenden Die Hard Lordi Fans. Aber das schieb ich jetzt mal doch auf mein etwas fortgeschritteneres Alter und den Verlust jugendlicher Energie. Das, bereits vorhin erwähnte überzogene Drumsolo hätten sie sich zwar sparen können. Und ich wette, dass jenes in weiteren Auftritten auch lange nicht so extensiv ausfällt wie hier und heute. Aber wahrscheinlich hat’s diesen Break für Mr. Lordi gebraucht, um sich zwischenzeitlich etwas zu regenerieren in seiner ohnehin schon misslichen Lage. Der arme Kerl ist in seiner Maske, wo bestimmt Temperaturen von mindestens 50 Grad geherrscht haben dürften, sowieso schon fast umgekommen. Nicht zu sprechen vom Schlagzeuger, der neben dem physisch- anstrengendsten Einsatz noch drei Asthmaanfälle während des Sets bewältigen musste.
Und deshalb auch noch mal – Hut ab, die Show ist nahezu perfekt trotz aller Probleme, und sämtliche Lordi-Apostel und Anbeter dürften mehr als zufrieden nach Hause gegangen sein....


Luxus pur
Setlist in finnisch & englisch

Fazit: sie dürfen gerne und jederzeit wieder kommen um uns mit finnischem Monsterklischee und happy Hardrock Pop Metal zu erfreuen, - sofern es ein nächstes Mal gibt. Hoffentlich - Amen und Halleluja....

PS: Ein Uhr nachts - und Teil Zwei meines Rendevouz ist buchstäblich ins Wasser, äh in die Heia gegangen. Nun Hardrock scheint nicht vor Alter zu schützen...... Aber was tut man nicht alles für Lordi !                  
http://www.lordi.fi/