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Als erstes möchte ich gleich
was vorausschicken. Das hier ist nicht Mick Jaggers verlorengegangener
schräger Halbbruder da oben sondern David Johansen, der legendäre Sänger
der New York Dolls, der nach 30 Jahren Pause, lediglich lapidar meint: "Wir
waren die Typen an der Spitze und ganz kurz vorm Ziel, doch dann fielen
wir hin und brachen uns die Beine". Und genauso war es auch. Tatsache
ist, dass es jetzt fast 30 Jahre später ausgerechnet der englische
Musiker Morrisey war, der die New York Dolls dazu veranlasst hat sich zu
reformieren. So geschehen im Jahr 2004 beim Meltdown Festival in London.
Johansen, Kane und Sylvain treffen sich wieder und werden noch von
Libertines-Drummer Gary Powell, Gitarrist Steve Conte und Keyboarder
Brian Koonin unterstützt. Die beiden Auftritte erscheinen in einem
Zusammenschnitt auf der DVD "Morrissey Presents: The Return Of The
New York Dolls. Live At The Royal Festival Hall".
Als
tragischer Umstand erwies sich die Tatsache, dass Arthur ‘Killer’
Kane kurz nach der Reunion im Alter von 55 Jahren an Leukämie verstarb.
Für ihn spielt jetzt Sammy Jaffa den Bass, der ursprünglich zum
Original Line up der Hanoi Rocks gehörte. Und am Schlagzeug sitzt jetzt
Brian Delaney. – Im vergangenen Juli erschien das Reunionsalbum
"One Day It Will Please Us To Remember Even This". Und hier
sind sie nun, 30 Jahre später und nach wie vor topfit. Zumindest was
Syl Sylvain und David Johansen betrifft, die beiden Überlebenden der
Pop Art Ära. Man merkt es deutlich, dass die Spielfreude wieder
vorhanden ist. Zwar ist die Show nicht mehr so wild und crazy wie
damals, und Johansens Greta Garbo Kostüm hat wohl auch das Zeitliche
gesegnet. Aber etliche glitzernde Strassketten- und Armbänder samt
etwas Theaterschminke zeugen noch immer vom damaligen Glanz. Und was das
wichtigste ist, sie haben nix verlernt, auch wenn Johansen weithin
sichtlich ein Notenpult neben sich on Stage platziert hat mit einem
Textbuch zur hilfreichen Gedächtnisstütze.
Eine Show der New York Dolls ist ein Dejavu an längst vergangene Zeiten, unterstützt von Songs wie "Personality Crisis", "Jet Boy" und "Subway Train" nach denen einige Fans immer wieder lautstark verlangen, - solange bis sie gespielt werden. Ein Spargeltarzan ist noch fett gegenüber Johansens klappriges Gestell, und er hat noch immer etwas vom einstigen Provokateur, und sei es nur die Jeans, Größe 28 mit offensichtlich nix drunter. Und ja klar, die Ähnlichkeit zu Mick Jagger ist immer noch frappierend, vielleicht mit dem Unterschied, dass Johansen noch einige Falten mehr zu verzeichnen hat als sein berühmter Kollege. Aber das tut seinem allgemeinen Elan keinen Abbruch, und Sunglasses at Night ist die Devise. Sylvain hingegen gibt sich eher bedeckt samt Hut und Krawatte, hat aber seinen unvergleichbaren Gitarrenstil beibehalten. Der Rest der Truppe bringt dann noch optisch ein jugendliches Bild auf die Bühne und den zusätzlichen Drive. Die ca. 200 Fans danken es ihnen und feiern die Party enthusiastisch mit. Nein, ehrlich gestanden, ich glaube nicht, dass den New York Dolls beim zweiten Frühling ein Riesen-Karriereschub beschieden ist. Dazu können sich leider nur noch die wenigsten an damals erinnern. Und neue Liebhaber des Retro-Popart-Glamrock zu gewinnen, dürfte gegenwärtig schwierig sein. Aber das ist ja nichts neues. Also lasst uns schwelgen in Nostalgie und vor allem hoffen, dass es die New York Dolls trotzdem etwas länger aushalten diesmal. Man wird ja schließlich auch älter und weiser, - sagt man! Und ein Erlebnis sind sie live noch immer und allemal.... |